Ist es müßig, nach einem 1:3 bei RB Leipzig über mögliche Europa-Ambitionen des 1. FC Köln zu diskutieren? Nicht, wenn es nach RB-Torhüter Peter Gulacsi geht. Und offenbar auch nicht, wenn es nach Steffen Baumgart geht. Denn inzwischen macht auch der FC-Trainer deutlich: Der FC steht auch nach 22 Bundesliga-Spielen zurecht in der oberen Tabellenhälfte. Daran ändert auch eine Niederlage bei Red Bull nichts.
Es war Leipzigs Torhüter Peter Gulacsi, der nach dem 1:3 der Kölner bei RB den Stein ins Rollen brachte. “Es ging gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um die internationalen Plätze“, sagte der Keeper. Und tatsächlich: So hatte Leipzig gespielt. In dem vollen Bewusstsein, dass es in diesem Spiel für RB auch darum ging, einen Tabellennachbarn hinter sich zu lassen.
In der Hinrunde hätte diese Tabellenkonstellation keine Aussagekraft gehabt. Doch nun sind zwei Drittel der Bundesliga-Saison gespielt. Die Geißböcke liegen nach 22 Spielen auf Rang sieben. Zwei Punkte Rückstand auf die Plätze vier bis sechs sind kein Grund, wegen einer Niederlage gegen einen Champions-League-Anwärter den Blick gleich wieder nach unten zu richten. Schon gar nicht, wenn von ganz unten keine Gefahr ausgeht und es in den nächsten beiden Spielen zuhause gegen Eintracht Frankfurt und auswärts zum Tabellenletzten nach Fürth geht.
Auch ein Außenseiter hat ein Recht auf Erfolg
“Ob wir wirklich ein Konkurrent sind, wird man in den nächsten Spielen sehen”, sagte Steffen Baumgart am Freitagabend daher auch in Leipzig. Es war das erste Mal, dass der FC-Trainer deutlich machte: Ja, der 1. FC Köln kann unter Umständen tatsächlich um Europa mitspielen. Nicht als Favorit, aber als Außenseiter, der sich das Recht auf diese Chance verdient hat. “Wir stehen da, wo wir stehen, weil wir die dafür nötige Leistung gebracht haben”, fuhr Baumgart fort.
Den entscheidenden Unterschied zwischen einem Favoriten um Europa und einem Außenseiter hatte man am Freitagabend in der Red Bull Arena sehen können. “Die eine Mannschaft spielt jedes Jahr um die Champions League mit, die andere Mannschaft sucht ihren Weg”, sagte Baumgart. Dass diese Suche so erfolgreich und steil nach oben gehen würde, hatte vor der Saison niemand erwarten können. Doch inzwischen ist die vergangene Spielzeit schon lange vergangen und der heutige 1. FC Köln nicht mehr vergleichbar mit dem 1. FC Köln aus dem Abstiegskampf vor einem Jahr.
“Die Niederlage wird uns nicht aus der Bahn werfen”
Natürlich darf und wird niemand vergessen, wo der 1. FC Köln herkommt. Doch die mahnenden Worte des Sportlichen Leiters Thomas Kessler sind mit Blick auf die 40-Punkte-Marke vor allem eine Erinnerung daran, den zweiten Schritt nicht vor dem ersten machen zu wollen. Wer Baumgart kennt, der weiß: Der FC-Trainer sieht in den nächsten Aufgaben gegen Frankfurt und Fürth eben nicht das Risiko noch einmal abstürzen zu können, sondern die Chance angreifen zu können. So denkt Baumgart auf dem Spielfeld, und so denkt der 50-Jährige auch im Kampf um die Tabellenplätze. Es scheint die Zeit zu nahen, in der die Geißböcke diese Ziele auch werden formulieren wollen.
Trotzdem wollte Kessler am Tag nach der Niederlage in Leipzig noch keinen Wert auf die Aussagen von Peter Gulacsi legen. “Ob er das so sieht, davon können wir uns nichts kaufen. Wichtig ist, dass wir unseren Weg Schritt für Schritt weitergehen. Auch wenn wir verloren haben, war das für uns ein weiterer Entwicklungsschritt. Das wird uns nicht aus der Bahn werfen.” Nichts anderes sagte Baumgart ebenso. Doch Baumgart formulierte es mit Blick auf Frankfurt und Fürth eben anders: Geht der FC in den nächsten zwei Spielen seinen Weg weiter und belohnt sich dabei mit Punkten, stünde nicht nur der Klassenerhalt praktisch fest – es wäre auch der Moment, sich offiziell neue Ziele zu setzen. Denn auch als Außenseiter kann man sich vornehmen, die sich bietenden Chance zu nutzen.
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