Der 1. FC Köln plant seinen Geißbockheim-Ausbau inzwischen wohl ohne die Gleueler Wiesen. Während das neue Leistungszentrum nach wie vor am Geißbockheim gebaut werden soll, stehen für die geplanten Sportplätze inzwischen alternative Standorte im Fokus. Das bedeutet: Eine örtliche Trennung zwischen Profiabteilung und Nachwuchsbereich wird immer wahrscheinlicher – und der Fokus liegt dabei auf Bocklemünd.
Ganz verabschiedet hat sich beim 1. FC Köln zwar noch nicht von dem Traum, seine Kunstrasenplätze für die Nachwuchsmannschaften auf dem äußeren Grüngürtel zu bauen. “Wir sind immer noch davon überzeugt, dass die Gleueler Wiesen eine der Möglichkeiten sein sollte”, sagte FC-Präsident Werner Wolf jüngst in der GEISSPOD-Sonderausgabe. Gleichzeitig wissen die Kölner Verantwortlichen aber auch, dass das Vorhaben mittlerweile in fast aussichtslose Ferne gerückt ist.
Denn den Geißböcken läuft inzwischen die Zeit davon. Seit knapp neun Jahren arbeitet der FC nun schon an seinem Vorhaben. “Wir rennen gegen die Zeit”, erklärte Wolf. “Die Zustände hier sind in Teilen noch aus den 1960er Jahren und nicht mehr haltbar.” Zwar seien einige Missstände zu beheben, im Großen und Ganzen jedoch seien nicht mehr als Notreparaturen möglich – auch wegen des Denkmalschutzes.
Wolf setzt weiterhin auf Reker
Dies haben inzwischen wohl auch viele Kölner Politiker erkannt, die der FC im vergangenen Sommer durch das Geißbockheim geführt hatte. Wolf erklärte, inzwischen vernehme er einen deutlich gestiegenen Willen der Stadtverwaltung und der Kölner Parteien, eine für alle Seiten angemessene Lösung zu finden. “Es ist uns in den Gesprächen mit den neuen Fraktionsführern gelungen, die Dinge zu bewegen”, zeigte sich der Präsident optimistisch. Dafür musste sich auch der 1. FC Köln bereit zeigen, “Kompromisse einzugehen”, wie Wolf betonte.
Zwar markierten die jüngsten, einmal mehr eher destruktiven Äußerungen von Oberbürgermeisterin Henriette Reker einen neuerlichen Tiefpunkt in der öffentlichen Diskussion. Hinter den Kulissen soll sich die höchste Kölner Politikerin jedoch deutlich aktiver für die Geißböcke einsetzen als noch in den vergangenen Jahren. Wolf wurde nicht müde zu betonen, dass er Vertrauen in Reker habe, die weiterhin im Beirat des 1. FC Köln sitzt. Er habe sie in den persönlichen Gesprächen anders wahrgenommen. Und auch diese persönlichen Gespräche setzt der FC.
“Abgewandelter Plan, auch auf die Gleueler Wiese zu verzichten”
Die Dringlichkeit ist jedem ersichtlich, der sich ein Bild von den Zuständen beim 1. FC Köln macht und diese mit der Bundesliga-Konkurrenz vergleicht. Und so arbeite man derzeit “an einem abgewandelten Plan, auch auf die Gleueler Wiese zu verzichten”, sagte Wolf. Die Gleueler Wiesen waren insbesondere auch bei Bürgerbewegungen ein Streitpunkt gewesen und hatte zur Klage gegen die FC-Pläne geführt. Derzeit läuft ein Normenkontrollverfahren, das bescheiden würde, ob der FC mit der Stadt Köln alle rechtlichen Schritte eingehalten habe. Sollte dieses positiv beschieden werden, stünde dem FC zwar eigentlich der bislang noch verweigerte Pachtvertrag zu – doch nur theoretisch. Denn praktisch könnte anschließend gegen die Baugenehmigung erneut geklagt werden. Es würden also weitere jahrelange Streits vor den Gerichten drohen.
Das will und muss der FC jedoch umgehen. Und so kristallisiert sich lauf Wolf eine Lösung ohne die Gleueler Wiesen heraus. Der FC will und muss aufgrund der maroden Zustände am Geißbockheim weiterhin sein geplantes Leistungszentrum auf dem aktuellen Kunstrasenplatz neben dem Franz-Kremer-Stadion errichten. Dafür würde er jedoch auf die drei Kunstrasenplätze für die Jugend, die ursprünglich auf dem äußeren Grüngürtel neben dem Alten Militärring gebaut werden sollten, verzichten und einem alternativen Standort zustimmen.
Bocklemünd wird immer wahrscheinlicher
“Das wäre logistisch darstellbar”, sagte Wolf, der erklärte, dies auch mit der Leitung des Nachwuchsleistungszentrums besprochen zu haben. Zuletzt war dabei insbesondere die Bezirkssportanlage Bocklemünd in den Fokus gerückt, auf der auch die Footballer der Cologne Crocodiles trainieren. Und diese soll es nach GEISSBLOG-Informationen auch tatsächlich werden. Die alte Sporthalle soll abgerissen und durch eine neue ersetzt werden. Aschenplätze sollen in Kunstrasenplätze umgewandelt und neue Plätze gebaut werden.
Eine Entscheidung soll laut Wolf noch dieses Jahr fallen. In diesem Fall würden die Geißböcke den Ausgang des Normenkontrollverfahrens nicht einmal mehr abwarten. Da über dieses erst im Herbst 2022 beschieden werden soll, könnte es dem FC im Dialog mit der Stadt gelingen, vorher eine Lösung zu finden. Auch wenn dies bedeuten würde, dass künftig nur noch die Bundesliga-Männer und -Frauen sowie die männlichen U21, U19 und U17 am Geißbockheim trainieren würden. Alle anderen Nachwuchsteams würden in Bocklemünd ihr neues Zuhause finden.
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