Es war ein ungewohntes Bild für einen U21-Auftritt des 1. FC Köln: Rund 100 Kölner Fans verwandelten die Partie in Rödinghausen (0:5) in ein Heimspiel. Die Mannschaft konnte den Support sportlich zwar nicht zurückzahlen, honorierte die Unterstützung der Anhänger nach der Partie jedoch – auch in Form einer spontanen Spende. Derweil ärgerte sich Teammanager Rainer Thomas über die zukünftigen Parallelansetzungen.
Rainer Thomas ist keine Person, die im Fußball-Kontext zu Gefühlsausbrüchen neigt. Der langjährige Teammanager der U21 ist eigentlich die wandelnde Diplomatie, wirkt – zumindest nach außen – stets ruhig und ausgeglichen. Nach dem Duell in Rödinghausen war dies jedoch anders. Der 58-Jährige ließ seinem Ärger freien Lauf.
Es war die Fan-Situation, die dem Funktionär sauer aufstieß. Rund 100 FC-Anhänger, davon etwa 50 aus der aktiven Fanszene, hatten die Partie in Ostwestfalen während der 90 Minuten in ein Heimspiel verwandelt. „Ich möchte mich bei unseren Fans bedanken, die mit über 100 Leuten 250 Kilometer hin und zurück auf sich genommen haben, uns 90 Minuten angefeuert haben trotz des sehr unglücklichen Spielverlaufs und unsere Mannschaft nach dem Spiel gefeiert haben“, zollte Thomas Respekt.
Möglich war dies nur, weil es kein parallel angesetztes Profi-Spiel des FC gab. Dies ist normalerweise jedoch der Fall: Die Spiele der U21 finden regelmäßig auf Intervention der Polizei parallel zu den Bundesliga-Spielen der FC-Profis statt – und dadurch fast ohne Zuschauer.
Die kommenden beiden U21-Heimspiele gegen Schalkes U23 (31. Juli) und gegen RW Oberhausen (12. August) sind davon zwar ausnahmsweise nicht betroffen. Wohl aber die nächsten beiden Auswärtsspiele bei zwei Aufsteigern jeweils sonntags: in Siegen beim Aufsteiger Kaan-Marienborn (7. August) und danach beim 1. FC Düren (21. August).
Rainer Thomas schüttelt aufgrund dieser Parallelansetzungen verständnislos mit dem Kopf: „Wie kann es sein, dass solche Fans, die den Fußball ausmachen, bei den nächsten beiden Auswärtsspielen ausgeschlossen werden? Wir lechzen in der heutigen Zeit doch nach den Fans.“
FC-Ärger über die Polizei
Einmal in Rage, legte Thomas nach: „Unsere Fans haben sich hier einwandfrei benommen. Sie werden durch die ZIS (Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze der Polizei, Anm. d. Red.) aber wie Kriminelle dargestellt und von unseren kommenden beiden Auswärtsspielen ausgeschlossen. Das ist unfassbar und für mich unvorstellbar.“ Thomas hat dafür nur zwei Erklärungen: „Das können nur Leute entscheiden, die noch nie vor Zuschauern Fußball gespielt haben oder die noch nie ein Amateurspiel erlebt haben.“
Tatsächlich wirkt es willkürlich, wie die Polizei Sicherheitsbedenken geltend macht. So finden Heimspiele mit objektiv erhöhtem Sicherheitsrisiko wie gegen Schalkes U23 oder Oberhausen nicht parallel statt, Partien ohne erkennbares Gefahrenpotenzial bei den Aufsteigern Kaan-Marienborn und Düren müssen aber zeitgleich zu den Spielen der FC-Profis an Sonntagen stattfinden.
Zimmermann und Spieler froh über Unterstützung
Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Der Einfluss der ZIS bei den Spieltags-Ansetzungen konnte im Laufe der vergangenen Jahre nur deswegen so groß werden, weil die Vereine – wenn auch zähneknirschend – die Vorgaben akzeptierten. Hätten sie den Parallel-Ansetzungen widersprochen, hätten Vereine womöglich tiefer in die eigene Tasche greifen müssen, um die Sicherheitsdienste vor Ort aufzustocken.
Die Fans des 1. FC Köln haben nun wiederum bei zwei Heimspielen die Chance, abermals unter Beweis zu stellen, welch Gewinn ihr Erscheinen und lautstarker Support für das Stadion-Erlebnis ist, insbesondere auch für die Motivation der eigenen Spieler. So bekannte FC-Trainer Mark Zimmermann: „Es macht großen Spaß. Es ist schön, dass die Fans nach dem Spiel das richtige Gespür haben und wissen, dass es junge, unerfahrene Spieler sind. Wir hätten den Fans gerne etwas zurückzugeben.“
100 Euro aus der Mannschaftskasse für die Fans
Angeführt vom Kapitän Lukas Nottbeck hatte sich das Team nach dem Schlusspfiff auf zum Gästeblock gemacht und sich für den Support bedankt. Spontan bekamen die Fans zudem 100 Euro aus der Mannschaftskasse für die Getränkeversorgung auf der Rückfahrt. Ein gutes Beispiel für das Miteinander zwischen Fans und Mannschaft – mit besten Grüßen an die ZIS.
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