Der 1. FC Köln hat bei Eintracht Frankfurt einmal mehr Moral bewiesen. Trotz schwerer Beine siegte die Mentalität am Ende über die körperliche Erschöpfung. Daraus lässt sich auch eine wichtige Erkenntnis für das Play-off-Rückspiel in Fehérvár ableiten. Die Lehren des Spiels.
Aus Frankfurt berichtet Sonja Eich
Geschichte des Spiel
Nach den Ergebnissen der Samstagsspiele am 3. Spieltag hätte der 1. FC Köln mit einem Sieg über die Frankfurter Eintracht tatsächlich die Tabellenführung übernehmen können. Zumindest für wenige Minuten, ehe der Bayern-Zug erbarmungslos über den VfL Bochum hinweggerollt war. Welchen Respekt sich die Geißböcke in den letzten zwölf Monaten innerhalb der Liga erarbeitet haben, zeigte dabei alleine die Tatsache, dass sich die Frankfurter eine Woche lang komplett abgeschottet hatten, um sich ohne Ablenkung und mögliche Zuseher aus Köln auf die Partie vorzubereiten. Am Ende fehlten dem FC nach dem zweiten Spiel binnen 72 Stunden jedoch die Kräfte, um dem amtierenden Europa League-Sieger die Punkte wegzunehmen. Trotzdem reichte es immerhin zu einem Remis und damit dem zweiten 1:1-Unentschieden auswärts bei einem Champions-League-Teilnehmer in Folge.
Spieler des Spiels
Erstmals seit dem Pokalspiel in Regensburg musste Jan Thielmann in Frankfurt auf der Bank Platz nehmen. Zur Erinnerung: Der Youngster hatte aufgrund einer Sprunggelenksverletzung große Teile der Vorbereitung nicht mit der Mannschaft trainieren können. “Jan kommt aus einer Verletzung, deshalb müssen wir schauen, wen wir wann rausnehmen”, hatte Steffen Baumgart den Bank-Platz für Thielmann bei der Eintracht im Vorfeld begründet. Nach gut einer Stunde brachte der Trainer den schnellen Offensivmann aber doch noch in die Partie und sorgte mit der Einwechslung wieder einmal für einen Joker-Treffer: In der 82. Minute nahm der 20-Jährige seinen Mut zusammen und hämmerte den Ball per Direktabnahme flach ins Eck. “Wir werden noch viel Freude mit ihm haben. Ich sehe seine Entwicklung sehr gut”, freute sich Baumgart hinterher mit seinem Spieler.
Pechvogel des Tages
Wäre Jonas Hector beim Freistoß von Daichi Kamada in der 71. Minute nicht nach oben gestiegen, Marvin Schwäbe hätte den Ball wohl einfach aus der Gefahrenzone gefaustet. Doch der Kapitän streifte den Schuss mit seinem Hinterkopf und beförderte die Kugel so ins eigene Netz. Unglücklich für den FC, kalkuliert von der Eintracht: “Wir wussten, dass Köln bei Freistößen relativ tief steht. Daher haben wir gesagt, wir knallen die Dinger direkt davor und schauen, was passiert”, berichtete SGE-Trainer Oliver Glasner hinterher. Für Steffen Baumgart jedoch kein Grund, das Defensivverhalten seiner Mannschaft zu verändern: “Wir kalkulieren das ein. In den meisten Fällen verteidigen wir das. Wenn Jonas seinen Kopf zwei Zentimeter höher bekommt, geht der Ball über die Latte. Wir werden es weiter so machen, weil es uns auf Dauer den Erfolg bringen wird.”
Debütanten des Tages
Insgesamt 19 Minuten hatte Mathias Olesen bislang in der Bundesliga auf dem Feld gestanden. Am Sonntag in Frankfurt wurde der Luxemburger schließlich mit seinem ersten Startelf-Einsatz im deutschen Oberhaus belohnt. Dabei agierte der gelernte Sechser 75 Minuten lang auf der Zehn. “Eigentlich sollte Matze schon am Donnerstag beginnen. Dann haben wir uns noch mal umentschieden”, sagte Baumgart im Vorfeld und lobte hinterher die Leistung des 21-Jährigen: “Wenn ich seine Entwicklung sehe, ist das überragend. Heute als Zehner in dem Stadion so aufzutreten und praktisch jeden Pass an den Mann zu bringen: Hut ab.” Neben Olesen feierte auch Steffen Tigges sein Startelf-Debüt für den FC. Der Angreifer war am Donnerstag gegen Fehérvár zum ersten Mal eingewechselt worden und stand drei Tage später in der Startelf. “Er hat alles reingeworfen und bringt unglaublich viel Mentalität auf den Platz”, sagte der Trainer zu der Leistung des Neuzugangs.
Zitat des Spiels
“Wenn der Videobeweis so umgesetzt wird, macht es nicht so viel Spaß.” (Timo Hübers)
Zahl des Tages
Nach drei Spieltagen steht der FC zwar nicht an der Tabellenspitze, führt die Liga jedoch in Sachen Laufdistanz an. Auch gegen die Eintracht standen am Ende 119,21 Kilometer zu Buche – zwei mehr, als beim Gegner. Und das, obwohl die Geißböcke bei heißen Temperaturen zum zweiten Mal binnen drei Tagen antreten mussten.
Erkenntnis des Spiels
Das Spiel in Frankfurt hat gezeigt: Die Mannschaft ist körperlich topfit. Allerdings hat die Fitness bei fast 40 Grad auch irgendwann ihre Grenzen. Insbesondere im zweiten Durchgang wirkte die FC-Elf nicht mehr spritzig genug. Steffen Baumgart selbst hatte seine schwere Entscheidung deutlich gemacht, welchen Spieler er als erstes auswechseln solle. Trotzdem siegte am Ende die Kölner Mentalität über die körperliche Erschöpfung und brachte zumindest noch einen Punkt. Dass nie aufgeben am Ende belohnt wird, dürfte für den FC eine wichtige Erkenntnis für das bevorstehende Spiel am Donnerstag in Ungarn sein.
Ausblick
Nach zwei Auswärtsspielen in der Bundesliga tritt der FC in der kommenden Woche wieder zuhause gegen den VfB Stuttgart an. Zwar steht zuvor noch das wichtige Play-off-Rückspiel in Fehérvár auf dem Plan, doch schon am Sonntag machte Steffen Baumgart deutlich, dass die Bundesliga das Kölner Brot- und Buttergeschäft sei. Mit einem Sieg über den VfB wäre der FC mit acht Punkten in diesem Geschäft perfekt aus den Startlöchern gekommen. Und das Spiel in Frankfurt hat gezeigt: Dieser FC lässt sich die Butter nicht vom Brotgeschäft nehmen.
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