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“Über 20 Angebote abgelehnt”: Der unglaubliche Andersson-Vorgang

Sebastian Andersson wird dem 1. FC Köln lange fehlen. (Foto: Bucco)
Sebastian Andersson wird dem 1. FC Köln lange fehlen. (Foto: Bucco)

Dieser Vorgang ist ein Schlag ins Gesicht für den 1. FC Köln. Sebastian Andersson hat nach Angaben der Geißböcke über 20 Angebote anderer Vereine, darunter angeblich überaus lukrative, ausgeschlagen. Stattdessen lässt er sich pünktlich einen Tag nach dem Ende der Transferperiode am Knie operieren. Damit ist das Jahr 2022 für den Schweden gelaufen – und auch seine Karriere beim FC, der ihn jedoch weiter bezahlen muss.

So viel zu einem Stürmer, der sich angeblich im Training wieder mehr herangekämpft hatte. Was hatten Christian Keller und Steffen Baumgart nicht alles versucht, hatten die dürftigen Trainingsleistungen des 31-Jährigen öffentlich schöngeredet, hatten den Angreifer in Schutz genommen, hatten Verständnis für dessen Lustlos-Auftritte in der Vorbereitung gezeigt. Zuletzt hieß es sogar, der Spieler sei wieder nah dran.

Die FC-Bosse versuchten alles, um den Spieler wieder zu integrieren – oder möglichst interessant für andere Klubs zu machen. Und das beinahe mit Erfolg: „Es gab für keinen anderen Spieler so viele Angebote – wir hatten über 20 Angebote für Sebastian Andersson“, sagte Sportchef Christian Keller am Freitag am Geißbockheim. „Selbst gestern am Deadline Day sind nochmal Vereine auf uns zu gekommen, die sich zuvor noch gar nicht gemeldet hatten. Auch mit teilweise wirklich hohen Zahlen. Da wären wir uns wirtschaftlich garantiert einig geworden – sowohl die Klubs, als auch der Spieler mit dem entsprechenden Klub.“ Doch dann schob Keller hinterher: „Ich war sehr überrascht und habe gestern einiges gelernt.“

Baumgart und Keller wussten seit letzter Woche Bescheid

Der Grund: Andersson hat offenbar mit dem Kapitel des 1. FC Köln abgeschlossen – ohne den Klub verlassen zu wollen. Statt eines Sommer-Transfers nach Dänemark, in die Heimat oder in ein anderes europäisches Land, lehnte der Schwede alle Angebote ab, blieb in Köln – und verkündete den Verantwortlichen sich stattdessen operieren zu lassen. Dabei hatte Andersson in dieser Saison bislang praktisch keine einzige Trainingseinheit des FC verletzungsbedingt verpasst.

Es hatte bereits überrascht, dass der Schwede am Donnerstag zum Deadline Day nur individuell trainierte. Steffen Baumgart spielte das Aussetzen des Stürmers im Training zunächst noch runter. Zwar würde Andersson für das Spiel in Wolfsburg ausfallen, seine Pause sei jedoch eine reine „Vorsichtsmaßnahme“, wie der Trainer erklärte. Andersson habe seit seiner Knie-Verletzung vor zwei Jahren immer wieder die bekannte Problematik, die ihn nun, ausgerechnet am Tag des Transferschlusses, noch einmal zum individuellen Training gezwungen hätte.

Es ist also zwar eine medizinische Indikation da, aber es hat ihn bislang nicht beim Trainieren gehandicapt

Christian Keller

Doch Baumgart wusste zu dem Zeitpunkt schon, dass der Spieler erstens in Köln bleiben und zweitens in diesem Jahr nicht mehr zur Verfügung stehen würde. Denn wie Keller nun bestätigte, war Anderssons Berater bereits in der vergangenen Woche beim FC vorstellig geworden, um den Geißböcken mitzuteilen: Der Spieler wolle sich einer Knie-Operation unterziehen. „Wir haben ihm gesagt, dass er entscheiden soll, was für ihn das Richtige und das Wichtigste ist“, sagte Keller diplomatisch und führte aus: „Er sagte, er wolle jetzt einen hoffentlich kleinen Eingriff am Knie vornehmen lassen. Der Innenmeniskus soll geglättet werden, weil er einen leichten Riss hat.“

Eigentlich also ein nachvollziehbarer Vorgang, wäre da nicht die Historie des Spielers. Denn Keller bestätigte: „Den Riss hat er schon seit zweieinhalb Jahren. Es ist also zwar eine medizinische Indikation da, aber es hat ihn bislang nicht beim Trainieren gehandicapt.“ Trotzdem habe Andersson nun den Wunsch geäußert, „dass er das jetzt machen lassen möchte. Der Arbeitgeber kann seinem Arbeitnehmer das nicht verwehren.“

Wenn Andersson wieder gesund ist, muss der FC ihn bis Vertragsende bezahlen

Anders ausgedrückt: Die FC-Ärzte sahen keine Notwendigkeit für den Eingriff. Andernfalls wären sie dazu verpflichtet gewesen, dem Spieler zu der OP zu raten. Weil der Spieler aber seit Sommer 2021 kein einziges Spiel (!) wegen seiner Knie-Probleme verpasst hat und weder im Training noch zur Belastungssteuerung auf zahlreiche Einheiten verzichten musste, sah man keinen akuten Grund für einen operativen Eingriff. Entsprechend überrascht waren die FC-Verantwortlichen von der Entscheidung des Spielers.

Fraglos könnte der Angreifer monatelang entsprechende Beschwerden verschwiegen haben, die nun zu seiner Entscheidung geführt haben. Davon ist jedoch nichts bekannt. Stattdessen bleiben die Geißböcke auf einem Spieler sitzen, der zwar nun erst einmal wieder von der Krankenkasse bezahlt wird, der jedoch nicht einmal mehr den Anschein erweckt, noch einmal für den FC auflaufen zu wollen. Eine sofortige Trennung wäre für alle Seiten die beste Entscheidung gewesen. So wird sich die unglückliche Ehe noch ein weiteres Jahr hinziehen. Und das bedeutet: Sobald Andersson wieder gesund ist und mittrainiert, wird wieder das volle Gehalt fällig werden – knapp 170.000 Euro pro Monat. Ohne Gegenleistung.

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