Florian Kainz hat seinen Vertrag beim 1. FC Köln vorzeitig verlängert. Im GEISSBLOG-Interview erklärt der Mittelfeldspieler unter anderem die Hintergründe, spricht über seine aktuelle Form und blickt in die Zukunft.
Das Interview führten Sonja Eich und Josef Diller
GEISSBLOG: Herr Kainz, herzlichen Glückwunsch zur Vertragsverlängerung. Sie hatten erst im vergangenen Frühjahr bis 2024 unterschrieben, nun die Verlängerung bis 2025. Wie ist es dazu gekommen?
FLORIAN KAINZ: „Vielen Dank. Ich hatte bereits eine Option in meinem Vertrag drin. Wir haben dann angefragt, ob wir das fix machen können. Dann ist es relativ schnell gegangen, weil von meiner Seite aus klar war, dass ich in Köln bleiben möchte. Ich fühle mich hier wohl und der Verein ist glaube ich auch sehr zufrieden mit mir.“
Sie haben Ihren Vertrag auf den Tag genau vier Jahre nach Ihrem Wechsel verlängert. Sehen wir momentan den besten Florian Kainz, seit Sie in Köln sind?
„Das würde ich schon sagen. Von den Scorern her kann das auf jeden Fall meine beste Saison werden. Ich bin fit und habe bis auf die Partie gegen Slovacko alle Spiele gemacht. Ich fühle mich sehr wohl und bin auch mit meiner Rolle sehr zufrieden.“
Seit Ihrer schweren Knieverletzung im Sommer 2020 sind Sie eigentlich konstant stärker geworden. Was ist Ihr Geheimrezept?
„Ich bin einfach sehr froh, dass ich jetzt schon über einen längeren Zeitraum wirklich fit bin. Seit meiner Verletzung bin ich gar nicht ausgefallen, kann jede Trainingseinheit mitmachen. Dann kommt man in einen gewissen Rhythmus. Und wenn man Selbstvertrauen hat, das Vertrauen vom Trainerteam und dem Verein spürt, fällt einem vieles leichter. Zudem kommt mir das Spielsystem auch zugute. Die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, gefällt mir sehr gut. Deswegen freue ich mich auf die nächsten Jahre und dass wir den Weg weiterhin zusammen gehen.“
Das klingt so, als würde auch Steffen Baumgart eine große Rolle für Sie spielen.
„Auf jeden Fall. Aber das gilt für das gesamte Trainer- und Betreuerteam sowie die Mannschaft. Man sieht, mit was für einer Freude wir auf dem Trainingsplatz stehen. Selbst, wenn es mal hart ist wie die letzten Einheiten. Es macht Spaß, zu trainieren und es macht auch Spaß in der Kabine. Jetzt wollen wir eine erfolgreiche Rückrunde spielen.“
Mit Steffen Baumgart erleben Sie bereits den fünften Trainer, seit Sie beim FC sind. Was macht er anders als andere Trainer?
„Es ist schwierig, Trainer zu vergleichen. Von meiner Seite aus gesehen kann ich nur sagen, dass er viel mit uns redet, uns mitnimmt und versucht, uns das Leben mit gewissen Entscheidungen leichter zu machen. Er gibt uns zum Beispiel frühzeitig den Trainingsplan. Das sind solche Kleinigkeiten, mit denen er uns als Mannschaft voll mitnimmt.“
Sie haben Ihre Rolle innerhalb der Mannschaft eben angesprochen: Sie sind Führungsspieler und haben den FC in dieser Saison bereits als Kapitän auf den Platz geführt. Wie sind Sie in diese Rolle hineingewachsen?
„Das Alter und die Erfahrungen spielen natürlich eine Rolle. Inzwischen bin ich einer der ältesten Spieler in der Mannschaft. Eigentlich ist Timo Horn unser Vizekapitän, aber er hat weniger gespielt. Deswegen habe ich jetzt einige Male die Binde getragen. Ich habe die Position sehr gerne angenommen, weil ich weiß, dass ich als erfahrener Spieler voran gehen muss. Dabei versuche ich auch, den jungen Spielern zu helfen. Ich glaube, das war letztes Jahr vor allem unsere große Stärke: Wir begegnen uns alle auf Augenhöhe. Wir sind als Team stark. Das sieht man an den Spielern, die eingewechselt werden. Sie geben immer Gas, keiner meckert. Das müssen wir uns auf jeden Fall beibehalten. Jeder muss seine Meinung frei äußern dürfen, aber wir müssen immer als Einheit auf dem Platz stehen.“
Fragen die jungen Spieler hin und wieder auch mal nach einem Rat?
„Das nicht. Aber wir versuchen gerade den Spielern aus der U19, die die Vorbereitung bei uns mitgemacht haben, Hilfestellungen auf dem Platz zu geben. Das mache aber nicht nur ich. Da haben wir viele Leute, die Verantwortung übernehmen. Jeder versucht dem anderen zu helfen, ohne Besserwisser zu sein.“
Karriereende in Köln? “Grundsätzlich schon”
Wenn 2025 Ihr Vertrag beim FC ausläuft, werden sie 33 Jahre alt sein. Können Sie sich vorstellen, Ihre Karriere in Köln zu beenden?
„Grundsätzlich schon. Aber ich denke jetzt noch nicht ans Karriereende.“
Timo Horn hat mal gesagt, er würde gerne spielen, bis er 35 Jahre alt ist. Haben Sie sich auch eine Altersgrenze gesetzt?
„Nein, ich will so lange spielen, wie es geht. Man weiß ja nicht, ob körperliche Baustellen dazukommen oder ob man irgendwann die Gier verliert. Aber daran denke ich noch nicht.“
Gibt es eine Liga oder einen Verein, der Sie noch reizen würde?
„Stand jetzt nicht. Ich habe meinen Vertrag verlängert und bin sehr glücklich hier. Und wenn wir weiterhin erfolgreich Fußball spielen, kann ich mir auch vorstellen, noch länger zu bleiben. Man weiß im Fußball natürlich nie. Vor viereinhalb Jahren hätte ich mir auch nicht vorstellen können, Bremen zu verlassen. Aber ich habe keine Wunschdestinationen.“
Wie wichtig war Ihnen das Comeback in der Nationalmannschaft Ende letzten Jahres?
„Das war sehr erfreulich. Es war ein cooler Lehrgang, von den beiden Testspielen habe ich das erste gegen Andorra gespielt. Es war lustig, mal wieder mit den Jungs zusammen zu sein und das neue Trainerteam kennenzulernen. Ich hoffe natürlich, dass ich jetzt dabeibleibe, weil mit der Europameisterschaft 2024 in Deutschland ein richtig schönes Ereignis vor der Tür steht. Wir wollen die Qualifikation schaffen. Das ist ein großes Ziel für mich, vor allem, weil ich schon so lange in Deutschland spiele und bei den letzten beiden Europameisterschaften nicht dabei war.“
Erleben Sie gerade ihre schönste Zeit, seit Sie in Köln sind?
„In meinen vier Jahren beim FC habe ich eigentlich schon alle Phasen durchlebt. Ich bin in der zweiten Liga gekommen und wir mussten unbedingt aufsteigen. Dann haben wir zwei Mal den Klassenerhalt geschafft, einmal über die Relegation. Das war gefühlt das wichtigste Spiel in meiner Karriere, weil es um mehr oder weniger die Existenz des Vereins gegangen ist. Darauf folgte die super Saison mit der Qualifikation für Europa. Jetzt, wo wir alle gesehen haben, was in Köln los sein kann, wollen wir alles daransetzen, weiterhin erfolgreichen Fußball zu spielen.“
Was bleibt Ihnen von der Europa-Saison besonders in Erinnerung?
„Einerseits die Qualifikation beim Rückspiel in Fehérvár. Andererseits das Auswärtsspiel in Nizza mit dem negativen Vorfall, aber auch die positive erste Halbzeit dort. Natürlich auch, dass wir uns am Ende nicht belohnen konnten. Aber wir können aus der Erfahrung extrem viele Erkenntnisse ziehen, gerade was die Trainingssteuerung angeht. Wir haben gesehen, dass wir in jeder Partie alle Spieler brauchen. Deswegen ist es hinten raus in der Bundesliga auch schwierig geworden. Wenn man sieht, wie viele Spieler uns weggebrochen sind, ist klar, dass die Intensität am Ende runtergegangen ist.“
Dann ist es sicherlich ein Ziel von Ihnen, mit dem FC nochmal einen internationalen Wettbewerb zu erreichen.
„Das wäre schön, ja. Wenn man sieht, was wir in Köln damit bewegt haben, ist das einfach überragend. Aber ich glaube, wir tun jetzt gut daran, so schnell wie möglich die 40 Punkte einzufahren. Und dann können wir uns ja vielleicht in dieser Saison nochmal neue Ziele setzen.“
Steffen Baumgart hatte zuletzt öfter betont, wie wertvoll es für die Mannschaft nun sei, wieder regelmäßig trainieren zu können. Wie genau unterscheidet sich das Training jetzt?
„Wir können wieder viel mehr taktisch trainieren. Zudem ist die Intensität wieder höher. Das brauchen wir für unsere Spielweise. In einer ganzen Trainingswoche können wir einfach alles abdecken: Die Hauptbelastung, die taktische Vorbereitung auf den Gegner und zum Beispiel Standards. Das tut uns schon gut. Aber ich werde nicht darüber jammern, dass wir international gespielt haben (lacht).“
Am Samstag geht es gegen Ihren Ex-Klub Werder Bremen. Ist das etwas Besonderes für Sie?
„Ja, schon. Ich hatte eine schöne Zeit in Bremen und verfolge Werder noch. Es sind auch noch einige Spieler dort, mit denen ich zusammengespielt und zu denen ich auch noch Kontakt habe, was für so eine lange Zeit ja auch ungewöhnlich ist. Dazu ist es mein erstes Spiel gegen Bremen. Einmal war ich verletzt und einmal gesperrt.“
Mit Davie Selke haben Sie in Bremen jedoch nicht zusammengespielt. Was macht er für einen Eindruck auf Sie hier in Köln?
„Er ist sehr wissbegierig und engagiert. Er nimmt alles auf und brennt richtig, seine Chance zu nutzen und zu zeigen, was er draufhat.“
Mit ihm haben Sie sicher auch einen weiteren Abnehmer für die zahlreichen Flanken.
„Ja, es werden sicher auch in der Rückrunde wieder einige Flanken reinsegeln (lacht). Aber ich glaube, dass wir mit Davie noch flexibler werden. Wir haben offensiv richtig viele Möglichkeiten, auch, weil Dejo (Dejan Ljubicic, Anm. d. Red), Jan Thielmann und Mathias Olesen wieder dabei sind. Es wird also spannend und ein schöner Konkurrenzkampf. Ich hoffe, dass alle fit bleiben. Ich bin auf jeden Fall von dem Kader richtig überzeugt.“
Das klingt sehr zuversichtlich für die Rückrunde.
„Das bin ich auch. Es war eine sehr positive Vorbereitung. Im Training ist die Qualität richtig gut. Jetzt müssen wir schauen, dass wir das auch im Spiel auf den Platz bringen.“
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