Der 1. FC Köln beeindruckt gegen den SV Werder Bremen mit dem besten Steffen-Baumgart-Fußball, den sich die Fans hätten wünschen können. Justin Diehl bekommt sein Debüt, Ellyes Skhiri die Entwarnung, Steffen Tigges neues Selbstvertrauen. Die Lehren des Spiels.
Aus Müngersdorf berichten Sonja Eich, Josef Diller und Marc L. Merten
Geschichte des Spiels
Die Geschichte des Spiels ist, dass der 1. FC Köln Geschichte geschrieben hat. Das 7:1 war der fünfthöchste Sieg der Geißböcke in ihrer Bundesliga-Historie. Nur in zwei Bundesliga-Spielen überhaupt in der FC-Geschichte erzielte Köln mehr Tore (8). Beinahe wäre es also sogar das Spiel mit den meisten Toren jemals in der Liga geworden. Zudem: Fünf Tore vor der Pause gab es in der Liga überhaupt erst einmal, im Mai 1977 beim 6:1-Sieg gegen den VfL Bochum.
Moment des Tages
Sucht ihn euch aus, liebe FC-Fans! Der Konter zum 1:0? Das Tor aus 46,7 Metern von Steffen Tigges? Der Seitfallzieher von Ellyes Skhiri zum 6:1? Oder doch der Moment, als die FC-Fans “Zieht den Bayern die Lederhosen aus!” sangen? Eigentlich war der gesamte Abend ein unglaublicher, langer Moment, den niemand so schnell vergessen dürfte.
Spieler des Spiels
Steffen Tigges kann und muss hier erwähnt werden. Ja, Ellyes Skhiri und Linton Maina überragten ebenso wie der Mittelstürmer. Doch Tigges war an allen fünf Toren in Hälfte eins direkt beteiligt: Beim 1:0 spielte er Doppelpass mit Vorlagengeber Skhiri. Das 2:0 und 3:0 machte er selbst, beim 4:0 setzte er sich im Zentrum vor Mainas Flanke technisch stark durch, das 5:0 legte er selbst auf. Was für eine Leistung nach einem schwierigen ersten Halbjahr! Was für eine Antwort auf die Kritiker! Hätte er in Hälfte zwei sogar noch sein drittes Tor erzielt und nicht über das Tor geschossen, hätte für Tigges an diesem Tag eine neue Note erfunden werden müssen.
Pechvogel des Spiels
Ellyes Skhiri verletzte sich und musste nach 67 Minuten ausgewechselt werden. Glücklicherweise konnte der FC am Sonntag nach einer MRT-Untersuchung Entwarnung geben (mehr dazu hier).
Debütant des Spiels
In der 81. Minute war es soweit: Justin Diehl wurde für Linton Maina eingewechselt. Der 18-Jährige feierte damit sein Profi-Debüt, durfte zehn Minuten ran und die Atmosphäre in Müngersdorf vom Rasen aus miterleben. Baumgart bescheinigte dem Eigengewächs hinterher eine “überraschend gute Vorbereitung” und “gute Arbeit im Training”. Es war also die Belohnung für eine gute Entwicklung des Talents. Dennoch sagte Baumgart auch: “Man hat gemerkt, dass es einen Unterschied zwischen einem Testspiel und 50.000 Zuschauern in der Bundesliga gibt.” Diehls Einsatz werde zunächst “eine Ausnahme” bleiben. Und doch: Es war ein Signal, dass der FC auf den Youngster setzen will – auch, weil Diehls Berater den Spieler bereits aktiv bei anderen Klubs anbieten, unter anderem bei Bayer Leverkusen.
Statistik des Spiels
Sprachlos machte eine Statistik nach dem Spiel: Der 1. FC Köln lief an diesem Samstagabend insgesamt 126,3 Kilometer, womit der FC seinen eigenen Bundesliga-Rekord in dieser Saison um gerade einmal 100 Meter verpasste. Der FC ist die einzige Mannschaft, die in dieser Spielzeit die 125-Kilometer-Marke geknackt hat – nun schon zum zweiten Mal. Und Bremen? Die liefen 118,3 Kilometer und damit sage und schreibe acht Kilometer weniger als die Geißböcke. Ein Klassenunterschied!
Zitat des Tages
Mit Genugtuung hörten die FC-Fans nach dem Spiel den Ex-Kölner Leonardo Bittencourt am Mikrofon bei Sky: “Wir wurden vorgeführt. Sie haben uns einfach überrannt. Die wussten von A bis Z ganz genau, was wir machen. Schicken uns noch zwei Tage vorher die Aufstellung. Wir wurden heute hops genommen.“
Erkenntnis des Spiels
Nüchtern betrachtet hat der 1. FC Köln mit diesem Sieg die 20-Punkte-Marke nach 16 Spielen geknackt, ist auf Kurs Klassenerhalt und hat sein im Herbst arg ramponiertes Torverhältnis wieder gerade gerückt. Vor allem aber hat der FC eindrucksvoll gezeigt, dass die Spieler körperlich und vor allem mental wieder fit und in der Lage sind, den Steffen-Baumgart-Fußball der letzten Saison wieder auf den Rasen zu bringen. Hohes Pressing, viele Ballgewinne, keine Zeit für den Gegner – so verlor Bremen die Bälle, so erzielte der FC die Tore. Das war genau das, was das Trainerteam sehen wollte – und in den nächsten Wochen weiterhin sehen will.
Ausblick
Gegen den FC Bayern am Dienstag kann der FC nun mit breiter Brust und der nötigen Lockerheit gehen. Nach den Niederlagen im Herbst ist der große Druck weg. In München gibt es mehr zu gewinnen als zu verlieren. Und dann geht es zum FC Schalke 04, wo die große Chance besteht, gut in die Rückrunde zu starten.
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