Der 1. FC Köln muss Ellyes Skhiri ziehen lassen. Das hatte sich seit Monaten abgezeichnet. Die Geißböcke müssen den Abgang verkraften und sich um ihre Außenwirkung kümmern.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Der 1. FC Köln muss in Zeiten finanzieller Sorgen seinen sportlich wie finanziell wertvollsten Spieler ablösefrei ziehen lassen. Das ist ein harter Schlag für die Geißböcke. Jedoch muss der FC daraus lernen. Denn der Fall Skhiri zeigt: Der FC ist international noch immer nahezu unsichtbar.
Die letzten beiden Transferperioden haben es wieder gezeigt: Das große Geld im internationalen Fußball fließt fast vollständig am 1. FC Köln vorbei. Wenn nicht gerade ein Spieler in sein Heimatland zurückkehren oder ein deutscher Trainer im Ausland einen FC-Spieler verpflichten wollte, musste in den letzten Jahren schon Außergewöhnliches passieren, dass ein Kölner Spieler für mehr als nur ein paar hunderttausend Euro ins Ausland verkauft wurde.
FC sieht bei Millionen-Transfers nur zu
Selbst Ellyes Skhiri, unbestritten einer der besten Sechser der Bundesliga, womöglich gar in Europa, fand zwei Jahre lang keinen zahlungskräftigen Abnehmer – obwohl die Geißböcke mehr als gewillt waren mit dem Tunesier ihr Tafelsilber zu verkaufen. Doch statt Millionen-Angebote für Skhiri zu bekommen, musste man zusehen, wie zahllose andere Spieler für viel Geld transferiert wurden.
Arsenal zahlte im Januar 25 Millionen Euro für einen Innenverteidiger von Spezia Calcio, einem Abstiegskandidaten aus der Serie A. Der SC Freiburg sammelt 25 Millionen Euro für Kevin Schade ein, der gerade einmal 29 Bundesliga-Spiele bestritten hat und in der Hinrunde gar nur 172 Bundesliga-Minuten. Der VfB Stuttgart kassierte derweil 12 Millionen Euro für Naouirou Ahamada – nachdem der 20-jährige nur ein halbes Jahr lang Bundesliga-Stammspieler war. Und Aston Villa zahlte 15 Millionen Euro für Leander Dendoncker (28), ein Sechser wie Skhiri, vom englischen Mittelklasse-Klub Wolverhampton.
Echtes Wachstum nur über Transfereinnahmen
Und der FC? Der muss hilflos zusehen, wie der beste Spieler im Sommer ablösefrei wechseln wird. Freilich kann man dies nicht immer verhindern. Für Spieler wie Berater kann ein ablösefreier Transfer lukrativer sein als ein Wechsel gegen Ablöse kurz vor Vertragsende. Zudem hat Skhiri bereits betont, Angebote von weniger attraktiven Klubs abgelehnt zu haben. Trotzdem müssen die Geißböcke als Klub und mit den zahlreichen Talenten im Kader noch sichtbarer werden.
Den eingeschlagenen Weg der Gesundung könnte der FC zwar auch ohne große Transfers fortsetzen. Eine schnelle Gesundung jedoch verbunden mit echtem Wachstum wird nur möglich sein, wenn sich der FC – wie Freiburg oder Union – jede Saison von einem Top-Talent oder Leistungsträger gegen eine Millionen-Ablöse trennt und darauf setzt, dass Trainerteam und Sportliche Leitung diese Lücke mit Auge schließen und das Geld in die Entwicklung des Klubs stecken. Doch dafür braucht es nicht nur Top-Talente und Leistungsträger, sondern auch die entsprechenden Millionen-Ablösen. Und daran hapert es beim FC seit Jahren.
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