Christian Keller spricht über die Lage des 1. FC Köln. (Foto: Bucco)

Christian Keller spricht über die Lage des 1. FC Köln. (Foto: Bucco)

Reicht die Kader-Qualität? Keller: “Das war eine Fehleinschätzung”

Christian Keller hat in einem Interview über die Lage des 1. FC Köln im Abstiegskampf gesprochen. Der Geschäftsführer Sport gab zu, sich im Leistungsniveau seines Kaders getäuscht zu haben. Dennoch ist der Sportchef vom Klassenerhalt weiter überzeugt.

Wenn der 1. FC Köln am Samstag gegen den SV Darmstadt 98 antritt, gibt es nur eine Losung: Der FC muss gewinnen. Das betont auch Christian Keller. “Ein Spiel, bei dem es für uns ausschließlich um drei Punkte gehen wird”, sagte der 45-Jährige nun der Kölnischen Rundschau und fügte hinzu: “Wir werden Darmstadt schlagen. Mit drei Punkten mehr auf dem Konto geht es dann nach Mainz.”

Die drei Punkte muss sich der FC allerdings erst am Samstag erarbeiten. Im Hinspiel tat sich der FC sehr schwer, gewann nur äußerst glücklich mit 1:0. Keller weiß, die drei Punkte sind überlebenswichtig. Alles andere würde wohl den Abstieg in die Zweite Liga einläuten. Auch, wenn Keller von diesem Gedankenkonstrukt freilich nichts wissen will.

Transferbilanz nicht ausreichend

Der Sportchef der Geißböcke sprach in dem Interview jedoch über die Gründe, warum der FC im Abstiegskampf steckt und gab dabei zu, dass er sich mit der Beurteilung der von ihm zusammengestellten Mannschaft vertan habe. “Es war im Gesamtkontext schon vor Saisonbeginn zu erwarten, dass wir um den Klassenerhalt kämpfen werden”, sagte Keller zwar, räumte aber ein: “Ich war der Meinung, dass es mindestens drei Mannschaften geben würde, die wir bis zum aktuellen Saisonzeitpunkt auf jeden Fall hinter uns lassen. Das war eine Fehleinschätzung von mir. Da muss ich mir an die eigene Nase fassen.”

Keller weiß, dass er in dieser Phase der Saison der Mannschaft das Leistungsniveau für die Rettung nicht absprechen darf, und so erklärte er: “Unabhängig davon sage ich auch jetzt noch, dass die Qualität unseres Kaders ausreichend ist, um den Klassenerhalt zu schaffen.” Kellers Kaderplanung insgesamt jedoch war bislang nicht ausreichend für eine stabile Bundesliga-Saison. Von seinen 15 Verpflichtungen seit 2022 entwickelten sich weniger als ein Drittel zu Leistungsträgern.

Es ging nach der Pandemie um Insolvenzabwendung. Dem musste alles untergeordnet werden, weil die Clubexistenz massiv gefährdet war.

Christian Keller

Allerdings führte Keller als Teil-Begründung an, dass die Finanzlage der letzten zwei Jahre noch bedrohlicher gewesen sei als bislang öffentlich gemacht – und dass es “daher bislang sportlich kaum um Kadergestaltung ging, sondern fast einzig um Kaderanpassungen, die das finanzielle Überleben des FC gesichert haben”. Der FC sei sogar weit mehr als ein “Sanierungsfall” gewesen. “Wir hätten es auch noch krasser ausdrücken können. Es ging nach der Pandemie um Insolvenzabwendung. Dem musste alles untergeordnet werden, weil die Clubexistenz massiv gefährdet war.”

Keller-Aussage zu Schulden überrascht

Nun sei finanziell aber die Wende geschafft. “Wir können uns wieder aus eigener Kraft tragen”, sagte Keller und bestätigte, dass die Geißböcke auch ohne Spielerverkäufe oder Europapokal-Teilnahmen eine Saison wieder mit einer schwarzen Null abschließen würden. Keller ließ sogar durchblicken, dass die Geißböcke “im Sommer 2025 ligaunabhängig den Großteil der Verbindlichkeiten abgetragen haben werden”.

Das verwundert insofern, als dass Finanz-Geschäftsführer Philipp Türoff noch im vergangenen Herbst erklärt hatte, der FC werde “im Bestfall” in vier Jahren – also 2027 – weitgehend schuldenfrei sei. Zum 30.06.2023 hatte die Schuldenlast noch immer bei über 50 Millionen Euro gelegen. Sondereffekte wie lukrative Spielerverkäufe waren im Sommer 2023 oder Januar 2024 nicht dazugekommen und soll es auch im Bestfall im Sommer 2024 wegen der Transfersperre nicht geben. Daher ist noch offen, wie der FC den Großteil der Verbindlichkeiten bereits bis 2025 abgetragen haben will.

Es ist unser Bestreben, einen wirtschaftlich kerngesunden 1. FC Köln zu haben, der ausgehend von einem stabilen Fundament eine sportliche Leistungsfähigkeit aufbaut, die langfristig zu halten ist.

Christian Keller

Doch klar ist: Eine weitgehende Schuldenfreiheit, ob 2025, 2026 oder 2027, wäre für die Geißböcke die Grundlage, um auch sportlich einen Neustart hinzulegen. Keller hofft, dass er dazu die Chance bekommen wird. Und so ließ der Sportchef durchblicken, dass er gerne ligaunabhängig über die Saison hinaus bleiben wollen würde. “Es ist bekannt, dass ich versuche, langfristig orientiert zu agieren”, sagte Keller.

Der Sportchef ist sich zwar bewusst, dass Fußball ein Tagesgeschäft ist. “Management muss aber längerfristig gedacht werden. Es ist unser Bestreben, einen wirtschaftlich kerngesunden 1. FC Köln zu haben, der ausgehend von einem stabilen Fundament eine sportliche Leistungsfähigkeit aufbaut, die langfristig zu halten ist.” Man sei dabei, dieses Fundament zu errichten. Ob der Neuaufbau dann in der Bundesliga oder Zweiten Liga beginnen wird, wird auch das Heimspiel gegen Darmstadt entscheiden.

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