Ich bin nicht der Oberlehrer, der alles vorgibt
Bei dem vielen Geld, das im Umlauf ist: Haben Sie eigentlich auch das Gefühl, eine soziale Verantwortung für Ihre Spieler zu haben, zum Beispiel, wie die Jungs mit ihrem Geld umgehen?
Jeder Spieler sollte wissen, dass er selbst ein gewisses Maß an Verantwortung trägt. Für sich, für seine Familie, für den Verein, für die Mannschaft. Sein Verhalten sollte stimmig sein, das ist das wichtigste. Ich bin nicht derjenige, der sagt, dieses oder jenes Auto geht nicht. Autos sind Statussymbole – zumindest für die Jungs. Später werden sie vielleicht erkennen, dass das nicht so ist, aber momentan ist es dann so. Ich bin nicht der Oberlehrer, der alles vorgibt. Auch nicht, was Facebook oder Öffentlichkeitsarbeit angeht.
Sie selbst haben Ihre Facebook-Aktivitäten eingestellt.
Ich habe es zweieinhalb Jahre gemacht, aber dann erkannt, dass es für mich an der Zeit war, die Seite zuzumachen. Es hat mich mehr und mehr Zeit gekostet, was nicht das Problem war. Aber es hat mich mehr und mehr belastet, was da von anderen Menschen als Reaktion zum Besten gegeben wurde. Die Kombination aus mehr Aufwand und mehr Stress stand in keinem Verhältnis. Deshalb ich die Seite geschlossen. Es hat vielen Lesern gefallen, das war auch die Mehrzahl. Aber es war trotzdem die richtige Entscheidung, weil ich mich jetzt in meiner Haut wieder wohler fühle.
Ich verlange, dass die Autos zuhause bleiben
Welche Regeln geben Sie den Jungs denn abseits des Platzes vor?
Das einfachste Beispiel ist, wenn ich weiß, dass die Jungs ausgehen. Einen Mannschaftsabend finde ich perfekt. Letztes waren alle mit, alle! Das gibt es selten, das finde ich grandios. Und mir ist auch klar, dass an dem Abend die Jungs nicht nur stilles Wasser trinken. Das ist aber auch okay. Der Zeitpunkt muss passen, dann ist das super. Das einzige, was ich von ihnen verlange, ist, dass die Autos zuhause bleiben. Das ist es. In dem einen Bereich können sie sich frei bewegen, den unterstütze ich sogar. Der andere ist ein „no go“, der geht gar nicht. Alles, was für die Gruppe gut ist, ist okay. Alles, was die Gruppe gefährdet, darf nicht sein.
Der 1. FC Köln geht im Vergleich zu anderen Vereinen noch einen offenen Weg. Viele Klubs schotten ihre Spieler komplett ab. Der Effzeh noch nicht. Auch, weil es die Stadt verlangt?
Ich glaube schon, ja. In Köln ist es total notwendig, dass man sich offen präsentiert. Das verlangen die Leute und die Stadt gibt es her. Wir müssen da mittendrin sein. So etwas wie der Karneval ist genauso wie der FC nicht aus Köln wegzudenken. Viele Leute, die Sympathie für den FC haben, haben Sympathie für den Karneval. Da kann ich doch nicht sagen, der FC passt – Karneval nicht. Das lässt sich doch verbinden. Und so, wie wir das machen, ist es Fan-nah. Diese Zugehörigkeit sollten wir leben, das ist ein elementarer Baustein, um Erfolg haben zu können und auch in schwierigeren Zeiten die Unterstützung der Fans zu haben. Deswegen versuchen wir ja auch, so viele Trainings wie möglich offen zu halten. So, wie wir sind, so sind wir. Und das sollten die Leute auch sehen können.
Das große #Stöger-Interview, Teil 1: „In unserer Hierarchie ist jeder angreifbar." #Effzeh http://t.co/q5S7fbMNsb pic.twitter.com/vyhlzhkJeo
— GEISSBLOG_KOELN (@GEISSBLOG_KOELN) September 6, 2015
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