Bei den FC-Verantwortlichen sieht man diesen Zwiespalt auch. Peter Stöger ist sich der Abschlussschwäche seiner Spieler bewusst. Der Österreicher hatte aber trotz des guten Saisonstarts bereits damit gerechnet, dass eine Dürreperiode kommen könnte. “Wir waren zu Beginn extrem gut im Ausnutzen unserer Chancen. Jetzt lassen wir relativ viel liegen”, sagte der 49-Jährige. “Wenn immer alles so laufen würde, wie man sich das erträumt, ist es klar, dass wir dann ziemlich weit oben wären.”
Aber bei uns ist alles beschissen
Auch so steht der FC noch immer in Schlagdistanz zu den Top-Klubs. Gerade einmal einen Punkt trennt den FC von Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen und Europa-League-Klub Schalke 04. Platz vier der Tabelle ist drei Punkte entfernt. Daher findet Stöger auch deutliche Worte für die Kritiker. “Ich höre Interviews aus Mainz, dass sie voll in der Spur sind. Die waren in Europa dabei, als wir noch Zweite Liga waren. Dann schaue ich auf die Tabelle und sehe: Wir haben gleich viele Punkte”, sagte Stöger. “Dann lassen sich die Hamburger abfeiern und haben nur einen Punkt mehr. Aber bei uns ist alles beschissen. Dabei haben wir vier Spiele nicht verloren. Dafür würden sich andere auch abfeiern lassen.”
Tatsächlich entsprechen Zufriedenheit und Euphorie in Hamburg und Mainz nicht dem Stimmungsbild in Köln. Sportchef Jörg Schmadtke gestand allerdings ein, dass unabhängig der Erwartungshaltung an die Mannschaft die letzten Wochen nicht gerade zu Jubelarien veranlasst haben – den Derbysieg ausgenommen. “Wir dürfen die Augen nicht davor verschließen, dass wir Punkte liegen lassen und nicht versuchen, sie mit aller Macht mitzunehmen”, kritisierte Schmadtke im “kicker”. “Dass die Leute unzufrieden sind, weil wir Chancen liegengelassen haben, kann ich nachvollziehen.”
Sagen nicht, wir wollen nicht nach Europa
Kritik an der Tabellensituation hingegen lassen weder Schmadtke noch Stöger gelten. Letzterer stellte am Mittwoch klar: “Wenn der große Schritt nicht funktioniert – und dafür musst du Spiele wie zuletzt gewinnen – dann darfst du dich nicht verrückt machen lassen”, so der Österreicher, der seit über zwei Jahren die Politik der kleinen Schritte in Köln propagiert. “Je mehr wir vor Weihnachten noch mitnehmen, desto eher können wir uns fragen, was bei einem super Frühling möglich ist. Wir sagen ja nicht, wir wollen nicht in die Europa League, weil es für unsere Entwicklung nicht gut wäre. Aber man muss schon realistisch bleiben.”
Eben jener Realismus war bislang Teil der gelungenen Mischung aus Anspruch und Demut. Die nächsten drei Spiele werden richtungsweisend sein, wohin sich dieser Realismus beim FC im Laufe der Saison noch entwickeln könnte – nach oben oder nach unten.
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