Das Double - der Film. (Foto: Edition Steffan/Werek)

"Der Effzeh war schon immer ein Abbild der Stadt Köln"

Warum war der FC damals so erfolgreich?
Ein Hauptgrund: Hennes Weisweiler. Er war eine Ausnahmegestalt. Er war der Über-Trainer, nicht nur in Deutschland. Das lässt sich nicht mit der heutigen Zeit vergleichen, mit Jupp Heynckes oder Pep Guardiola. Aber es kommt nicht von ungefähr, dass Heynckes ein Weisweiler-Schüler war. Wenn man ihn heute fragen würde, wer der größte Trainer aller Zeiten war, wäre klar, wen Heynckes nennen würde.

Die Medien haben damals richtig auf die Kacke gehauen

Woran lag das?
Weisweiler war einerseits ein feinsinniger Fußball-Intellektueller und andererseits ein polternder, emotionaler Typ, der rauchte und trank. Der lebte und schöpfte aus dem Vollen. Er hatte eine natürliche Autorität auf der einen Seite und war ein vitaler, das Leben genießender Mensch auf der anderen Seite. Aber eben auch ein knallharter Typ, der vor der Double-Saison Wolfgang Overath absägte.

Das Double - der Film. (Foto: Edition Steffan)
Das Double – der Film. (Foto: Edition Steffan)

Was ja für einen Aufschrei gesorgt hat.
Natürlich. Vor allem, weil das erste Spiel in Düsseldorf mit 1:5 verloren ging. Alles schrie schon, der FC müsse Overath zurückholen, Weisweiler habe keine Ahnung. Nach den sechs Toren von Dieter Müller gegen Bremen beim 7:2 war dann vorläufig alles gut. Dann aber kam der schwarze September mit drei Pleiten in Folge und dem Ausscheiden im Europapokal. Die echte Wende brachte erst das 5:2 in Gladbach. Die Meisterschaft war alles, nur kein Durchmarsch. Die Medien haben damals richtig auf die Kacke gehauen. Im Vergleich dazu können die FC-Verantwortlichen heute froh sein.

Wie wollen Sie die Geschehnisse denn aufarbeiten? Mit wem sprechen Sie?
Wir versuchen, alle noch lebenden Spieler zu interviewen. Auch diejenigen, bei denen es schwer wird, wie zum Beispiel Yasuhiko Okudera, der in Japan lebt. Wir wollen mit allen sprechen, die mit der Mannschaft zu tun hatten, vom Präsidium bis zu den Betreuern. Aber auch Zeitzeugen wie Wolfgang Bosbach, der schon damals FC-Fan war, aber eben auch Politiker, der die gesellschaftlichen Entwicklungen mitbekommen hat.

Mit wem noch?
Mal sehen, ob es gelingt, mit ehemaligen, Gladbacher Spielern zu sprechen, weil es ja dieses dramatische Saisonfinale gab. Nach 33 Spieltagen standen Köln und Gladbach punktgleich auf Platz eins und zwei. Der FC hatte das um zehn Tore bessere Torverhältnis. Doch dann gewann Gladbach mit 12:0 gegen Borussia Dortmund. Nur, weil Köln beim FC St. Pauli mit 5:0 gewann, wurde der FC doch noch Meister. Dieses Duell wollen wir natürlich darstellen und erklären.

Es ist eine Dokumentation, kein Missionswerk

Was wird die Kernaussage des Films sein?
Es ist eine Dokumentation, kein Missionswerk. Der Film soll authentisch zeigen, wie der FC, Köln und Deutschland zu der damaligen Zeit waren. Auch Menschen, die später geboren wurden, sollen sagen können: Okay, jetzt habe ich ein Gefühl davon, wie es damals war. Und als Nebeneffekt: Vielleicht denken die Kölner mal darüber nach, warum ihre Stadt heute nicht mehr diese Metropole ist, die sie damals war. Was ist passiert? Und dann kann man sich auch die Frage stellen: Was ist seitdem mit dem FC schief gegangen? Denn damals, das ist klar, hatte der FC alle Optionen, um auf lange Zeit eine beherrschende Stellung inne zu haben, so wie heute der FC Bayern.

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