Timo Horn, Thomas Kessler, Sven Müller: Wo liegen die Unterschiede?
Über meine Fähigkeiten rede ich eigentlich nicht so gerne. Timo ist ein total moderner Torhüter, der davon profitiert, dass in seiner Jugend die Ausbildung umgestellt wurde. Das Augenmerk lag bei mir vor 15 Jahren noch auf ganz anderen Dingen. Da hat mir niemand erzählt, ich müsse die Bälle permanent flach durch eine Schnittstelle spielen. Da war es schon ein Novum, wenn man den Ball mit dem schwachen Fuß über die Mittellinie bekommen hat. (lacht) Heute ist das eine Selbstverständlichkeit. Deswegen ist auch die Ausbildung bei Sven Müller anders.
Ich habe mich in der Kabine umgeschaut und gedacht: Boah, hier sind ja nur Männer!
Das gilt generell für die Nachwuchskicker, oder? Wenn man sich Salih Özcan mit 18 Jahren anschaut…
Absolut. Als ich mit 17 oder 18 bei den Profis mittrainiert habe, habe ich mich in der Kabine umgeschaut und gedacht: Boah, hier sind ja nur Männer! Heute kommen die Jungs rein und bringen athletisch schon alles mit. Da gibt es vom Training her heute kaum mehr Unterschiede. Die Spieler aus der U17 oder U19 sind viel weiter als wir damals.
Wären Sie gerne noch mal 19?
Nein, ich bin total zufrieden mit meinem Leben. Zu meinem 30. Geburtstag habe ich noch mal gedacht, was hätte sein können, wenn ich einige Entscheidungen anders getroffen hätte. Aber ich gehöre jetzt mehr als mein halbes Leben lang diesem Klub an, zu dem ich als Kind ins Stadion gepilgert bin.
Welche Entscheidungen sind das, an die Sie denken?
Wenn man meine Transferhistorie anschaut, weiß man: Ich war zwei Jahre an St. Pauli ausgeliehen. Das hatte sich nach einem Jahr nach dem Abstieg schon wieder erledigt. Danach hätte ich mir den Wechsel zu Eintracht Frankfurt sparen können. Aber hinterher ist man immer schlauer.
Nur, weil ich jetzt zwei Bälle gefangen habe, renne ich doch nicht zu meinem Berater
Es gäbe Spieler, die diese Wochen, die Sie jetzt im Rampenlicht stehen, nutzen würden, um mit Blick auf den Winter einen neuen Verein zu suchen, wo sie die Nummer eins sein könnten. Warum Sie nicht?
Nur, weil ich jetzt zwei Bälle gefangen habe, renne ich doch nicht zu meinem Berater und sage dem: Hey, jetzt ruf mal jeden Manager an, der ein Torwartproblem hat und sag dem, dass der Kessler Bälle fangen kann. So einer bin ich nicht. Der FC hat mir im Sommer die Chance gegeben und mir einen neuen Vertrag angeboten. Vielleicht höre ich mit 33 auf, vielleicht mit 35, vielleicht spiele ich, bis ich 42 bin. Ich weiß es nicht. Das ist die Unbekannte in meinem Leben. Vielleicht mache ich ja noch mal was ganz anderes und gehe ins Ausland. Aber solange ich hier noch gerne gesehen werde, gebe ich Vollgas. Ich bin diesem Klub sehr dankbar, weiter Teil dieser Entwicklung sein zu können.
>> Hier geht’s zum zweiten Teil des großen Kessler-Interviews
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