Patrick Helmes schleppt einen Staubsauger quer durch die Räumlichkeiten des Kölner Nachwuchsleistungszentrums. An einigen Mitarbeitern vorbei manövriert er ihn durch die schmalen Gänge bis in sein Büro. Einmal kurz durchsaugen – um für Ordnung zu sorgen und den eigenen Bewegungsdrang zu stillen. Denn Helmes, dem neuen Cheftrainer der U21 des 1. FC Köln, ist die Leidenschaft und die Begeisterung für seine neue Aufgabe anzumerken.
Köln – Der GEISSBLOG.KOELN trifft sich mit dem Ex-Stürmer in dessen Büro. Während des Gesprächs wippt er in seinem Drehstuhl auf und ab, gestikuliert mit seinen Armen und Händen, als müsse er seine Mannschaft auf das nächste Spiel einstellen. Diese hat, anders als der Teppichboden im Büro, keine großen Säuberungsaktionen zu befürchten. Helmes vertraut seinem jetzigen Kader für die Rückrunde – für die erste, für die er als Chefcoach verantwortlich ist.
GBK: Herr Helmes, es kann kein Zufall sein, dass Sie in Ihrer ersten Station als Cheftrainer für eine U21 verantwortlich sind. Schließlich war Ihre Affinität zu zweiten Mannschaften schon immer groß.
PATRICK HELMES: Das stimmt. Ich habe zu Beginn meiner Karriere auch in der zweiten Mannschaft gespielt. Es war ja klar, dass ich nicht neu aus Siegen nach Köln kommen und direkt in der Bundesliga jedes Spiel machen würde. Ich kenne die Jungs und das Klima und weiß, dass natürlich jeder von ihnen den Traum hat, Profifußballer zu werden. Leider schafft es nicht jeder – aus den unterschiedlichsten Gründen und Umständen.
Man kann darauf keinen Bock haben oder man kann zeigen, dass man zu gut ist
Später in Wolfsburg sind Sie unter Felix Magath zwischenzeitlich wieder in der U23 gelandet. Sie haben Ihre Mitspieler damals liebevoll als „meine Jungs“ bezeichnet.
Das waren auch meine Jungs. Ich war das erste Mal weit weg von zu Hause in einer fremden Stadt und habe dann in der zweiten Mannschaft ein tolles Umfeld vorgefunden. Ich habe das sehr geschätzt, mit den jungen Spielern zusammen auf dem Platz zu stehen.
Die Degradierung hat Ihnen nichts ausgemacht?
Für einen gestandenen Spieler stellt sich immer die Frage, wie er damit umgeht, auf einmal bei den Amateuren zu spielen. Man kann darauf keinen Bock haben oder man kann zeigen, dass man zu gut ist, um in der Zweiten zu spielen. Das war mir wichtig, und ich habe damals auch eine gewisse Anerkennung für meine Leistung bekommen.
Bei uns wurde das in der Vergangenheit auch mal thematisiert
Sind Sie selbst ein Beispiel dafür, dass es auch weiterhin sinnvoll sein kann, in einer zweiten Mannschaft zu spielen?
Es gab darüber ja lange Diskussionen. Einige Vereine wie Leverkusen oder Bochum haben ihre zweite Mannschaft abgemeldet. Bei uns wurde das in der Vergangenheit auch mal thematisiert, aber der Stellenwert unserer U21 ist aktuell hoch. Wir bauen auf diese Mannschaft. Für die Jungs, die es aus der U19 nicht direkt zu den Profis schaffen, ist es eine wichtige Übergangszeit. Die Liga, in der wir spielen, ist gespickt von Traditionsvereinen. Sich dort zurechtzufinden und zu zeigen, ist ein echter Schritt für die Jungs. Den unterschätzen viele. Einige brauchen ihre Zeit, um sich das an das Niveau in der Regionalliga zu gewöhnen.
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