Null Punkte, 1:12 Tore, Tabellenletzter – der 1. FC Köln hat den schlechtesten Saisonstart in der Vereinsgeschichte hingelegt. Eine desolate Vorstellung bei Borussia Dortmund lässt das Fünkchen Hoffnung nach dem Auftritt beim FC Arsenal sofort wieder erlischen.
Dortmund/Köln – Die Diskussion um den Videobeweis beiseite geschoben, besteht überhaupt kein Zweifel: Der 1. FC Köln steckt erstmals unter Trainer Peter Stöger in einer echten Krise. Fünf Pflichtspiel-Pleiten in Folge, 15 Gegentore und in der Offensive vollkommen harmlos – die Geissböcke zeigen kaum etwas, das Hoffnung auf Besserung macht.
Das war gut
In der zweiten Halbzeit gegen Dortmund: nichts. Aber dazu später mehr. In der ersten Halbzeit verteidigte der 1. FC Köln zumindest rund eine halbe Stunde so, wie sich Peter Stöger das vorgestellt hatte. Es war der Plan, dem BVB den Ball zu überlassen, defensiv strukturiert zu verteidigen, die Räume im Zentrum zu verdichten und nach Ballgewinnen zu kontern. Dortmunds Defensive war zwar auf das Kölner Umschaltspiel hervorragend eingestellt, weshalb es kaum Chancen für die Geissböcke gab. Doch nach dem frühen 0:1 machte es der Effzeh zumindest defensiv gut, der BVB hatte keine einzige Strafraumszene mehr, Köln dagegen blieb im Spiel, weshalb es durchaus ein gänzlich anderes Spiel hätte werden können, wenn das irreguläre 0:2 nicht Sekunden vor dem Pausenpfiff gefallen wäre. Die 30-minütige Phase guten Verteidigens war allerdings auch schon alles, was man dem Auftritt in Dortmund an Positivem abgewinnen konnte.
Das war schlecht
Es fing in der 2. Minute an. Wer defensiv massiv stehen, die Null halten, Ballgewinne erzwingen und kontern will, muss von der ersten Sekunde an hellwach und aggressiv zu Werke gehen. Was aber Jannes Horn und Jorge Meré vor dem 0:1 machten, war das genaue Gegenteil: passiv und schläfrig ließen sie ihre Gegenspieler gewähren. Es mag die Unerfahrenheit zweier 20-Jähriger gewesen sein, doch wer in Dortmund – oder generell in der Bundesliga – etwas holen will, muss anders zu Werke gehen. Doch genau diese Konsequenz geht den Kölner bislang in dieser Saison völlig ab.
So richtig schlecht war aber vor allem der Auftritt in der zweiten Halbzeit. Timo Horn legte den Finger nach dem Spiel in die Wunde und offenbarte ein echtes Problem: “Wir sind nicht mehr richtig hinterher gelaufen. Das kam schon Auflösungserscheinungen gleich.” Einige Spieler ließen die Niederlage über sich ergehen, ließen sich demütigen vom BVB, wehrten sich nicht mehr, liefen nur noch hinterher. Das 0:2 kurz vor dem Pausenpfiff darf keine Ausrede dafür sein, sich in Dortmund demontieren zu lassen. Es fehlte an der richtigen Einstellung – und die ist bekanntlich eine Charakterfrage.
So geht es weiter
Diese Charakterfrage müssen die Geissböcke am Mittwoch im zweiten Heimspiel der Saison gegen Eintracht Frankfurt positiv beantworten. Dieses Duell sowie das folgende am Sonntag beim Aufsteiger aus Hannover wird zum ersten echten Härtetest für die Geissböcke unter Peter Stöger. Der Effzeh muss in dieser Woche die Kurve kriegen, vier Punkte sind eigentlich Pflicht. Doch nicht nur das.
Die Mannschaft muss beweisen, dass sie wieder in der Lage ist, ein Spiel über 90 Minuten konzentriert zu absolvieren. In keinem der letzten fünf Spiele zeigte der Effzeh eine konstante Leistung, in keinem dieser Spiele waren die FC-Profis in der Lage, individuelle Fehler dauerhaft zu minimieren. Die Mannschaft von Peter Stöger muss sich auf ihre ureigenen Qualitäten zurückbesinnen, auch, wenn das heißen sollte, mal wieder ein torloses Unentschieden zu ermauern. Den Geissböcken fehlt nach den vielen Rückschlägen der letzten Wochen jedes Selbstvertrauen. Das muss erst wieder Stück für Stück aufgebaut werden – und zwar von Grund auf.
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