[nextpage title=”Von den Häßler- zu den Modeste-Millionen”]
Der 1. FC Köln glaubte im vergangenen Sommer im Geld zu schwimmen. Nach dem Verkauf von Anthony Modeste schien finanziell alles möglich. Nie hatte der Effzeh so viel Geld zur Verfügung. Doch inzwischen muss der FC immer mehr Sonderzahlungen leisten, weil die Investitionen im Sommer floppten. Die laufende Saison dürfte nicht nur sportlich, sondern finanziell überaus teuer werden – nicht nur im Falle eines Abstiegs.
Köln – Bis heute hält sich am Geißbockheim die Frage wie ein Running Gag, über den niemand lachen kann: Wo sind die Häßler-Millionen? Für die Jüngeren unter den FC-Fans: Thomas Häßler wechselte einst für 15 Millionen Deutsche Mark vom Effzeh zu Juventus Turin. Noch immer fragt man sich in Köln, was aus diesem Transfererlös wurde. In den Klub wurde er jedenfalls nicht reinvestiert.
Noch nie so viel ausgegeben – noch nie so viel eingenommen
Das wollte man beim 1. FC Köln des Jahres 2017 gänzlich anders machen. Geschäftsführer Alexander Wehrle erklärte erst vergangene Woche im GBK-Interview: “Wir haben noch nie so viel ausgegeben wie in diesem Sommer.” Auf die Replik des Reporters, der FC habe aber auch noch nie so viel eingenommen, antwortete der Finanz-Boss: “Das ist auch richtig. Wir haben immer gesagt, dass das oberste Ziel die sportliche Wettbewerbsfähigkeit ist. Wir müssen kein Eigenkapital mehr aufbauen, da sind wir gut ausgestattet. Es war im Sommer nicht unser Ziel, Geld zu sparen. Für die richtigen Spieler wären wir bereit gewesen, es auszugeben.”
Tatsächlich gab der 1. FC Köln, wie Wehrle am Rande der Mitgliederversammlung erklärte, “deutlich über 30 Millionen Euro” aus. Also ungefähr den Betrag, den man für Modeste erhalten hatte. Allerdings bedeutete dies auch, dass die Kölner von ihrem ursprünglich eingeplanten Transferbudget nahezu nichts anrühren mussten. Dieses hatte dem Vernehmen nach bei über 20 Millionen Euro gelegen. Demzufolge blieb genau dieses Geld zunächst unangetastet, man wollte damit in der kommenden Wintertransferperiode “nachjustieren”.
Ein verantwortungsvolles Risiko
Das Nachjustieren kann sich der Klub nun unter Umständen sparen. Sollte kein Wunder geschehen, befindet sich der FC auf dem direkten Weg in die Zweite Liga. Sinnlose Kraftakte im Winter wird es dann nicht mehr geben. Auch das unterstrich Wehrle, der aber bekräftigte, den Kampf um die Bundesliga noch nicht aufgegeben zu haben. Sollte in den drei letzten Bundesligaspielen vor der Winterpause doch noch so etwas wie ein Aufbäumen bei den Geissböcken passieren, wäre Köln bereit, “ein verantwortungsvolles Risiko” zu gehen, wie Wehrle es ausdrückte. Das Problem: Von dem ursprünglichen Transferbudget mussten inzwischen einige Millionen abgezweigt werden.
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Über sieben Millionen schon verbrannt
Jörg Schmadtke erhielt 3,3 Millionen Euro als Abfindung. Das Trainer-Duo Peter Stöger und Manfred Schmid bekam dem Vernehmen nach zusammen rund 1,5 Millionen Euro als Abfindung. Claudio Pizarro wurde nachträglich verpflichtet und kassiert für ein Jahr bei den Geissböcken ein Gehalt von rund zwei Millionen Euro. Hinzu kommen die beiden umstrittenen Vertragsverlängerungen mit Konstantin Rausch und Matthias Lehmann. Durch diese personellen Entscheidungen musste der Klub in den letzten Wochen alleine über sieben Millionen Euro zusätzlich ausgegeben. Unter Umständen stehen zudem noch Ablösezahlungen für einen neuen Geschäftsführer Sport (wie sie im Falle Horst Heldt fällig geworden wäre) und einen neuen Trainer ins Haus.
Gut möglich also, dass der Absturz der Geissböcke den Klub in dieser Saison am Ende über zehn Millionen Euro gekostet haben könnte. Freilich bleibt Köln im laufenden Geschäftsjahr auf Rekordkurs in Sachen Umsatz, doch der Gewinn hat sich durch die genannten Sonderposten schon jetzt deutlich reduziert. Geld, das im Winter nun nicht mehr in den Kader investiert werden kann und das indirekt die Rekordablösesumme von Anthony Modeste schmälert.
Sollte der 1. FC Köln tatsächlich in die Zweite Liga absteigen, käme der große Schnitt aber erst noch. Nicht nur hätte der FC seine gute Position in der Bundesliga-TV-Tabelle verloren und selbst im Falle des direkten Wiederaufstiegs auf Jahre verspielt. Der Umsatz würde um rund 50 Prozent einbrechen, das gerade erst aufgebaute Eigenkapital müsste teilweise geopfert werden, um einen aufstiegsfähigen Lizenzspieleretat und Kader auf die Beine zu stellen. Eine schier endlose Kette an finanziellen Einbußen wäre mit dem Gang in die Zweite Liga verknüpft.
Sonderausgaben so hoch wie einstige Häßler-Ablöse
Doch selbst im Falle des noch immer (zumindest theoretisch) möglichen Klassenerhalts hat die Abwärtsspirale schon jetzt über sieben Millionen Euro gekostet. Bei einer kolportierten Ablösesumme von rund 30 Millionen Euro für Modeste ist also schon ein Viertel der Einnahmen wieder aufgefressen worden – umgerechnet übrigens genauso viel wie damals Thomas Häßler dem Effzeh einbrachte (15 Millionen DM). Doch von dem Geld hatte der Klub ja auch nie etwas außer Ärger.
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