[nextpage title=”Testturnier ohne Angriffsmodus”]
Ein Titelchen als Stimmungsaufheller: Der 1. FC Köln beendet die Kurzvorbereitung als Wintercup-Sieger 2018. Eine Woche hat Stefan Ruthenbeck mit seinem Team gearbeitet. In Bielefeld beim Blitzturnier klappten einige Dinge bereits ordentlich. Was bedeutet das für den Rückrundenstart?
Bielefeld – Ein Sieg über Hertha BSC im Elfmeterschießen (4:1), dazu ein 1:0-Erfolg über den Zweitligisten Arminia Bielefeld: Für den Effzeh war die Reise auf die Alm ein erster Erfolg im neuen Jahr. Eine intensive Trainingswoche mit einem Laktattest und sechs Trainingseinheiten schlossen die Geissböcke mit zwei Spielen über jeweils 60 Minuten ab.
Siege sind Siege – mehr aber nicht
Freilich bedeutete der Turniersieg Stefan Ruthenbeck herzlich wenig. “Es war kaum einer im Angriffsmodus”, stellte der Trainer nach den beiden Spielen fest und meinte damit vor allem das Spiel gegen Hertha BSC, das mitunter wie ein Sommerkick bei fröstelnden Temperaturen wirkte. “Wir haben ein paar Dinge versucht umzusetzen. Jeder Sieg tut uns gut, wir haben ja bislang kaum gewonnen. Aber lasst uns das nicht zu hoch hängen!”
Auf diese Idee wird wohl auch niemand kommen. Aber zumindest konnte der Effzeh zwei Siege, eine Trophäe und das Gefühl mit nach Hause nehmen, auch im neuen Jahr gewinnen zu können. “Wir haben es in der zweiten Halbzeit gegen Berlin und in der ersten Halbzeit gegen Bielefeld richtig gut gemacht”, resümierte Ruthenbeck “Das zeigt aber auch, dass die Konstanz noch fehlt.” Ein Problem, das aus der bisherigen Saison durchaus bekannt ist und in der Liga regelmäßig bestraft wurde. Am Samstag nicht.
Defensive steht sattelfest
Das lag auch daran, weil der FC seine Defensive bis auf wenige Ausnahmen bestens im Griff hatte. Offensiv konnten die Kölner in der Anfangsphase gegen Berlin und in der zweiten Hälfte gegen Bielefeld kaum etwas zustande bringen. Dafür aber lieferten die Geissböcke in der Arbeit gegen den Ball das ab, was Ruthenbeck von seinen Spielern erwartete. “Wir haben kein Gegentor bekommen, gegen Hertha nur eine Großchance zugelassen, gegen Bielefeld zwei. In Relation haben wir in beiden Spielen mehr Chancen kreiert als zugelassen.” Jetzt müssen die Kölner ihre Torgelegenheiten nur noch besser nutzen. Auch das eine bekannte Geschichte aus der Hinrunde.
[nextpage title=”Ruthenbeck rechnet mit Unzufriedenheit”]
Neue Varianten im System
Unter Peter Stöger trat der FC meist in einem 4-4-2 auf. Am Samstag testete Ruthenbeck drei Systeme. Gegen Hertha über die volle Spielzeit ein 4-1-4-1 mit nur einem Sechser (Matthias Lehmann), dazu einem Achter (Salih Özcan) und einem Zehner (Simon Zoller) davor; gegen Bielefeld in Halbzeit eins ein klares 4-4-2, wie man es aus Stögers Zeiten kannte; in der zweiten Hälfte ein 4-4-2 mit Raute, das aber nicht gut klappte, wie Ruthenbeck selbst eingestand. In den beiden erstgenannten Systemen stand die Defensive gut, durch die Raute im Mittelfeld verlor der FC zwischenzeitlich den Zugriff.
Diese Lehren nahmen Ruthenbeck und die Spieler für die kommenden Wochen mit. Insbesondere das 4-1-4-1 scheint in den Überlegungen des Coaches eine wichtige Rolle zu spielen. Auch, weil sich darin zwei Spieler, auf die Ruthenbeck steht, in einer neuen Rolle wiederfinden würden: Simon Zoller und Milos Jojic. Beide sieht der Chefcoach prädestiniert für die Rolle der Zehn, also der offensivsten der drei zentralen Zentrumspositionen. Gegen Hertha spielte Zoller mehrerer gute Bälle in die Schnittstellen, holte sich im Mittelfeld die Bälle ab. Eine ungewohnte Rolle, in der er gegen Berlin seine Schnelligkeit aber noch nicht gut ausspielen konnte.
Großer Kader – plötzlich zu groß?
Ruthenbeck hatte gerade einmal fünf Tage nach Neujahr zur Verfügung, um eine Art Vorbereitung auf die Beine zu stellen. Das wollte er aber nicht als Problem ansehen. “Wenn man die fünf Spiele vor Weihnachten mitnimmt, hatte ich schon Zeit, ein paar Impulse zu setzen, einiges zu implantieren”, sagte der Chefcoach und zeigte sich zufrieden mit dem Stand seiner Mannschaft. “Ich finde, das eine oder andere ist schon zu erkennen, wofür das neue Trainerteam steht.”
Tatsächlich werden diese Elemente aber erst in der Bundesliga zum tragen kommen müssen. Wenn in einer Woche Borussia Mönchengladbach nach Köln kommt, zählt es. In den ersten drei Spielen entscheidet sich, wohin es für den FC in der Rückrunde gehen wird. Dann werden auch einige Spieler wissen, welche Rolle sie noch spielen. Klar ist nach der Vorbereitung: Ruthenbeck wird keine Rücksicht auf bislang arrivierte Kräfte setzen. Er hält an der Jugendlinie fest, fünf Nachwuchstalente rücken auf, erhöhen den Druck und vergrößern den Kader. Das weiß auch der Coach, der der sich der Gefahr steigender Unzufriedenheit bewusst ist. “Ich kann mir vorstellen, dass es bei der Größe des Kaders unzufriedene Spieler geben wird. Ich kann gar nicht allen gerecht werden”, sagte der Coach.” Einige Spieler werden sich darauf einstellen müssen, weniger als bislang zum Einsatz zu kommen. Wenn man sich den Verlauf der Hinrunde ansieht, hätte dies durchaus seine Berechtigung.
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