Ob es eine Vorgeschichte zwischen Tim Walter und Markus Anfang gibt, ist nicht bekannt. Klar ist, dass sich der Trainer von Holstein Kiel bewusst versucht von seinem Vorgänger und heutigem Trainer des 1. FC Köln abzusetzen. Nach dem 1:1 der beiden Mannschaften am Samstag konnte sich Walter eine verbale Spitze nicht verkneifen.
Kiel – Es hatte schon vor dem Spiel der beiden Teams angefangen. Tim Walter wurde gefragt, wie viel von Markus Anfang denn noch im Holstein-Kader und -Spiel stecken würde. Nicht viel, so Walters Urteil. Ein neuer Trainer, 16 neue Spieler, ein anderer Spielstil – da seien Vergleiche nicht angebracht. “Für mich ist es kein Erbe, weil ich ein ganz anderer Trainer bin. Er hat natürlich gute Arbeit gemacht und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Aber wir sind zwei verschiedene Trainer. Daher kann man nichts vergleichen.”
Am Samstag endete die Partie schließlich 1:1 – glücklich aus Sicht der Kieler, die erst in der 89. Minute durch einen Fehler in der FC-Abwehr den Ausgleich geschenkt bekamen. Doch über die 90 Minuten zeigte Holstein, dass es dem FC mutig entgegen treten und auf Augenhöhe mitspielen konnte. Zeitweise war der KSV sogar besser, wobei die besseren der generell wenigen Chancen im Spiel auf Kölner Seite lagen.
Auf diesem Niveau will ich auch mal jammern
Auf der Pressekonferenz nach der Partie gab es ob der Punkteteilung eigentlich keinen Grund für Spannungen zwischen den beiden Trainern. Markus Anfang war zudem zu sehr mit sich und dem FC beschäftigt. Schließlich hatten die Geissböcke nicht nur den Sieg aus der Hand gegeben, sondern drei neue Verletzte zu beklagen (mehr dazu hier). Entsprechend hörte sich das Fazit des Kölner Coaches an. “Wir hatten schon vor dem Spiel mehrere Ausfälle, dann einer beim Warmmachen, ein weiterer in der ersten Halbzeit – aber die Jungs, die reingekommen sind, haben das ordentlich gemacht. Davor muss man Respekt haben.”
Eigentlich keine bemerkenswerte Aussage, wäre da nicht die Replik des Kieler Trainers gewesen. “Während ich einen 18-jährigen A-Jugend-Spieler eingewechselt habe, konnte Köln noch einen Cordoba nachlegen”, erwiderte Walter. “Auf diesem Niveau will ich auch mal jammern.” War es also ein Jammern Anfangs oder eine Spitze des Kielers? “Das muss jeder für sich selbst entscheiden”, sagte Anfang nach der Pressekonferenz auf eine Nachfrage. “Es war jedenfalls kein Jammern, sondern ein Respektzollen vor meinen Spielern, die reingekommen sind und ihre Sache gut gemacht haben.”
Walter kann Erfolge aufweisen
Klar ist: Walter hat ein schweres Erbe angetreten, liegt nach zehn Spielen mit 13 Punkten aber auf einem respektablen elften Platz. Anfang hatte Kiel als Fast-Absteiger in der Dritten Liga übernommen, sie umgehend in Liga zwei und dann sogar fast in die Bundesliga geführt. Doch weder wird ein ähnlicher Erfolg in Kiel erneut erwartet, noch muss sich Walter verstecken. Der 42-Jährige wurde mit der U17 des FC Bayern München Deutscher Meister und führte die zweite Mannschaft des Rekordmeisters zuletzt in der Regionalliga auf Rang zwei hinter dem Stadtrivalen TSV 1860 München. Nun der Ruf nach Kiel – und es scheint, als ginge Walter auch verbalen Duellen mit anderen Trainern nicht aus dem Weg.
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