Werner Spinner ist noch bis September gewählter FC-Präsident. (Foto: imago/Bopp)

Geplatzte Konfrontation: Kommt es zum Misstrauensvotum?

[nextpage title=”Hat sich Spinner beim FC isoliert?”]

Werner Spinner gegen Armin Veh – am Dienstagabend hat der offene Bruch beim 1. FC Köln ein nächstes Kapitel erfahren. Dass der FC-Präsident ein Krisentreffen zwischen Vorstand und Geschäftsführung platzen ließ (mehr dazu hier), machte deutlich, dass schon in den nächsten Tagen personelle Konsequenzen beim 1. FC Köln folgen könnten. Nur auf welchem Posten, ist offen. Denn Spinner hat sich offenbar inzwischen nahezu isoliert. 

Köln – Nein, Toni Schumacher hätte keine Lust gehabt, am Mittwoch das turnusmäßige Treffen zwischen Vorstand und Geschäftsführung abzuhalten. Schon gar nicht unter den gegebenen Umständen einer Vertrauenskrise zwischen Werner Spinner und Armin Veh. Dafür hatte Schumacher auch einen guten Grund: Der einstige Double-Torhüter wollte am Mittwoch seinen 65. Geburtstag ungestört feiern, anstatt sich über das nicht mehr existierende Verhältnis zwischen dem Präsidenten und dem Sport-Geschäftsführer zu ärgern.

Wohl aber nicht wegen Tünns Geburtstag, sondern aus Gründen der Dringlichkeit war das Treffen um einen Tag auf den frühen Dienstagabend vorgezogen worden. Umso bemerkenswerter, dass Werner Spinner nicht erschien und Schumacher, Veh, Markus Ritterbach sowie Alexander Wehrle versetzte. Die Gründe für diese Entscheidung wurden zunächst nicht klar. Ob Spinner Veh brüskieren wollte, signalisieren wollte, dass es nichts mehr zu bereden gäbe oder einfach nur fern geblieben war, weil dem 70-Jährigen ein Tag nach dem Skiurlaub nicht nach Streitigkeiten zumute war, blieb offen. Doch über die Botschaft konnte es keine zwei Meinungen geben: Der Präsident des 1. FC Köln sah es nicht als notwendig an, die größte Krise am Geißbockheim seit dem Bruch mit Jörg Schmadtke im Herbst 2017 so schnell wie möglich persönlich anzugehen.

Kein Widerspruch zu Vehs Vorwürfen

Stattdessen hatte er offenbar Toni Schumacher vorgeschickt, mit dem er sich zuvor getroffen und ausgetauscht hatte. Bemerkenswert dabei: Nach GBK-Informationen hatte Schumacher nach Vehs Ausbruch am Sonntag den Sportchef zwar kontaktiert, um ihn zu kritisieren – allerdings nicht für den Inhalt des Gesagten, sondern dafür, dass Veh es vorher nicht mit den Vizepräsidenten oder anderen Führungspersonen abgesprochen hatte. Dass auch Ritterbach offenbar eher zu Veh als zu Spinner tendiert, ließ dieser vor der geplatzten Krisensitzung durchklingen, als er davon sprach, man werde alles tun, um den sportlichen Erfolg (den Aufstieg) nicht zu gefährden. Die Entlassung des Sportchefs jedoch würde eine derartige Unruhe in die sportliche Abteilung bringen, dass genau dies der Fall wäre.

Dass auch Wehrle inzwischen deutlich näher zu seinem Co-Geschäftsführer als zum Präsidenten steht, könnte ein weiterer Grund für Spinner gewesen sein, dem Treffen am Dienstagabend fern zu bleiben. Dem 70-Jährigen scheint immer bewusster zu werden, dass er sich am Geißbockheim in den letzten Monaten Stück für Stück isoliert hat. Auch dürfte Spinner nicht entgangen sein, dass sich beim FC bislang niemand dazu genötigt sah, Vehs Äußerungen vom Sonntag inhaltlich zu kritisieren oder den Vorwürfen gar zu widersprechen. Der Geschäftsführer Sport, so hieß es am Dienstag am Rande des Profitrainings, habe mit seinen Vorwürfen gegen Spinner einigen Mitarbeitern am Geißbockheim aus dem Herzen gesprochen.

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Verheerende Bilanz

Die Bilanz des FC-Präsidenten in den letzten zwei Jahren liest sich in der Tat vergleichbar mit dem sportlichen Absturz der Geissböcke: der Konflikt mit der aktiven Fanszene, der kompromisslose statt versöhnliche Ton gegenüber der Initiative “100% FC – Dein Verein”, der offene Krieg mit dem Mitgliederrat, der Umgang mit den Trennungen von Jörg Schmadtke und Peter Stöger, die einseitige Präsentation des Abstiegs auf der Mitgliederversammlung, die überstürzte Vorstellung von Anthony Modeste auf der 70-Jahre-Gala, die alle anderen Themen an dem Abend in den Hintergrund rückte. In einigen Bereichen mochten Spinner und seine Gefolgsleute zwar auch sachliche Gründe auf ihrer Seite gehabt haben. Die Kommunikation dieser und der Umgang mit Kritikern führten aber zunehmend in Sackgassen, aus denen sich der 70-Jährige und der FC hinterher wieder mühselig heraus manövrieren mussten. Zuletzt brachen auch FC-Altinternationale mit dem Vorstand, weil der FC es in den letzten Jahren nicht glaubwürdig geschafft hat, diese ins Boot zu holen.

Nun also der nächste menschliche Bruch, diesmal mit Armin Veh. Der 58-Jährige hatte es als seine Aufgabe als Geschäftsführer angesehen, das Unternehmen, für das er die Verantwortung trägt, die 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA, vor Schaden zu bewahren. Auch, wenn dieser Schaden aus seiner Sicht durch den Präsidenten des Vereins, dem diese KGaA gehört, herbeigeführt wurde. “Ich bin ja kein Frühstücksdirektor”, hatte Veh in den letzten Monaten häufiger erklärt und damit zum Ausdruck bringen wollen, dass er sehr wohl wisse, wofür er viel Geld bekomme: unter anderem dafür, um dazwischen zu hauen, wenn etwas schief laufe – sportlich wie strategisch. Doch Veh ist sich auch bewusst, dass er selbst ebenfalls angreifbar geworden ist in den vergangenen Wochen und Monaten.

Auch Veh in der Kritik

Zwar liegt der von Veh verantwortete sportliche Bereich in den Ergebnissen auf Kurs. Doch gänzlich zufrieden ist man in den Vereinsgremien nicht, sei es mit dem Umgang mit der angeblichen Spitzel-Affäre oder mit dem Umgang mit Trainer Markus Anfang. Zwar hat Veh klar gemacht: Hätte es wirklich Spitzel gegeben, wäre Anfang nicht mehr Trainer des 1. FC Köln. Auch das wäre ein Vertrauensverlust gewesen, den der Sportchef nicht hingenommen hätte. Doch darüber hinaus hatten sich die Vereinsbosse mehr vom neuen FC unter Veh erhofft. Fußballerisch auf dem Rasen, aber auch konzeptionell für die Zukunft. Dass Veh den Abstieg nur verwaltete, ließ der Vorstand geschehen, weil die Schuldigen in Jörg Schmadtke und Peter Stöger längst gefunden worden waren. Dass dem FC aber Vehs Ansage, nicht nur erfolgreichen, sondern auch attraktiven Fußball spielen lassen zu wollen, nun auf die Füße fällt, gehört zu den Kritikpunkten, die ihm vorgehalten werden. Ob unnötig langfristige Verträge für Spieler, finanzielle Risiken wie mit dem Rentenvertrag für Modeste oder nun das erneute Auflehnen gegen ein Vereinsgremium und Gremienmitglied – nicht nur Spinner, sondern auch Veh wird sich wohl intern noch einige Fragen gefallen lassen müssen.

Das dürfte ihm jedoch bewusst gewesen sein, als er die Büchse der Pandora am Sonntag öffnete. Auch, dass mit Christian Heidel, Michael Reschke und Jonas Boldt gleich drei Manager zuletzt ihre Ämter verloren, deren Namen nun reflexartig am Geißbockheim zu kursieren begannen. Die Frage ist jedoch, wen die Geister treffen werden, die Veh am Sonntag rief. Dass Spinner der Krisensitzung und damit einer möglichen Vereinbarung zum Burgfrieden fern blieb, dokumentierte nicht nur den tiefen Riss zwischen dem Präsidenten und dem Geschäftsführer. Er machte auch deutlich: Eine weitere gemeinsame Zusammenarbeit ist praktisch ausgeschlossen. Veh oder Spinner – es geht wohl nur noch um diese Frage sowie um den Zeitpunkt.

Strebt Spinner eine Lösung ohne Gespräch mit Veh an?

Spinner setzt offenbar ganz darauf, die Lösung für das Problem ohne weitere direkte Gespräche mit Veh herbeiführen zu können, und zwar im Gemeinsamen Ausschuss (GA). Das Gremium, das über eine Veh-Demission entscheiden könnte, setzt sich aus dem Vorstand, zwei Vertretern des Mitgliederrates sowie den Vorsitzenden des Aufsichtsrats und des Beirats zusammen. Veh als Geschäftsführer gehört diesem Gremium nicht an – weshalb Spinner in diesem Rahmen nicht befürchten müsste, Veh direkt gegenüber zu treten. Außer, es würde beschließen, Veh anzuhören. Dann käme Spinner nicht um eine Konfrontation herum. Am Dienstag stand noch nicht fest, ob sich der GA außerplanmäßig diese Woche noch treffen wird. Allerdings stehen seit Sonntagabend alle Gremienmitglieder im ständigen Austausch und bereiten sich darauf vor. Am Montag und Dienstag schien eine Ablösung Vehs keine Mehrheit zu finden. Was aber passieren würde, falls Spinner die Ablösung Vehs fordern, der GA diesem Antrag aber nicht stattgeben sollte, ist ebenso offen. Klar ist jedoch: Es käme einem Misstrauensvotum gegen Spinner gleich.

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