Stefan Ruthenbeck, Martin Heck und Achim Beierlorzer bei einem Spiel der U17. (Foto: Bucco)

“Haben für die nächsten Jahre ein paar heiße Eisen im Feuer”

[nextpage title=”Über das Problem Talente beim FC zu halten”]

Stefan Ruthenbeck hat mit der U19 des 1. FC Köln in der letzten Saison den Einzug in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft nur knapp verpasst. Der erfahrene Profi-Trainer, der beim Effzeh bis 2022 im Nachwuchs tätig sein und die größten Talente für die erste Mannschaft formen soll, sprach mit dem GEISSBLOG.KOELN über die Nachwuchsarbeit der Geissböcke, über die Jüngsten bei den Profis und ob der FC eine gute Durchlässigkeit zum Profi-Bereich hat.

Das Interview führte Marc L. Merten

GBK: Herr Ruthenbeck, den Auftakt zur neuen A-Junioren-Bundesliga haben Sie mit 5:0 gegen Münster gewonnen. Wird Ihre Mannschaft an den Erfolg der Vorsaison anknüpfen können?

STEFAN RUTHENBECK: Man muss vorsichtig sein. Wir haben 17 Jungs von der U17 hochgezogen, stellen in der Bundesliga West das jüngste U19-Team. Gegen Münster haben wir acht Spieler aus dem jüngeren Jahrgang eingesetzt. Das heißt: Je nach dem, wann sie geboren wurden, waren sie anderthalb Jahre jünger als ihre Gegenspieler. Das sind im Jugendfußball Welten. Dennoch ist das für uns schon jetzt ein wichtiger Schritt und starkes Signal. Ob wir die Rolle der letzten Saison trotzdem hinzubekommen können, werden wir erst wissen, wenn die Saison mal so richtig läuft. Aber wir wollen wieder eine gute Rolle spielen und so lange wie möglich oben mitspielen und den anderen Großen weh tun.

Wie stellen sich die Kräfteverhältnisse in der A-Jugend denn dar?

Neben Dortmund und Schalke sehe ich Leverkusen richtig stark, Gladbach auch. Wir werden unsere Saison deshalb auch nicht nur am tatsächlichen Mannschaftserfolg festmachen können. Letztlich wollen wir unsere Jungs bestmöglich ausbilden. Und wir haben einige richtig gute Jungs dabei, denen ich zutraue, es im Profibereich zu schaffen.

Wer denn?

Mit Namen muss man sehr vorsichtig sein. Zwischen der U17, der U19 und dem Erwachsenenfußball passiert in der Entwicklung der Spieler noch so viel, es kommen so viele Themen auf, mit denen sie erst einmal klarkommen müssen. Am Ende geht es um nur ein paar Prozente.

Offenbar haben diese Spieler beim FC nicht die beste Perspektive gesehen

Mit Yann-Aurel Bisseck hat jetzt im dritten Jahr hintereinander ein FC-Spieler eine Fritz-Walter-Medaille gewonnen. Erst Salih Özcan, dann Noah Katterbach, jetzt Bisseck. Wie bewerten Sie die Auszeichnung?

Das ist etwas Schönes für die Jungs, aber ich finde, mit solchen Auszeichnungen muss man aufpassen. Die Erwartungshaltung an diese Spieler steigt enorm. Ob man ihnen damit einen Gefallen tut, bleibt abzuwarten.

War die Erwartungshaltung ein Problem für Talente wie Dominik Becker und Can Bozdogan, die den FC lieber verlassen haben, weil sie anderswo die Chance auf die Profi-Mannschaft als größer eingestuft haben?

Die Spieler müssen mit ihrem Umfeld Entscheidungen treffen, die aus ihrer Sicht die beste Perspektive beinhaltet. Offenbar haben diese Spieler beim FC nicht die beste Perspektive gesehen. Das wird Gründe haben.

Welche?

Das muss man aus Sicht der Spieler sehr individuell betrachten. Wir können nicht jeden Spieler beim FC oben im Profi-Bereich unterbringen. Das ist reines Wunschdenken. Unser Ziel muss sein, so viele Spieler wie möglich im Profi-Bereich unterzubringen. Und ich glaube, dass wir eine gute Durchlässigkeit in den Profi-Bereich haben. Aber manchmal findet der letzte Schritt nicht beim FC statt, sondern bei einem anderen Klub. Aktuell haben wir Noah Katterbach, Darko Churlinov und Ismail Jakobs bei den Profis. Im kommenden Jahr kommen wieder welche nach, und ein paar heiße Eisen haben wir auch für die nächsten Jahre im Feuer.

[nextpage title=”Ruthenbeck glaubt an Churlinov und Katterbach”]

Darko wird im Profi-Bereich ankommen und bleiben

Mit Can Bozdogan ist ein Junge zum FC Schalke 04 gegangen, der seit der U8 beim FC gespielt hat und dem man hier den Sprung zu den Profis zugetraut hätte. Was sagt das über den FC aus, dass man diesen Spieler nicht halten könnte?

Das muss man individuell betrachten. Möglicherweise, dass Schalke vielleicht etwas forscher in den Gesprächen war, dass Berater manchmal einen anderen Plan haben oder, dass der Spieler vielleicht gesehen hat, dass auf seiner Position in der U21 und bei den Profis viele Spieler im Kader stehen, an denen er vorbei gemusst hätte. Der Traum ist natürlich, einen Spieler wie Timo Horn über die gesamte Karriere im Verein zu behalten. Dennoch ist es sehr schwer, solche Spieler zu finden, zu formen, im Konkurrenzkampf hier im Rheinland mit Leverkusen, Gladbach, Düsseldorf, Schalke und Dortmund zu behalten und dann auch noch erfolgreich zu den Profis zu bringen.

Wie steht es denn um die aktuellen Talente im Klub? Nehmen wir Darko Churlinov.

Darko wird im Profi-Bereich ankommen und bleiben. Ob hier oder woanders, das wird man sehen, aber der Jungs ist vorbereitet. Er weiß, was von ihm erwartet wird. Er weiß mit Druck umzugehen. Er weiß auch, wie man einen Konkurrenzen wegbeißt. Damit meine ich nicht, den Konkurrenten wegzutreten, sondern sich mit Intensität und Wille durchzusetzen. Und dass er früh von zuhause weggegangen ist, hat ihn früher als andere erwachsen werden lassen.

Und Noah Katterbach?

Noah hat alles, um Profi zu werden. Bei ihm geht es noch darum, robuster zu werden, intensive Trainingsreize zu nutzen, um körperlich stärker zu werden. Der Junge ist aber so klug, ruhig zu bleiben und bereit zu sein, wenn er gebraucht wird. Er ist total professionell, wie er sich ernährt, wie er die Unterstützung und Optionen nutzt, die ihm der Verein bietet. Er ist schon jetzt Profi durch und durch, muss das jetzt noch auf den Platz bringen.

Werden in den nächsten drei, vier Jahren weiterhin sehr gute Jahrgänge sehen

Der FC ist mit der U17 Deutscher Meister geworden. Was kommt in den nächsten Jahren nach?

Die Deutsche Meisterschaft der U17 hat dem gesamten Klub gut getan. Auf die individuelle Entwicklung der Spieler bezogen, braucht man manchmal ein, zwei Jahre, um den Sprung zu den Profis zu schaffen. Nehmen wir Darko Churlinov und Tomas Ostrak. Der Eine trainiert jetzt schon bei den Profis. Der Andere wurde ausgeliehen und kommt in einem Jahr zurück. Vielleicht gibt es also in ein, zwei Jahren mit den beiden zwei Spieler, die beim FC ausgebildet wurden, die aber aktuell noch ein bisschen Zeit brauchen. Das jetzt zu beurteilen, ist noch zu früh. Wir hatten jetzt gute Jahrgänge, haben einige Spieler in die U21 und die Profis gebracht, andere ausgeliehen. Jetzt gilt es, Geduld zu haben.

Also eher perspektivisch denken in einem kurzlebigen Geschäft.

Wann hatten wir denn das letzte Mal vor 2019 einen U17-Meister? Wann ist der FC das letzte Mal U19-Meister geworden? Wann hatten wir zeitgleich zwei so starke Mannschaften wie letztes Jahr? Wir sind also auf einem guten Weg, aber man kann nicht davon ausgehen, dass daraus jede Menge FC-Profis hervorgehen. Trotzdem glaube ich, dass wir auch in den nächsten drei, vier Jahren weiterhin sehr gute Jahrgänge sehen werden, aus denen sich tolle Spieler entwickeln können. Armin Veh und Frank Aehlig wissen über alle Talente Bescheid, und Armin Veh informiert sich auch immer wieder, wie der Stand der Dinge bei den einzelnen Jungs ist.

Auf Schalke ist Norbert Elgert seit 1996 A-Jugend-Trainer und inzwischen der Chefentwickler der Talente. Sie sind 2017 zum FC gekommen und haben im Februar bis 2022 verlängert. Können Sie sich eine lange Rolle als Ausbilder hier beim FC vorstellen?

Natürlich kann ich mir das vorstellen, deshalb habe ich ja auch einen langen Vertrag unterschrieben. Es kann immer etwas passieren, Anfragen kommen rein und man ist von einer neuen Idee angefixt. Aktuell aber fühle ich mich hier sehr wohl, und wenn es dem FC mit mir ebenso geht, dann kann ich mir sehr gut vorstellen, langfristig im Jugendbereich zu arbeiten.

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