Für einige Fans des 1. FC Köln sind potentielle Geschäfte des Klubs mit chinesischen Vereinen, Institutionen oder Unternehmen ein Rotes Tuch. Auch für Stefan Müller-Römer, der nun bestätigte, als Vorstandsmitglied sein Veto gegen ein Projekt der Geissböcke in China eingelegt zu haben. Dabei ging es offenbar um eine Jugendakademie in Shenyang.
Köln – Es war nur eine kurze Passage im Interview von Stefan Müller-Römer in der Kölnischen Rundschau. Der Interims-Vorstand erklärte auf die Frage, was er in dem halben Jahr unter anderem erreicht habe, dass man nicht nur ein konkurrenzfähiges Frauenteam in der Bundesliga an den Start gebracht habe. “Zudem konnte ich verhindern, dass die umstrittenen geschäftlichen Beziehungen nach China vor der Vorstandswahl weiter ausgebaut werden.”
Müller-Römer führte diesen Punkt nicht aus. Doch es scheint klar, um welches Projekt es geht. Im Oktober 2018 hatte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle angekündigt, dass die Geissböcke in den folgenden Monaten Partner einer Jugendakademie für junge Fußballer in China werden würden. Damals hieß es, möglicherweise noch bis Ende 2018, sicherlich aber im ersten Quartal 2019 werde man die Gespräche mit den Verantwortlichen der Akademie zu einem Abschluss führen.
Geplante Kooperation mit BMW und einer Universität
Doch daraus wurde nichts – offenbar wegen eines Einspruchs von Müller-Römer. Dieser hatte sich in der Vergangenheit deutlich gegen jegliche Geschäfte des 1. FC Köln mit chinesischen Unternehmen oder der chinesischen Regierung ausgesprochen. Im Falle der Akademie wäre die Partnerschaft mit der örtlichen Universität in Shenyang als Träger der Jugendakademie sowie mit dem Automobilhersteller BMW bzw. dem örtlichen Tochterunternehmen BMW Brilliance zustande gekommen.
Das Ziel der Akademie ist die Förderung junger Fußballer in China. Das Land strebt in den kommenden Jahren an, im Weltfußball eine größere Rolle zu spielen und in naher Zukunft eine Weltmeisterschaft auszurichten. Der FC könnte über die Akademie insofern profitieren, indem die besten Talente den Weg zum FC finden könnten. Eine ähnliche Partnerschaft hatte der FC bereits im April 2018 mit der südkoreanischen Agentur GK Football Exchange abgeschlossen, mit der die Geissböcke regelmäßige Austauschprogramme für junge Fußballer anbieten.
Schalke macht 20 Prozent seines Umsatzes in China
Alexander Wehrle wollte sich auf GBK-Nachfrage nicht ausführlich äußern. Er sagte lediglich: “Solche Sachverhalte besprechen wir intern.” Vom Tisch ist das Projekt noch nicht, erst der neue Vorstand soll nach der Mitgliederversammlung am Sonntag entscheidend, wie es mit der Jugendakademie weitergehen soll. Derweil haben inzwischen acht der 18 Bundesligisten in China eigene Büros eröffnet. Zuletzt hatte Schalke ein Projekt umgesetzt, das monatlich vier Trainer nach China entsendet, um an den Schulen und in den Vereinen modernes Fußballtraining zu vermitteln und mehreren tausend Kindern und Jugendlichen das Fußballspielen beizubringen. Gleichzeitig bestätigte der Klub, inzwischen knapp 20 Prozent seines gesamten Umsatzes auf dem chinesischen Markt zu machen.
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