Achim Beierlorzer und Florian Kainz: Der Österreicher war noch der beste Kölner. (Foto: Mika Volkmann)

Lehren des Spiels: Wenn der Pessimist bestätigt wird

Die zweite 0:4-Niederlage des 1. FC Köln in der Bundesliga in Folge dürfte Spuren hinterlassen haben bei den Geissböcken. Die Abwehr desolat, der Angriff zahnlos, der erhoffte Spielaufbau nur sporadisch vorhanden. Das Spiel zeigte: Statistiken sind längst nicht alles. Vor allem aber machte das Duell gegen Hertha BSC deutlich: Der 1. FC Köln zählt in dieser Saison zu den Abstiegskandidaten.

Aus Müngersdorf berichten Sonja Eich und Marc L. Merten

Geschichte des Spiels: Der 1. FC Köln wollte gewinnen und ging stattdessen unter. Anstelle eines Befreiungsschlages folgte eine Blamage, deren Ausmaß erst in den nächsten Wochen zu spüren sein wird. Die Geschichte des Spiels war das von Achim Beierlorzer zitierte “Drehbuch”: die frühe Verletzung von Dominick Drexler, die vergebenen Chancen von Jhon Cordoba, Bundesliga-untaugliches Abwehrverhalten bei allen vier Gegentoren, die nächste Rote Karte und – was Beierlorzer nicht ansprach – eine Reihe an Routiniers, die allesamt ihrer Form meilenweit hinterher hinken. Die Geschichte des Spiels las sich wie jene eines Abstiegskandidaten. Und genau so hatte sich der FC am Sonntag präsentiert.

Statistiken und Ergebnis: Das 0:4 fiel möglicherweise zu hoch aus. Zumindest, wenn man sich den Statistik-Zettel nach dem Spiel ansah. 53:47 Prozent Ballbesitz FC (trotz Unterzahl), eine um fünf Prozent bessere Passquote, 21:12 Flanken, 8:4 Ecken, eine nahezu ausgeglichene Zweikampfquote (49:51 Prozent). Doch manchmal sind Zahlen eben sehr geduldig. Wer das Spiel am Sonntag im Stadion gesehen hatte, für den gab es keinen Zweifel, dass Hertha BSC der verdiente Gewinner dieser Partie war. Am Ende zählt nämlich nur eine Statistik: die Tore.

Pfiff des Spiels I: Jorge Meré wird dem 1. FC Köln zwei Spiele fehlen. Diese Entscheidung gab der Deutsche Fußball-Bund am Montag bekannt. Der Spanier war gegen Vladimir Darida klar zu spät gekommen und hatte den Tschechen an der Mittellinie gefällt wie einen Baum. An der Richtigkeit der Roten Karte darf es keinen Zweifel geben, auch das Eingreifen des VAR war zwingend erforderlich und regelkonform. Dass Sören Storks darüber hinaus keine klare Linie hatte, Hertha mit Gelben Karten verschonte und stattdessen dem FC das Leben mit pingeligen Pfiffen nur noch schwerer machte – geschenkt. Meré musste vom Feld und wird nun zwei Spiele fehlen. Der Spanier hat in dieser Saison bislang einfach kein Glück.

Pfiff des Spiels II: Dieser Pfiff war nicht singulär, sondern kollektiv. Nach dem Spiel. Aus der Südkurve, aber nicht nur von dort. Die Fans machten ihrem Unmut über die desolate Vorstellung Luft und pfiffen die Spieler in die Kabine. Nach dem 0:1 gegen Gladbach hatten die Anhänger auf Wiedergutmachung gehofft. Mit einem Offenbarungseid hatte dagegen wohl nur der größte Pessimist gerechnet – und war bestätigt worden.

Zitat des Spiels: “Heute haben wir so verteidigt, wie es der Liga nicht würdig ist. Das muss man ganz klar so sagen. Das habe ich auch der Mannschaft so gesagt.” (Achim Beierlorzer)

Szene des Spiels: Die zu Beierlorzers Aussage gehörige Szene war das 0:1. Danach folgten zwar auch noch die Szenen zu den Gegentoren zwei, drei und vier und einige weitere Unzulänglichkeiten. Doch das desolate Abwehrverhalten begann in Minute 23. Wie Vladimir Darida von Jonas Hector und Marco Höger angelaufen, aber nicht angegriffen wurde, wie Höger seinen Mann im Rücken aus den Augen ließ, wie Dilrosun den Ball annehmen und gegen Hector, Höger und Sebastiaan Bornauw abschließen konnte, entsprach dem, was Timo Horn später monierte: Da vermisse ich einfach, dass man alles tut, das eigene Tor zu verteidigen, dass man sich auch mal in den Ball wirft.” Ob er damit auch sich selbst gemeint hatte, ist nicht bekannt.

Erkenntnis des Spiels: Armin Veh machte es nach der Pleite deutlich: “Wir kämpfen jetzt darum, die Klasse zu erhalten.” Um nichts ging es seit Spieltag eins. Um nichts wird es in den nächsten Monaten gehen. “Aber das macht uns nicht nervös”, sagte Veh. Manch einem FC-Fans dürfte es nach der Vorstellung gegen Hertha anders gegangen sein.

Schema zum Spiel

1. FC Köln – Hertha BSC 0:4 (0:1)

Tore: 0:1 Dilrosun (23.), 0:2/0:3 Ibisevic (59./62.), 0:4 Boyata (83.)

Effzeh: Horn – Schmitz, Meré, Bornauw, Hector – Drexler (6. Schindler), Höger, Skhiri, Kainz – Cordoba, Modeste (63. Terodde)

Hertha BSC: Jarstein – Klünter, Stark, Boyata, Mittelstädt – Grujic, Skjelbred (82. Löwen) – Wolf, Darida, Dilrosun (73. Lukebakio) – Selke (58. Ibisevic)

Schiedsrichter: Sören Storks

Gelbe Karten: Terodde

Rote Karten: Meré

Zuschauer: 49.700

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