Am Montag hat der Transfersommer 2019 in Deutschland ein Ende gefunden. Das Fenster für Neuzugänge schloss sich am Abend, und obwohl Spieler wie Leonardo Bittencourt mit Kölner Vergangenheit die Vereine wechselten, blieb es beim 1. FC Köln erwartungsgemäß ruhig. Das heißt aber auch: Jetzt ist klar, dass es in dem neu aufgestellten Kader der Geissböcke auch einige Verlierer geben wird. Denn Gewinner gibt es bereits: die Neuzugänge.
Köln – Sein Ziel hat Armin Veh nicht in Gänze erreicht. Der Kader des 1. FC Köln hat sich in den letzten Tagen vor Transferschluss nicht mehr verkleinert. 25 Feldspieler und vier Torhüter stehen Achim Beierlorzer in den kommenden Monaten bis zur nächsten Transferperiode im Winter zur Verfügung. Nimmt man Christian Clemens als länger verletzten Profis aus, sind es 24 plus vier. Eine trainierbare Kadergröße, zwei Spieler größer als der Umfang, den sich Veh und Beierlorzer gewünscht hätten. Das Problem eines übergroßen Kaders hat sich durch die jüngsten Ausleih-Geschäfte von Salih Özcan, Frederik Sörensen und Jannes Horn sowie dem Verkauf von Nikolas Nartey erledigt.
Der Kader hat im Vergleich zur Vorsaison noch einmal ein deutliches Facelifting erhalten. Bereits nach drei Spieltagen ist klar, dass fünf der sechs Neuzugänge das Potential für die Startelf mitbringen und die Hierarchien auf den einzelnen Positionen ordentlich durcheinander wirbeln werden oder dies bereits getan haben. Die drei Youngster, die aus der U19 und U21 hochgezogen wurden, sowie Jung-Torhüter Julian Krahl sind zudem von Beginn an ernstzunehmend eingebunden worden, und hätten sich Ismail Jakobs und Noah Katterbach nicht jeweils verletzt, wären beide wohl auch schon näher an der Mannschaft als sie dies aktuell sein können.
Neubesetzung der rechten Seite
Nach dem großen Schnitt im Sommer 2018 nach dem Abstieg und den beiden Wintertransferperioden unter Armin Veh im Januar 2018 und 2019 erfolgte nun Teil vier des Umbruchs. Auf der Abgabeseite musste sich der Sportchef mehrheitlich mit Ausleihgeschäften behelfen, um sich von Spielern zu trennen. Damit trägt der FC weiter Teile der Gehälter. Doch zumindest wurde den Spielern die Chance auf Spielpraxis an anderer Stelle gegeben, in der Hoffnung, dass sie dort ihren geschrumpften Marktwert wieder in Teilen aufbauen. Derweil deuten die Neuzugänge bereits an, die erhofften Verstärkungen sein zu können.
Die rechte Seite des FC hat, defensiv wie offensiv, durch Kingsley Ehizibue und Kingsley Schindler neue Qualität dazu gewonnen. Ehizibue, in der Vorbereitung noch mitunter ein Bruder Leichtfuß, lieferte bislang starke und sichere Partien ab und fiel lediglich in Freiburg, offenbar dem Wetter geschuldet, etwas ab. Seine Schnelligkeit hilft ihm in beide Richtungen auf dem Spielfeld, seine Größe kommt dem FC bei Standards zugute, und wenn er in Zukunft seine durchaus scharfen Flanken noch besser an den Mann bringt, könnte der FC nach langen Jahren der Suche hinten rechts einen Fixpunkt und Gegenpart zu Jonas Hector gefunden haben. Schindler hat dagegen zwar noch keine Glanzpunkte setzen können. Dass sein Tor gegen Freiburg aberkannt wurde, dürfte den Rechtsaußen ordentlich wurmen. Es hätte ihm gut getan, spielte er doch eine ansehnliche Vorbereitung. Gegen Marcel Risse hat er sich bereits durchgesetzt, der Routinier findet keinen Weg in die Nähe der Startelf. Christian Clemens ist noch länger außer Gefecht. Und so ist lediglich Louis Schaub ein Konkurrent für Schindler. Die personelle Situation auf rechts hat sich beim FC also durch die beiden Neuzugänge völlig verändert.
Neubesetzung des zentralen Mittelfelds
Dies gilt auch für die Sechs. Auf keiner Position wiegt der Unterschied durch die Neuzugänge so schwer wie im zentralen, defensiven Mittelfeld. Birger Verstraete zeigte sich bislang als giftiger, schneller und passsicherer Spieler, unangenehm für jeden Gegenspieler, mit großem Willen und gutem Gefühl für Raum und Ball. Ellyes Skhiri zeigte gegen Freiburg, womit man bei dem Tunesier in Zukunft rechnen kann: eine enorme Laufstärke, verbunden mit strategischen Fähigkeiten, dem Willen, sich auch offensiv einzuschalten und der Übersicht mit und gegen den Ball. Bestätigt das Duo seine starken Leistungen zu Saisonbeginn, kann sich der FC auf einer Position über zwei Neuzugänge freuen, die die bisherigen Platzhirsche verdrängen dürften. Marco Höger wird sich strecken müssen, Vincent Koziello sieht zur Zeit ebenso kein Land wie Niklas Hauptmann, Salih Özcan hat sich nach Kiel verleihen lassen, Matthias Lehmann hat seine Karriere beendet. So sieht ein Umbruch auf einer Position aus.
Sebastiaan Bornauw hat Gleiches noch nicht mit der Wucht eines Ellyes Skhiri in der Innenverteidigung geschafft. Doch der Belgier stand nun ebenfalls schon zwei Spiele in Folge in der Startelf. Dass sein Nebenmann eigentlich Jorge Meré heißen sollte, spielt keine Rolle. Vielmehr hat Rafael Czichos gegen Dortmund und – abgesehen vom Eigentor – auch gegen Freiburg gezeigt, dass er seinen Platz längst nicht kampflos preisgeben will. Lasse Sobiech dagegen wird es in den kommenden Monaten wohl ebenso schwer haben zu Einsätzen zu kommen wie andere Spieler, die in den vergangenen Wochen lernen mussten, sich von der Startelf ein ganzes Stück entfernt zu haben. Neben den erwähnten Koziello und Hauptmann zählen auch Benno Schmitz und Matthias Bader dazu. Veh erklärte gegen Ende der Vorbereitung, diese Spieler müssten damit rechnen, künftig regelmäßig in der U21 zum Einsatz zu kommen. Ob dies wirklich so kommen wird, werden nun die kommenden Wochen zeigen.
Nur noch neun Spieler der Schmadtke-Stöger-Ära übrig
Vor zwei Jahren ging der FC mit einem Kader von 28 Spielern in die Saison 2017/18. Von diesen 28 Profis der Schmadtke-Stöger-Ära sind nur noch neun Spieler übrig, davon die drei Torhüter Timo Horn, Thomas Kessler und Brady Scott. Ansonsten sind Jorge Meré, Jonas Hector, Marco Höger, Marcel Risse, Christian Clemens und Jhon Cordoba verblieben. Dazu kommt Rückkehrer Anthony Modeste. Kessler soll durch Krahl und Scott unter Druck gesetzt werden, Höger muss erst einmal wieder an Verstraete und Skhiri vorbei, Risse und Clemens werden es gegen Schaub und Schindler schwer haben. Unter Veh ist in den letzten zwei Jahren ein neuer FC entstanden. Unter Beierlorzer soll er nun in der Bundesliga wieder laufen lernen. Der personelle Umbruch wird weitergehen. Doch die ersten Gewinner und Verlierer hat er bereits gebracht.
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