Der Vorstand des 1. FC Köln hat die Gremien radikal umgestaltet und sich selbst in den Aufsichtsrat berufen. Für die Kritiker der neuen Präsidiums war dies ein Grund, dem neuen Trio an der Klubspitze eine fast schon diktatorische Machtkonzentration vorzuwerfen. Tatsächlich aber steht der Schritt für eine nötige Professionalisierung der Strukturen, um das ausufernde Postengeschacher im FC-Umfeld und die ständigen Kompetenz-Überschreitungen einzudämmen.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Man hat es schon so häufig gesehen: Unternehmer und Politiker, über Jahrzehnte erfolgreich, werden in eine Position in einem Fußballklub berufen – und verlieren plötzlich jegliche Professionalität und Distanz. Sie sind mit einem Male nicht nur Fan, sondern auch Funktionär, treten dabei weiterhin als Anhänger auf, freuen sich aber endlich auch kräftig mitreden zu dürfen, hängen dabei an den Lippen der übergroß dargestellten Sportchefs, Trainer und Spieler. Die Heldenverehrung ergreift sie auch in ihrer neuen Funktion und lässt sie dabei alle Vorsicht von sich werfen. Hauptsache, der Schal um den Hals sitzt, wenn man sich das Rampenlicht mit den umjubelten Stars der Branche teilen kann.
Auch beim 1. FC Köln hat man dies immer wieder gesehen in den letzten Jahren. Die Gremien, so zahlreich sie sind, wurden mitunter zum Sammelbecken an Menschen, die mitreden wollten. Nun aber hat der neue Vorstand des 1. FC Köln einen Schnitt gemacht. Einen gewaltigen Schnitt. Zur Erinnerung: Bis zum Beginn dieser Woche redeten in den verschiedenen Gremien auf Vereins- und KGaA-Ebene insgesamt 43 (!) Personen mit. Drei Vorstände, zwölf Mitgliederräte, 20 Beiräte, sechs Aufsichtsräte und zwei Geschäftsführer. Sieben von ihnen saßen im Gemeinsamen Ausschuss. Ein Irrsinn auf allen Entscheidungs-, Kontroll- und Beratungsebenen, der zu Indiskretionen, Machtspielchen, Kompetenz-Überschreitungen und einer Mischung aus Eitelkeiten jeder Couleur führte.
Künftig 17 Gremien-Mitglieder weniger
Damit soll nun Schluss sein, so sehr dies möglich ist. Die zwölf gewählten Mitgliederräte sind bis 2021 gewählt und sollen den Vorstand kontrollieren, der wiederum die Geschäftsführung kontrollieren soll. Da diese Kontrolle per Satzung über den Aufsichtsrat funktioniert, hat sich der Vorstand gleich selbst in dieses Gremium gesetzt und dem Aufsichtsrat lediglich einen neuen Vorsitzenden gegeben. So wurde der Rat von sechs auf vier Personen reduziert, wobei der Vorstand in Doppelfunktion agiert. Gleichzeitig besetzte der Vorstand den Beirat neu und reduzierte seine Mitglieder von 20 auf zehn. Dabei entschied man, künftig bis auf Henriette Reker auf Politiker zu verzichten und auf lokale, nationale und internationale Wirtschaftsbosse zu setzen. Ein Schritt, der wohl auch Wolfgang Bosbach galt, der sich gerne als alternativer Kandidat zum neuen Vorstand gesehen hätte.
Vormals als 43 Personen, reden nun “nur noch” drei Vorstände, ein Aufsichtsrat, zwölf Mitgliederräte, zehn Beiräte und zwei Geschäftsführer mit, summa summarum 26 Personen und damit immerhin 17 weniger als zuvor. Dazu kommen freilich Jörg Jakobs und Erich Rutemöller als sportliche Berater des Vorstands. Darüber hinaus könnte der Mitgliederrat bei der nächsten Wahl maximal 15 Personen umfassen und auch der Beirat könnte praktisch beliebig erweitert werden. Doch genau das will der neue Vorstand eigentlich nicht und folgt damit dem Drängen von Geschäftsführer Armin Veh, der die zahlreichen und vollbesetzten Gremien in ihrer Struktur kritisiert hatte.
Für strukturelle Veränderungen müsste die Satzung geändert werden
Werner Wolf, Eckhard Sauren und Jürgen Sieger haben damit zwar den Druck auf sich selbst erhöht, weil die Aufsicht über die Geschäftsführung nun fast vollständig auf ihnen lastet. Doch das war ihr Ziel. Weniger Personen reden künftig mit, weniger Personen kommen in die Versuchung Interna nach außen zu tragen, weniger Personen haben Zugang zu den Gremien und Informationen. Für eine strukturelle Umgestaltung der Gremien bedürfte es Satzungsänderungen. Für die personelle Optimierung jedoch hat der Vorstand selbst sorgen können. Mit Leben füllen müssen die Verantwortlichen dieses Vorgehen nun selbst. Doch der erste Schritt ist gemacht, indem nicht mehr jede lokal bekannte Persönlichkeit in den Beirat berufen wurde, nur, um sich mit bekannten Gesichtern schmücken zu können.
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