Abgesehen von FC-Urgestein Thomas Kessler und dem langzeitverletzten Christian Clemens stehen nur noch fünf weitere Spieler des 1. FC Köln länger als zwei Jahre im Kader der Geissböcke oder sind im Fall von Anthony Modeste nach kurzer Unterbrechung zu den Geissböcken zurückgekehrt. Doch die FC-Routiniers laufen ihrer Form weit hinterher. Aktuell sind sie der Mannschaft keine Hilfe.
Köln – Sie waren die Helden im Abstieg, als sie trotz des Gangs in die Zweite Liga beim FC blieben. Timo Horn, Jonas Hector, Marco Höger und Marcel Risse sollten den FC zurück in Liga eins führen. Und als Anthony Modeste zu den Geissböcken zurückkehrte, war das einst erfolgreiche Quintett wiedervereint. Doch nachdem schon in der letzten Saison andere Spieler zu Aufstiegshelden wurden, offenbart die alte FC-Garde auch in der Bundesliga weiter Schwächen, wo sie eigentlich Anführer und Leistungsträger sein sollte.
Timo Horn war über viele Jahre die Verkörperung der Zuverlässigkeit im FC-Tor. Das FC-Eigengewächs, erwachsen geworden in Liga zwei und zur Blüte bis in die Europa League gekommen, stand für souveräne Leistungen ohne Schnitzer, für eine kontinuierliche Entwicklung. Dann verletzte sich der Keeper im Herbst 2016, und manche sagen, seitdem ist Horn nicht wieder der Alte geworden. Seine Abstiegssaison war schwach, und nach einer stabilen Zweitliga-Hinrunde war die Rückrunde wieder gespickt mit Fehlern. Nein, wegen Timo Horn verlor der FC in den letzten Wochen keines seiner Spiele. Aber der FC hat auch länger keine Spiele mehr dank seiner Nummer eins gewonnen – wenn man die erste Runde im DFB-Pokal ausnimmt, in der Horn zwar zum Elfmeterhelden wurde, jedoch zuvor Wiesbaden mit einem kapitalen Schnitzer erst ins Spiel gebracht hatte. Im Klub konnte man sich auch in diesem Sommer nicht dazu durchringen, einen ernsthaften Konkurrenten für Horn zu verpflichten. Niemand hätte etwas dagegen, wenn die Leistungen des 26-Jährigen wieder über jeden Zweifel erhaben wären. Davon ist Horn jedoch ein ganzes Stück entfernt.
Das gilt auch für Jonas Hector. Sollte Bundestrainer Joachim Löw ausschließlich sportliche Kriterien an seine nächste Nominierung für die anstehenden Länderspiele legen, müsste er ernsthafte Zweifel haben, dass der Kapitän des 1. FC Köln in der aktuellen Verfassung ein Kandidat für die DFB-Elf ist. Nicht nur gegen die Hertha ließ Hector in den bisherigen Saisonspielen vieles von dem vermissen, was ihn – ähnlich wie Horn – über Jahre zu einem konstanten, fehlerarmen und zuverlässigen Leistungsträger gemacht hatte. Darüber hinaus erscheint Hector nicht als der Anführer, den die Mannschaft in der aktuellen Situation braucht. Der 29-Jährige ist genauso wie Horn auf seiner Position eigentlich konkurrenzlos, was durchaus als Problem angesehen werden kann.
Marco Höger und Marcel Risse können dies freilich nicht von sich behaupten. Ihre Situation ist gänzlich anders als jene von Horn und Hector. Auf ihren Positionen hat der FC kräftig nachgerüstet. Wäre Birger Verstraete nicht verletzt, hätte Höger zuletzt wohl weiter auf der Bank gesessen. Risse kam bislang nur zu einem Kurzeinsatz gegen Gladbach. Das Duo wird sich in dieser Saison strecken müssen, um sich im Konkurrenzkampf Gehör und Spielzeit zu verschaffen. Allerdings haben beide noch bis 2021 respektive 2022 gültige Verträge in Köln. Ob sie beim FC noch einmal in eine dominante Rolle schlüpfen werden, darf zumindest bezweifelt werden. Beide haben diesen Anspruch, was ihre Situation jedoch nicht einfacher machen wird. Ihre Stimme in der Kabine ist weiterhin wichtig. Umso wichtiger für Trainer Achim Beierlorzer, die Routiniers zumindest psychologisch einzubinden. Auch, wenn sie sportlich nicht mehr die erste Geige spielen.
Und dann wäre da noch Anthony Modeste. Auch wegen des Franzosen dachte man vor der Saison, die Offensive werde das geringste aller Kölner Probleme werden. Doch Modeste trägt dazu bei, dass es genau umgekehrt ist. Mit nur vier erzielten Toren stellt der FC die harmloseste Sturmreihe der Liga. Auch, weil der 31-Jährige weiterhin von dem alten 25-Tore-Stürmer so weit entfernt ist wie Köln von China. Was sich auffällig verändert hat: Modeste stellt sich regelmäßig nach den Spielen den Medienvertretern, äußert sich selbstkritisch und ehrgeizig. Alleine die Leistungen passen bislang nicht zu den Worten. Doch das gilt praktisch für alle FC-Spieler. Nicht nur für die alte Garde. Gerade die sollte und wollte aber eigentlich in der Bundesliga zeigen, dass der Abstieg 2018 nur der vielzitierte Unfall war. Davon ist jedoch bislang nicht viel zu sehen.
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