Dass der 1. FC Köln einen deutlich teureren Kader hat als jenen eines normalen Aufsteigers, ist bekannt. Wie hoch die Personalkosten für die Profiabteilung tatsächlich in der Saison 2019/20 sind, wird der FC aber erst nach Ablauf der Saison vor der nächsten Mitgliederversammlung kommunizieren. Nun sorgte Werder Bremen beim FC für Verwunderung, weil der Klub einen verzerrten Vergleich bemühte.
Köln/Bremen – Auf der Mitgliederversammlung des SV Werder Bremen am Montag hatte Frank Baumann vor den Werder-Fans gesprochen. Der Geschäftsführer Fußball musste erklären, warum es beim SVW in dieser Saison bislang noch nicht rund läuft. Elf Punkte aus zwölf Spielen – mit dieser Bilanz liegen die Grün-Weißen nur auf Rang 14, punktgleich mit dem Relegationsplatz – und damit nicht den Erwartungen entsprechend.
Baumann nutzte die Mitgliederversammlung, um die Leistung der Bremer Mannschaft einzuordnen. Dafür veröffentlichte Baumann eine Übersicht, auf der die Personalkosten aller Bundesligisten in einem angeblichen Vergleich zu sehen waren. Bremen liegt demnach mit 58,35 Millionen Euro auf Rang zwölf der Finanz-Tabelle aller 18 Bundesligisten. Was aus Sicht des 1. FC Köln überraschte: Die Geissböcke führte Baumann in dieser Tabelle auf Rang zehn – mit satten 65,92 Millionen Euro Personalkosten.
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Woher aber stammten diese Summen? Die von Baumann auf der Grafik angegebene Quelle wies den DFL Wirtschaftsreport 2018 aus – und damit Zahlen, die kaum mit heute zu vergleichen sind. Für den FC wurden die Zahlen aus der Europa-League-Saison 2017/18 zu Rate gezogen, als die Personalkosten in der damaligen Europa-League-Saison tatsächlich bei besagten knapp 66 Mio. Euro lagen. Der SC Paderborn, damals Drittligist, wird dagegen mit nur 8,39 Mio. Euro geführt, während alleine der diesjährige Profi-Etat bei weit über 20 Millionen Euro liegen dürfte, die gesamten Personalkosten wohl noch deutlich höher.
Zahlen nur schwer miteinander zu vergleichen
Alexander Wehrle ordnete auch auf GBK-Nachfrage die Baumann’schen Zahlen und den Vergleich der Bundesligisten entsprechend ein. “Die gesamten Personalkosten des Unternehmens sind nur bedingt aussagekräftig, weil darin alle Abteilungen enthalten sind, auch beispielsweise der Frauenfußball, eSports oder eine U21. Je nach dem, wie die Bundesligisten aufstellt sind, unterscheiden sie sich darin deutlich”, sagte der FC-Geschäftsführer dem GEISSBLOG.KOELN. “Für eine deutlichere Korrelation müsste man den reinen Lizenzspieleretat bemühen, aber die Zahlen für diese Saison gibt es erst mit zeitlicher Verzögerung.” So werden die Klubs die Zahlen der laufenden Spielzeit erst im Herbst vorlegen. Erst dann wird klar sein, welche Bundesligisten wirklich wie viel Geld für 2019/20 ausgegeben haben.
“Der 1. FC Köln ist in der Saison 2016/17 mit einem Lizenzspieleretat in die Europa League eingezogen, mit dem wir es eigentlich nie hätten schaffen dürfen”, sagte Wehrle im Rückblick auf den größten sportlichen Erfolg der letzten 25 Jahre. “In der Saison 2017/18 hatten wir dann aber einen Etat zur Verfügung, mit dem wir nie hätten absteigen dürfen. Insofern sind die Zahlen zwar ein Ansatzpunkt zum Vergleich, aber immer nur bedingt aussagekräftig.” In Bremen war aufgrund der sportlichen Unzufriedenheit offenbar der Bedarf entstanden, einen solchen Vergleich vorzunehmen, um die Anhänger zu beruhigen. Dieser hinkte aber spürbar.
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