Dass Achim Beierlorzer nicht mehr Trainer des 1. FC Köln ist, muss man wohl als Konsequenz eines Missverständnisses ansehen. Womöglich aber nicht, weil der 51-Jährige nicht zum FC gepasst hat, sondern weil er Teil eines größeren Missverständnisses war. Denn eigentlich war es die Verbindung zwischen Armin Veh und dem 1. FC Köln, die nie wirklich gepasst hat.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Der 1. FC Köln ist kein einfacher Fußballklub. Dazu passt, dass der FC keine einfache Vereinsstruktur hat. Der 1. FC Köln wurde auch nur selten von einfachen Menschen geführt. Das alles muss auch gar nicht anders sein. Wie es trotzdem funktionieren kann, haben die Verantwortlichen von Präsident Werner Spinner über die einzelnen Gremien sowie die Geschäftsführer Jörg Schmadtke und Alexander Wehrle bis hin zu Sportdirektor Jörg Jakobs und Trainer Peter Stöger zwischen 2013 und 2017 gezeigt. Sie arbeiteten weitgehend gut und konstruktiv zusammen, schätzten sich, waren streitbar, aber sehr lange Zeit in zwei Dingen vereint: erstens in dem Ziel, den 1. FC Köln wieder erfolgreich zu machen, und zweitens in einer Leidenschaft für den 1. FC Köln als einen außergewöhnlichen Klub in einer außergewöhnlichen Stadt.
Auch Jörg Schmadtke lebte diese Leidenschaft lange aus. Er identifizierte sich mit dem Klub. Ja, am Ende zerbrach der Zauber. Der Scherbenhaufen war riesengroß. Doch die Zeit hat Schmadtke geprägt genauso wie den Klub. Beiden wird sie noch lange in Erinnerung bleiben. Bei Armin Veh war es anders. Bei ihm gab es diesen Zauber nie.
Veh blieb in Köln immer nur ein Gast
Der einstige Trainer ließ sich nie wirklich auf den Klub ein, auf die Eigenheiten der Stadt, auf die Besonderheiten des FC und seines Umfelds. Während Schmadtke und Wehrle zu Kölnern wurden und das Motto „Spürbar anders“ mit Leben füllten, blieb Veh selbst spürbar distanziert zum FC und zu der Stadt, in der er immer nur ein Gast blieb. Ein Umstand, den man dem 58-Jährigen nicht einmal vorwerfen kann. Nicht jeder Mensch entwickelt die gleichen Leidenschaften, aus denen außergewöhnliches Engagement hervorgehen kann. Veh sah den FC pragmatisch, die Aufgabe als Sportchef war sein Job. Aber dem Klub gedient hat Veh nie. Das hätte auch nicht zu dem überzeugten Freigeist gepasst. Ein Armin Veh dient niemandem.
Nach nicht einmal zwei Jahren muss man konstatieren: Armin Veh und der FC haben nie wirklich gut zusammengepasst. Und so endete die Verbindung auch wenig überraschend zu einem Zeitpunkt, da sich der Klub in einem ähnlichen Zustand befindet wie zu dem Zeitpunkt, als Veh beim FC einstieg. Dennoch zeigte der 58-Jährige im Moment seines Abschieds Größe: Er verzichtete auf Teile seiner Abfindung und kam dem FC entgegen. Auch das gehört zu dem Bild, das Veh in Köln von sich hinterlässt.
Was kann der FC von anderen Klubs lernen?
Was kann und muss der FC nun lernen? Was kann er auch von anderen Klubs wie dem FC Bayern, Borussia Dortmund, Werder Bremen oder dem SC Freiburg lernen? Diese Vereine werden seit Jahren oder gar Jahrzehnten von Personen geführt, die den Klub lieben, ihn leben, sich für ihn aufopfern, in ihm groß geworden sind und die viel beschworene DNA in sich tragen. Die DNA ist freilich kein Allheilmittel. Diesen Klubs ging es immer nur dann gut, wenn sich die handelnden Personen nicht wichtiger nahmen als den Klub. War es umgekehrt, bekamen auch sie Probleme. Wenn aber nichts über dem Klub stand und diese Floskel nicht nur eine leere Worthülse war, dann waren diese Mannschaften erfolgreich. Auch beim FC gab es diese Zeiten.
Die Bilanz des FC im Jahr 2019 hingegen lautet: ein zurückgetretener Präsident, ein zerstrittenes Interims-Präsidium, ein neues Präsidium, das vor seiner Wahl aus dem eigenen Klub heraus bekämpft wurde, ein entlassener Geschäftsführer Sport, zwei Trainerentlassungen und wohl bald ein neuer Sportchef und ein neuer Trainer. Eine Bilanz des Grauens und ein Zeichen, wie tief der FC in den letzten Jahren wieder gesunken ist. Aus diesem Tal herauszukommen, wird nun die Aufgabe des neuen Vorstands sein. Dafür braucht es vor allen Dingen einen neuen Geschäftsführer Sport. Und ein neues Wir-Gefühl, das dem FC abhanden gekommen ist wie der sportliche Erfolg.
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