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Der lange Schatten der Sprachnachricht von Werner Spinner

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Waren nicht lange gute Freunde: Armin Veh und Werner Spinner. (Foto: Bucco)

Die Suche geht weiter. Dass diese Aussage beim 1. FC Köln vier Wochen nach dem intern angekündigten Abschied von Armin Veh und dem vor zehn Tagen vollzogenen Kahlschlag auf den Positionen des Sportchefs und des Trainers weiter Bestand hat, muss als Kritikpunkt an den FC-Bossen verstanden werden. Sie ist aber auch die Folge einer fatalen Fehleinschätzung im Frühjahr.

Köln – Was wohl Werner Spinner gerade denkt? Der ehemalige Präsident des 1. FC Köln ist seit nunmehr acht Monaten im FC-Ruhestand. Im September hätte seine Amtszeit ohnehin enden sollen. Doch bekanntlich war dies bereits im März erfolgt, nach einem öffentlich gewordenen Streit mit Armin Veh und einer Sprachnachricht, die der FC-Boss an seine beiden Vizepräsidenten verschickt hatte.

Zur Erinnerung: Markus Ritterbach hatte später in einem Interview mit der Kölnischen Rundschau erklärt, die Sprachnachricht nach dem 3:1-Sieg des FC gegen Sandhausen am 23. Februar 2019 erhalten zu haben. Zu dem damaligen Zeitpunkt hatte der FC drei der letzten fünf Spiele verloren und Sandhausen daheim nur deshalb besiegt, weil Anthony Modeste nach seiner Einwechslung in der zweiten Halbzeit kurz ernst gemacht und einen Doppelpack geschnürt hatte. Im Gesamten betrachtet, war das Heimspiel gegen den SVS eher eine fußballerische Zumutung gewesen, wieder einmal in diesen Wochen im Januar und Februar 2019 unter Markus Anfang. Spinner also schickte, wie Ritterbach beschrieb, “aus dem Skiurlaub eine Sprachnachricht an Toni Schumacher und mich. Er vertrat die Meinung, dass wir nach dem Spiel in Ingolstadt entweder Trainer Markus Anfang oder die Geschäftsführung entlassen sollten.”

Anfang weg, Veh weg – hatte Spinner also Recht?

Das war Ende Februar gewesen. Das Ergebnis ist bekannt. Auf mirakulöse und bis heute unbestätigte Weise gelangte der Inhalt der Nachricht von Schumachers oder Ritterbachs Smartphone an Vehs Ohren oder Augen. Dieser brach eine Woche später, nach dem Spiel in Ingolstadt, öffentlich mit Spinner. Der Präsident war daraufhin isoliert – schließlich hatte sich die Mannschaft gerade erst durch zwei weitere Siege in Folge aus dem gröbsten Schlamassel befreit – und Spinner musste nach hektischen Tagen Anfang März abtreten. Ritterbach schickte noch die wenig freundlichen Worte hinterher, Spinner sei nach dessen Herz-OP “verändert” gewesen und man habe kaum mehr mit ihm zusammenarbeiten können.

Gleichzeitig sagte Ritterbach aber auch: “An anderer Stelle sagte er [Spinner] einmal, dass er bei der Entlassung von Jörg Schmadtke zu lange gewartet habe. Das dürfe ihm nicht noch einmal passieren. Ich persönlich glaube, davon war er getrieben, aber so eine Situation haben wir aktuell nicht.” Acht Monate später muss man sich beim 1. FC Köln fragen: Wer hatte denn nun wirklich Unrecht? Spinner oder Ritterbach? Fakt ist: Der FC steckt tatsächlich wieder in genau einer solchen Situation wie 2017, ohne Sportchef, ohne Trainer. Markus Anfang erlebte das Ende der Saison nicht mehr, weil man sich nur zwei Monate nach Spinners Vorschlag einer Anfang-Entlassung doch noch eingestehen musste, dass Anfang und die Mannschaft nicht zusammengepasst hatten. Und Geschäftsführer Veh ist bekanntlich auch inzwischen Geschichte. So wie Spinner es vorhergesagt hatte, da während der Amtszeit des vor zehn Tagen geschassten Sportchefs immer mitgeschwungen hatte, dass er womöglich eher früher als später den FC wieder verlassen werde.

“Weiter so” statt ein Umbruch im Frühjahr

Spinners Gefühl damals trog ihn also offenbar doch nicht. Freilich ist der streitbare Ex-Präsident kein Märtyrer. In der Causa Anfang und in der Causa Veh lag der heute 71-Jährige aber offenbar goldrichtig, Ritterbach und Schumacher hingegen nicht. Was folgte, war die fast schon logische und gleichsam für den FC tragische Konsequenz aus dem Machtkampf im Februar und März: Statt sich bereits im Frühjahr auf der sportlichen Führungsebene komplett neu aufzustellen und mit Weitsicht eine Bundesliga-taugliche Struktur auf die Beine zu stellen, überließ man Veh und seinem Co-Geschäftsführer Alexander Wehrle in blindem Vertrauen das Zepter, erging sich stattdessen in politischen Ränkespielen mit Interimsvorstand Stefan Müller-Römer. Und weder das Duo Ritterbach/Schumacher noch Müller-Römer mit dem Mitgliederrat im Rücken vermochten es, den FC in diesen Monaten in der Bahn zu halten.

Das Ergebnis sieht man jetzt: Die sportliche Führung ist weg und die Märkte für gute Trainer und gute Sport-Geschäftsführer sind praktisch abgegrast, leer, verwaist. Hätte man im Sommer mit Dieter Hecking einen Bundesliga-erfahrenen, stabilisierenden und für Konstanz stehenden Trainer verpflichten können, sind in der heutigen Notlage die erklärten Wunschkandidaten nicht bereit, sich den taumelnden FC anzutun. Hätte man im Frühjahr um Jonas Boldt oder Sven Mislintat als jüngere, modernere Sportchefs werben können, fehlen aktuell die Alternativen zu den teuren Lösungen (Heldt, Heidel) und den unbekannten Größen (Stoffelshaus, Spors). Dem FC sind ob des engen Marktes und des engen Zeitfensters die Hände gebunden, Lösungen müssen her, sonst stolpert man dem siebten Abstieg in der Vereinsgeschichte entgegen.

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