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Podolski in die Türkei: FC wählt Realismus statt Fußballromantik

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Lukas Podolski bei seiner Ankunft in Antalya. (Foto: Imago images/Depo Photos)

Lukas Podolski und der 1. FC Köln – eigentlich gehören Spieler und Verein zusammen. Während dessen aktiver Karriere werden der Stürmer und der FC aber offenbar nicht mehr gemeinsam arbeiten. Der 34-Jährige wechselt in die Türkei zu Antalyaspor. Für die Geissböcke ist das eine Chance, denn eine Verpflichtung des Idols hätte sportlich große Risiken bedeutet in einer Phase, in der der Klub Ruhe und Konzentration auf das Wesentliche braucht.

Köln – Lukas Podolski hätte gerne noch einmal für den 1. FC Köln gespielt. Wer mag es ihm verübeln? Schließlich ist Podolski ne kölsche Jung, kam aus der eigenen Jugend, wurde beim FC Nationalspieler, viele seiner 86 Pflichtspiel-Tore sind den Fans noch in lebhafter Erinnerung. Nun aber geht es wohl wieder in die Türkei, wo er bereits für Galatasaray Istanbul spielte. In der Türkei ist er ein ähnlich großer Star wie in Deutschland. Dort kann er noch einmal durchstarten (und auch gut verdienen), ehe er wohl in zwei, drei Jahren seine Fußballschuhe an den Nagel hängen wird.

Gerne hätte Podolski, wie der Express berichtete, ab sofort wieder für den 1. FC Köln gespielt. Als eine Art Kölner Claudio Pizarro, der beim SV Werder Bremen als Standby-Profi aushilft, wenn er gebraucht wird. Nach anderthalb Jahren hätte Podolski dann seine Karriere in bester Fußballromantik in Müngersdorf beenden und ins Kölner Management wechseln wollen, wo er sich zuvor bereits hätte einarbeiten können. Doch die Vereinsbosse wollten kein sportliches Comeback des Spielers. Und so ist wieder eine etwas größere Kluft entstanden zwischen Podolski und dem FC. Doch in der jetzigen Situation könnte das für die Geissböcke die richtige, wenn auch unpopuläre Entscheidung gewesen sein.

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Eine Verpflichtung Podolskis hätte mehrere Probleme und Risiken mit sich gebracht. Das Finanzielle hätte man außen vor lassen können, alleine die Trikotverkäufe und Marketing-Chancen hätten das Gehalt des Routiniers in Wohlgefallen aufgelöst. Doch sportlich wäre ein Transfer mit vielen Fragezeichen verbunden gewesen. Nicht wenige Experten zweifeln daran, dass Podolski noch die körperlichen Voraussetzungen für die Bundesliga mit sich bringen würde. Gerade in einem derart laufintensiven und auf Schnelligkeit ausgelegten System wie dem aktuellen unter Trainer Markus Gisdol hätte Podolski wohl Schwierigkeiten bekommen. Nicht umsonst haben junge, hungrige und topfitte Spieler wie Ismail Jakobs und Jan Thielmann anderen, erfahreneren und wohl auch technisch besseren Spielern im wahrsten Wortsinn den Rang abgelaufen. Louis Schaub lässt grüßen.

Podolski hätte den FC und die Mannschaft verändert

Einige Fans wären solchen Argumenten gegenüber aber wohl verschlossen gewesen, hätte der FC Podolski geholt und Gisdol den großen Star trotzdem regelmäßig auf der Bank gelassen. Doch mit Anthony Modeste sitzt bereits ein solcher Spieler auf der Bank, der zwar eine große Vergangenheit beim FC besitzt, sich in der Gegenwart aber hinten anstellen muss. Mit Podolski wäre ein zweiter dazugekommen und für Gisdol eine riesige Aufgabe, neben der Situation im Abstiegskampf auch noch die persönlichen Befindlichkeiten der Stars und Fans zu moderieren. Denn klar ist: Podolski hätte den FC verändert. Er hätte die Dynamik in der Mannschaft verändert, die Hierarchien, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, die Erwartungen der Fans. Schon am Samstag war medial plötzlich von der “Poldi-Party in Müngersdorf” zu lesen gewesen, dabei hatte der 34-Jährige nur auf der Tribüne in seiner Loge gesessen. Poldi hier, Poldi da – bei einem Transfer hätte sich automatisch fast alles nur noch um den Rückkehrer gedreht. Der Fokus wäre verloren gegangen, einmal mehr wäre beim FC eine Person wichtiger gewesen als das Team. Eine Verpflichtung Podolskis hätte womöglich genau das, was sich Gisdol und die Mannschaft mit den drei Siegen vor Weihnachten und dem Erfolg gegen Wolfsburg erarbeitet haben, gefährdet.

Mit Mark Uth kam im Januar zwar auch ein Rückkehrer nach Köln, doch der variable Offensivspieler ist sechs Jahre jünger als Podolski, wechselte als aktueller Bundesliga-Spieler zum FC und ist im besten Fußballer-Alter. Podolski dagegen spielte zuletzt zwei Jahre in Japan, war häufiger verletzt, davor spielte er zwei Jahre in der Türkei. Er baute sich ein Firmenimperium auf, das längst weit über die Kölner Stadtgrenzen hinaus reicht, ist unwidersprochen ein Multitalent, Botschafter, Geschäftsmann und Hansdampf in allen Gassen. Podolski ist kein reiner Fußballer mehr, muss er mit 34 Jahren auch nicht mehr sein. Er ist eine Marke und weiß den Personenkult um sich perfekt zu nutzen. Doch in der jetzigen Situation der Geissböcke braucht es reine Fußballer, braucht es die volle Konzentration auf das Wohl der Mannschaft, um den Klassenerhalt zu erreichen.

Fußballromantik hat schon manchen Klub Kopf und Kragen gekostet

Wie dieser zu erreichen ist, haben die aktuellen Spieler des 1. FC Köln in den letzten vier Spielen gezeigt. Mit unermüdlicher Laufarbeit, mit Schnelligkeit, mit harter Zweikampfführung – mit Qualitäten also, für die Podolski in den letzten Jahren nicht mehr stand. Viele FC-Fans hätten sich aus fußballromantischen Gründen eine andere Entscheidung gewünscht. Doch Fußballromantik hat schon so manchen Klub Kopf und Kragen gekostet, auch den FC in dessen Vergangenheit. Eine Rückholaktion von Lukas Podolski spielte in diesem Zuge übrigens auch schon einmal eine Rolle. Das wollte man beim FC in der aktuellen Situation nicht riskieren. Dazu mussten die Vereinsbosse eine wohl überaus unpopuläre Entscheidung treffen. Sollte am Saisonende der Klassenerhalt stehen, hätten sie aber alles richtig gemacht. Und sollte Podolski nach seiner aktiven Karriere zum FC zurückkehren wollen, stünden ihm wohl alle Türen offen. Denn dann spräche freilich nichts mehr gegen ein Engagement des Prinzen beim FC.

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