Wechselt Florian Wirtz nicht erst im Sommer, sondern noch in dieser Woche vom 1. FC Köln zu Bayer Leverkusen? Klar ist: Die Verantwortlichen beider Klubs sprechen über einen möglichen Transfer noch in dieser Woche bis zum Ende der Transferperiode am 31. Januar. Denn durch die Entscheidung des 16-Jährigen hat sich die Stimmung beim FC verändert. Der Deal des Kapitäns der Kölner U17 mit Bayer stößt am Geißbockheim sauer auf.
Köln – Wenn ein Spieler seinen Klub verlässt und sich einem anderen anschließt, so ist dies heute ein normaler Vorgang. Dass der Wechsel von Florian Wirtz vom FC zu Bayer hohe Wellen schlägt, liegt einerseits an der außergewöhnlichen Begabung des Kölner Eigengewächses. Andererseits liegt es daran, dass Bayer gegen ein Gentlemen’s Agreement der beiden Klubs verstoßen hat, wonach man sich gegenseitig keine Nachwuchsspieler abwerben wollte. Diese Vereinbarung steht nun auf der Kippe, der Transfer könnte einiges an Porzellan zerschlagen haben.
Bayer argumentiert nun, man habe Wirtz nicht als Nachwuchs-, sondern als Profispieler angesehen, den man offenbar auch mit einem solchen Lizenzspielervertrag ausgestattet hat. Das jedoch ist wohl eher Haarspalterei. Die Wahrheit dürfte vielmehr darin liegen, dass Leverkusen die Vereinbarung in der Causa Wirtz egal war, schließlich ging es nicht um irgendeinen Spieler, sondern um eines der größten Talente, das es im deutschen Fußball in den letzten Jahren gegeben hat. Ob Wirtz tatsächlich mit einem sofortigen Gehalt von über 300.000 Euro jährlich geködert wurde, ist reine Spekulation. Dass Geld eine Rolle spielte, ist zwar vorstellbar. Erstens wäre dies im Milliardengeschäft Fußball keine Überraschung mehr. Und zweitens hätte der 16-Jährige beim FC perspektivisch wohl kaum deutlich weniger verdient.
Versäumnisse sollen aufgearbeitet werden
Sauer ist den Geissböcken vor allem aufgestoßen, dass der Spieler im Rheinland wohnen bleiben wollte, nicht aber bei jenem Klub, der ihn zehn Jahre lang ausgebildet hatte, mit dem er Deutscher B-Junioren-Meister geworden war und bei dem er in den nächsten Jahren als Toptalent alle Chancen gehabt hätte, die aktuell Noah Katterbach oder Jan Thielmann nutzen. Man ist sich am Geißbockheim sehr wohl bewusst, dass man sich in dieser Hinsicht auch selbst an die Nase fassen muss, womöglich Wirtz schlichtweg verschlafen hat in einer Phase, in der die alte sportliche Führung dem Nachwuchs keine gesteigerte Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
Nach GBK-Informationen sollen die Vorgänge, die zu Wirtz’ Entscheidung geführt haben, intern aufgearbeitet werden. Hinweise auf Versäumnisse gibt es bereits. Warum wurde Wirtz’ Schwester Juliane, die im Sommer 2018 vom FC zu Bayer in die Bundesliga-Mannschaft wechselte, nicht mit allen Mitteln gehalten? Lag es an der Geringschätzung, die damals den FC-Frauen entgegen gebracht worden war? Warum schreibt aktuell eine weitere Schwester des U17-Spielers ihre Masterarbeit bei Bayer Leverkusen und nicht beim FC, obwohl die Wirtz-Familie und die Geissböcke seit zehn Jahren eng verbunden schienen? Wie konnte es also passieren, dass sich ein konkurrierender Klub offenbar über zwei Jahre hinweg strategischer, gezielter und intensiver um die Familie Wirtz bemühte als der FC?
Wechselt Wirtz noch diese Woche oder erst im Sommer?
All dies ist jedoch nur Teil einer Aufarbeitung eines abgeschlossenen Falls. Kurzfristig müssen die Geissböcke den Schaden auf anderer Ebene abwenden und entscheiden, ob Wirtz überhaupt noch bis Sommer beim FC spielen wird. Die Gespräche zwischen Köln und Leverkusen über einen möglichen Wintertransfer laufen. Dann würden die Geissböcke zumindest noch eine kleine, wenn auch verschwindend geringe Ablösesumme erhalten und sich womöglich eine Beteiligung im Falle eines Weiterverkaufs sichern können. Letzteres ist aber unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass der FC nun intern beraten muss, welchen Weg man mit Wirtz noch gehen will und welche Entscheidung für die U17, immerhin Tabellenführer der B-Junioren-Bundesliga Staffel West, die beste wäre. Eine Entscheidung wird kurzfristig fallen. Am Freitag schließt das Transferfenster.
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