Der 1. FC Köln als Sprungbrett für Talente: Einige Zeit galt dieser Satz nur allzu selten für eine Landung im Profi-Kader der Geissböcke oder in die Profi-Kader anderer Bundesliga- oder Zweitliga-Klubs. Das hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Wenngleich der Erfolg der Nachwuchsarbeit beim FC zunächst auf sich warten ließ, tummeln sich in der Zweiten und Dritten Liga zahlreiche Ex-Talente vom Geißbockheim. Im Rahmen der GBK-Nachwuchs-Serie schauen wir heute auf jene Spieler, die für den großen Durchbruch große Umwege gehen mussten.
Köln – Beim FC hat man einen Wunsch: In den kommenden Jahren soll jährlich mindestens ein Talent aus dem eigenen Nachwuchs den Durchbruch bei den Profis schaffen. In diesem Jahr waren es bereits drei (Katterbach, Jakobs, Thielmann). In den Jahren zuvor sah es dünner aus. Bis zur Saison 2016/17 durchbrach praktisch kein Talent diese Barriere, Lukas Klünter und Salih Özcan (16/17) waren die letzten, Marcel Hartel mussten dagegen für seinen Durchbruch den Klub verlassen. Dann muss man bereits zu den zwei Zweitliga-Jahren 2012/13 und 13/14 zurückgehen, ehe man drei weitere Top-Talente findet: Timo Horn, Jonas Hector und Yannick Gerhardt.
Diese Namen fallen vielen FC-Fans ein. Sie sind präsent, sie sind die bekannten Beispiele für den Erfolg im Kölner Nachwuchs. Doch welche Spieler mussten die Geissböcke erst verlassen, um es anderswo als Profi zu schaffen? Wenn wir schon bei den zwei Zweitliga-Jahren zwischen 2012 und 2014 sind, fallen unmittelbar zwei Namen ein: Mark Uth und Simon Terodde. Beide heutigen FC-Stürmer suchten damals ihr Glück woanders, in Heerenveen und bei Union Berlin. Umwege, die sie über mehrere Stationen schließlich wieder zum FC zurückführte. Aber auch ihre Wege sind weithin bekannt. Wer dagegen ging in diesen Zeiten ebenfalls, der nicht zurückkehrte?
Marcel Hartel kann aus dem Stand neben seinem eigenen zwei Namen nennen: seine heutigen Teamkollegen Stephan Salger und Reinhold Yabo bei Arminia Bielefeld. Trifft das Trio auf Dynamo Dresden, können sie sich mit Jannis Nikolaou und Jannik Müller austauschen, ebenfalls zwei ehemalige Talente aus dem FC-Nachwuchs. Für Anas Ouahim beim VfL Osnabrück und Sven Müller auf der Bank des Karlsruher SC gilt dasselbe. Sie sind Beispiele für Kölner Nachwuchskräfte, die in der Zweiten Liga landeten. Aber auch in der Dritten Liga tummeln sich aktuell zahlreiche FC-Talente, von Hikmet Ciftci und Christian Kühlwetter (1. FC Kaiserslautern) über Lucas Cueto (Preußen Münster) bis zu U17-Meisterschütze Lukas Scepanik (MSV Duisburg) oder Daniel Mesehöler (Viktoria Köln). Damit sind längst nicht alle genannt, und bei so manchem hat man längst vergessen, dass er ursprünglich eigentlich seine Ausbildung am Geißbockheim genoss.
Als der 1. FC Köln vor zwei Wochen gegen den SC Freiburg gewann, konnte ein Freiburger nicht mitwirken: Lukas Kübler, der unter Holger Stanislawski am 3. Spieltag 2012/13 in Aue (0:2) zehn Minuten vor Schluss eingewechselt worden war – es blieb sein einziger Profi-Einsatz für den FC -, hat inzwischen 50 Mal in der Bundesliga für den Sport-Club gespielt. Der 27-Jährige gelangte aus Köln über Sandhausen nach Freiburg, nur fällt der Rechtsverteidiger gerade wegen einer Knieverletzung aus.
Ein anderer Spieler aus der Kölner 2012/13er-Saison ist Kacper Przybylko. Der Mittelstürmer kam – wie Thomas Bröker und Jonas Hector – einst für die U21 nach Köln, wurde zu den Profis befördert, traf zweimal in Liga zwei für den FC, ehe er erst zurück zu seinem Jugend-Klub Arminia Bielefeld und später nach Kaiserslautern ging. Sein Durchbruch gelang ihm jedoch erst 2019 – in der Major League Soccer. Für Philadelphia United traf der inzwischen 26-Jährige in 26 Meisterschafts-Spielen insgesamt 15 Mal. In den USA schreibt der Deutsch-Pole die Erfolgsstory, die ihm in Deutschland verwehrt geblieben war.
Davon kann auch Denis Epstein eine Geschichte erzählen. Der offensive Flügelspieler, der die Jugend des FC über die U17 und U19 zur U21 und zu den Profis durchlief, lief für die Geissböcke 25 Mal auf. Er spielte Bundesliga und Zweite Liga, doch seine prägenden Profi-Jahre erlebte Epstein in Griechenland. Für vier Erstliga-Klubs spielte Epstein insgesamt 202 Mal, für Atromitos Athen sogar in der Europa League. Inzwischen kickt der 33-Jährige für die TSG Balingen in der Regionalliga Südwest.
Natürlich gab es auch noch Mitchell Weiser, der beim FC hätte durchstarten können, sich nach seinem Profi-Debüt bei den Geissböcken aber für den FC Bayern entschied und inzwischen bei Bayer Leverkusen spielt. Weniger FC-Fans dürften dagegen Cauly und Leon Guwara auf dem Schirm haben. Cauly kam als 14-Jähriger zum FC und durchlief die Jugendmannschaften, ehe der Mittelfeldspieler über Fortuna Köln und Duisburg beim SC Paderborn landete. Für die Ostwestfalen lief Cauly in dieser Saison in der Hinrunde auf, absolvierte 13 Bundesliga-Spiele und nahm dann die Chance wahr, im Winter zu Ludogorets Razgrad nach Bulgarien zu wechseln. Der Tabellenführer war vor der Saison in der Champions-League-Qualifikation gescheitert, zog aber in der Europa League in die Zwischenrunde ein. Im Februar winkt Cauly somit ein Einsatz gegen Inter Mailand. Derweil ist Guwara für den FC Utrecht in der Eredivisie aktiv. Der Linksverteidiger wurde elf Jahre in der FC-Jugend ausgebildet, wechselte dann zu Werder Bremen, ließ sich zweimal ausleihen, ehe er für Werder in der Bundesliga debütierte, jedoch erst in Utrecht durchstartete.
Der 1. FC Köln hat also weitaus mehr Profis hervorgebracht als jene, die es schließlich mit dem Geißbock auf der Brust in die Bundesliga oder Zweite Liga mit dem FC schafften. Am Geißbockheim wünscht man sich, dass es künftig mehr Spieler dauerhaft beim FC schaffen als in den letzten Jahren. In den vergangenen 20 Jahren kamen folgende Spieler ganz oben beim FC an: Giovanni Federico (02/03), Lukas Podolski (03/04), Lukas Sinkiewicz und Thomas Bröker (04/05), Denis Epstein (05/06), Thomas Kessler und Adil Chihi (06/07), Taner Yalcin (08/09), Adam Matuschyk und Stephan Salger (09/10), Christian Clemens (10/11), Timo Horn, Jonas Hector und Kacper Przybylko (12/13), Yannick Gerhardt (13/14), Salih Özcan und Lukas Klünter (16/17) sowie nun Noah Katterbach, Ismail Jakobs und Jan Thielmann (19/20). Letztlich also genau 20 Spieler in 20 Jahren – im Schnitt also tatsächlich ein Spieler pro Jahr, jedoch mit sehr unterschiedlichem Erfolg.
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