Der 1. FC Köln räumt auch den FC Schalke 04 auf dem Weg zum Klassenerhalt zur Seite. Das 3:0 (2:0) gegen die Königsblauen war eine Demonstration der Kölner Stärke. Aktuell sind die Geissböcke kaum zu bezwingen und trotzen jeglichen Widerständen. Einzig vom Gegner kam am Samstag herzlich wenig Widerstand.
Aus Müngersdorf berichten Sonja Eich und Marc L. Merten
Geschichte des Spiels: So mancher FC-Fan wunderte sich am Samstagabend nicht nur über die Kölner Stärke, sondern auch über die Schalker Schwäche. Zur Wahrheit des 3:0 gehört auch, dass die Geissböcke auf eine völlig verunsicherte Mannschaft trafen – vom Torhüter bis zum Mittelstürmer. Schalke blieb gegen Köln zum fünften Mal in den letzten sechs Spielen ohne eigenes Tor, gewann nur zwei der letzten elf Spiele, pfiff personell schon vor der Partie aus dem letzten Loch und musste dann auch noch eine weitere Verletzung in Hälfte eins kompensieren. Zwar war auch Köln nicht frei von Personalsorgen, doch gegen das Selbstvertrauen der Geissböcke hatten Nübel, Harit und Co. kein Gegenmittel. In der Hinrunde fehlte Köln die breite Brust, nun lebt die Mannschaft genau davon, zieht aus den Erfolgserlebnissen der letzten Wochen Energie, Antrieb, Aggressivität und Konzentration.
Das Ergebnis: Das 3:0 (2:0) des 1. FC Köln hatte sich von der ersten Minute angedeutet. Jonas Hector traf bereits in der 7. Minute, wurde aber wegen Abseits zurückgepfiffen. Sebastiaan Bornauw brachte dies nur drei Minuten später mit seinem fünften Saisontor in Ordnung. Elvis Rexhbecaj hätte mit besserem Kopfballspiel zweimal treffen können, ehe Jhon Cordoba die starke erste Kölner Hälfte mit einem beruhigenden Vorsprung versah. Und weil sich der FC nach der Pause nicht gänzlich aus dem Konzept bringen ließ, war das 3:0 durch Florian Kainz auch in der Höhe verdient. Ein einziger Schuss auf das Tor von Timo Horn in 90 Minuten zeigte zudem die starke Kölner Defensivleistung.
Szene des Spiels: Neben den drei Treffern zählte die einzige Parade von Timo Horn zu den Schlüsselmomenten des Spiels. Es lief die 45. Minute, als ein abgefälschter Schuss aus der zweiten Reihe durch die Kölner Defensive tropfte und vor Michael Gregoritsch aufkam. Es gehörte zum natürlichen Verlauf des Spiels, dass Schalke viel Glück benötigte, um überhaupt einmal zu einem gefährlichen Abschluss zu kommen. Und es gehörte zu den letzten Wochen des 1. FC Köln, dass Horn eine starke Parade auspackte, mit der er den Königsblauen den Anschlusstreffer nur Sekunden vor der Pause verwehrte. Ein Schalker Tor hätte die Lebensgeister der Gäste wohl geweckt und den FC mit nur einem Tor Vorsprung in der zweiten Halbzeit in Bedrängnis gebracht. So aber rettete Horn seinem Team den 2:0-Vorsprung.
Comeback des Spiels: Sebastiaan Bornauw kehrte am Samstag nach seiner Gelb-Sperre zurück in die Mannschaft. Mit neuem Nebenmann Toni Leistner sollte er die Reihen hinten schließen und bei Standards offensiv gefährlich werden. Es lief perfekt. Bornauw spielte überragend, und während sein Nebenmann Leistner alle (!) Zweikämpfe gewann, gewann Bornauw alle wichtigen – und vor allem jenen zum 1:0, als er nach einem Kainz-Kopfball am höchsten sprang. Fünf Saisontore als Innenverteidiger, nur Martin Hinteregger von Eintracht Frankfurt traf häufiger (6). Der Belgier ist längst jeden Cent wert, den der FC im Sommer an Anderlecht überwies. Und man möchte sich gerne ausmalen, was Bornauw schon bald auf dem Transfermarkt wert sein könnte, wenn er so weiterspielt. Zur Erinnerung: Sein Vertrag läuft bis 2024.
Zahl des Spiels: Ellyes Skhiri lief in der ersten Halbzeit gegen Schalke ziemlich genau sieben Kilometer. Eine unglaubliche Zahl und ein Beweis für die Wichtigkeit des Tunesiers im Spiel der Geissböcke.
Zitat des Spiels: “Wer unser Tempo in der ersten Halbzeit gesehen hat, wird sich womöglich gefragt haben, ob wir das bis zum Ende durchhalten. Aber man muss sagen, dass sich mit dem neuen Trainerteam etwas verändert hat. Dafür ist unsere körperliche Fitness ausschlaggebend, und die haben wir uns hart erarbeitet.” (Timo Horn)
Einwechslung des Spiels: In Berlin noch, beim 5:0 gegen die Hertha, brachte Markus Gisdol in der Schlussphase Marco Höger. Der Routinier sollte nach Wochen der Bank- und Tribünenplätze auch mal wieder einen Einsatz bekommen. Gisdol hätte in Berlin schon Jan Thielmann bringen können, den 17-jährigen Youngster, der vor Weihnachten so überraschend wie erfreulich für die Geissböcke debütiert hatte. Nun, gegen Schalke, durfte Thielmann wieder ran. Zwar erst ab der 85. Minute, doch für den Youngster ist jeder Einsatz ein wichtiger Schritt in seiner Entwicklung, und so kam der Rechtsaußen für Florian Kainz und durfte den Abend mit seinem sechsten Bundesliga-Einsatz beenden.
Erkenntnis des Spiels: Acht Punkte vor Düsseldorf, zwölf vor Bremen, 13 vor Paderborn – der FC hat einmal mehr die Ergebnisse der Konkurrenz genutzt und sich ein nun richtig dickes Polster herausgespielt. Der Spielplan will es so, dass nun mit den Duellen gegen Paderborn, Gladbach, Mainz und Düsseldorf vier Spiele anstehen, an denen der FC den Klassenerhalt praktisch perfekt machen könnte, genauso aber noch mal unten reinrutschen könnte. Die Geissböcke wirken jedoch zu stabil, als dass sie sich diese Ausgangsposition noch einmal nehmen lassen würden.
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