Der Vorstand des 1. FC Köln am Geißbockheim. (Foto: imago images / beautiful sports)

Der Vorstand des 1. FC Köln am Geißbockheim. (Foto: imago images / beautiful sports)

Investor oder Insolvenz? “In dieser Situation sind wir nicht”

Der Vorstand des 1. FC Köln spricht sich seit dem ersten Tag im Amt gegen Investoren bei den Geissböcken aus. Die Coronakrise hat die Diskussion um 50+1 in der Bundesliga aber neu entfacht. Im zweiten Teil des Interviews mit dem GEISSBLOG.KOELN sprechen Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich auch über die Frage, ob ihre Ablehnung von Investoren eine Grenze haben könnte – jene einer drohenden Insolvenz.

Das Interview führte Marc L. Merten

GBK: „Kommen wir auf die Regelung 50+1 zu sprechen…“

WERNER WOLF: „Wie der FC dazu steht? Genau wie vor der Coronakrise.“

Glauben Sie denn, dass die Regelung generell fallen könnte, weil einige Vereine ohne Investoren nicht mehr überleben könnten?

CARSTEN WETTICH: „Dafür sehen wir aktuell keine Anzeichen.“

WOLF: „Ich glaube nicht, dass sich da etwas ändern wird. Denn selbst wenn man verkaufen wollte, wäre jetzt der denkbar ungünstigste Moment, weil die Unternehmenswerte gesunken sind.“

Aber was, wenn ein Klub nicht mehr anders könnte – wenn die Coronakrise einen Klub an den Abgrund bringt und es darum geht: Insolvenz oder Investor?

WOLF: „Es wird Vereine geben, die diesen Schritt überlegen werden, bevor sie in die Insolvenz gehen.“

WETTICH: „Ja, das könnte durchaus sein. Bei den meisten Vereinen, die sich Investoren reingeholt haben, war es allerdings eher ein Sterben auf Raten. Mir fällt kein Beispiel ein, in dem ein Klub in einer Krise Anteile verkauft hat und es danach wieder nachhaltig bergauf ging.“

Hausaufgaben so gut machen, dass man ohne Investor nachhaltigen Erfolg hat

Hätte die Coronakrise den FC in die Insolvenz getrieben, wäre es aber kein Sterben auf Raten gewesen, sondern eine Ausnahmesituation. Trotzdem wäre es dann um die Frage gegangen: Investor oder Insolvenz?

ECKHARD SAUREN: „In dieser Situation sind wir aber glücklicherweise nicht.“ 

Oder geht es um die Bezeichnung? Bei 1860 München gibt es einen Investor, beim FC Bayern gibt es strategische Partner.

WETTICH: „Es bleibt dabei, dass auch die einen Return on Investment erwarten.“

WOLF: „Du gibt deine Freiheit auf. Selbst wenn du nur fünf Prozent verkaufst, hast du anschließend einen Investor mit am Tisch. Er redet mit, findet in den Medien statt und will Einfluss auf das nehmen, was hier läuft.“

SAUREN: „Um es klar zu sagen: Anteilsverkäufe sind für uns kein Thema. Unsere Aufgabe als Vorstand ist es, von Anfang an unsere Hausaufgaben so gut zu machen, dass man ohne Investor nachhaltigen Erfolg hat.“

WETTICH: „Und bei uns sind REWE oder die RheinEnergie auch strategische Partner, nur ohne Anteile. Das soll auch so bleiben.“

Corona-Klauseln? Die DFL müsste das über die Musterverträge regeln

Plant der FC im Anschluss an die Coronavirus-Krise eine Versicherung abzuschließen, um sich für solche Schäden abzusichern?

WETTICH: „Das klingt deutlich einfacher, als es in der Realität ist. Die Frage ist, für was man sich absichern kann, wenn ein Spiel zum Beispiel nicht komplett ausfällt, sondern ohne Zuschauer stattfinden muss. Sichert man Verschiebungen ab, komplette Ausfälle, Ausfälle von Einnahmen? Die Prämien für eine solche Versicherung werden zudem nach der Krise deutlich höher ausfallen.“

Könnte es künftig Klauseln in Spielerverträgen geben, die im Falle einer neuerlichen Pandemie greifen?

WOLF: „Denkbar ist das, das müsste die DFL dann aber über die Musterverträge regeln. Bisher gab es in vielen Bereichen theoretische Überlegungen, was bei einer Pandemie passieren könnte, aber nur wenige haben den Fall wirklich für realistisch gehalten. Jetzt erleben wir sie und das wird natürlich Folgen haben.“

Gab es zu irgendeinem Zeitpunkt die Überlegung eine Mannschaft oder Abteilung einzusparen, zum Beispiel die U21 oder die Frauen?

WETTICH: „Nein. Wir haben uns zur U21 bekannt. Die sportlich Verantwortlichen sind der Überzeugung, dass es Sinn macht, eine zweite Mannschaft hinter den Profis zu haben. Daran halten wir fest und haben sie ja auch in den letzten Monaten bewusst gestärkt. Und die Frauen wollen wir dauerhaft in der Bundesliga etablieren, haben trotz der Krise Spielerinnen für die neue Saison verpflichtet, Nicole Bender als Teammanagerin installiert. Wir wollen die Frauenteams beim FC weiterentwickeln.“

Niemand kann wollen, dass das Thema noch in den Kommunalwahlkampf gezogen wird

Anknüpfend an die U21: Muss der FC aufgrund der aktuellen Krise die Nachwuchsarbeit noch mehr in den Vordergrund stellen?

SAUREN: „Muss ist das falsche Wort. Wir wollen es, unabhängig von der aktuellen Krise. Das haben wir vom ersten Tag an klar gesagt. Mit Horst Heldt und Markus Gisdol haben wir Verantwortliche, die an diesen Weg glauben.“

Der FC wird im Sommer auf dem Transfermarkt deutlich kleinere Brötchen backen müssen. Der Nachwuchs könnte dadurch noch wichtiger werden. Perspektivisch soll der Ausbau des Geißbockheims helfen. Wie wichtig wäre es auch als Signal in der aktuell schweren Phase, diesen Ausbau noch vor der Sommerpause von der Politik genehmigt zu bekommen?

SAUREN: „Es ist sehr wichtig, dass die Politik bis dahin eine Entscheidung fällt und damit das Verfahren abschließt. Denn alle Fakten liegen lange auf dem Tisch, alle Argumente sind ausgetauscht und niemand kann wollen, dass das Thema noch in den Kommunalwahlkampf gezogen wird.“

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