Am Sonntag gegen Fortuna Düsseldorf wird Rafael Czichos noch nicht im Kader des 1. FC Köln stehen. Doch der Innenverteidiger ist nicht mehr weit von einem Comeback entfernt. Am 22. Februar hatte sich der 30-Jährige im Spiel bei Hertha BSC schwer an der Halswirbelsäule verletzt. Inzwischen trainiert Czichos wieder voll mit. Der GEISSBLOG.KOELN sprach mit dem Abwehrmann über seine Situation.
Das Interview führte Marc L. Merten
GBK: Herr Czichos, fast auf den Tag genau vor drei Monaten haben Sie sich in Berlin schwer verletzt. Inzwischen trainieren Sie wieder mit der Mannschaft. Wie geht es Ihnen?
RAFAEL CZICHOS:„Dass ich jetzt schon wieder mittrainieren kann, ist großartig. Es hieß eigentlich, dass ich über Monate hinweg nichts mit Fußball zu tun haben würde. Aber seit der Abschlussuntersuchung vor einer Woche bin ich wieder gesundgeschrieben und voll belastbar.“
Ich halte mich nicht zurück und habe keine Hemmungen
Wie waren die ersten Zweikämpfe?
Nicht anders als vorher. Ich halte mich nicht zurück und habe keine Hemmungen, in die Zweikämpfe zu gehen. Auch mit den Kopfbällen habe ich wieder angefangen. Nur in die Abläufe muss ich jetzt wieder reinkommen. Wann gehe ich in den Zweikampf? Wann mache ich den Schritt nach vorne, wann nach hinten? Dieses Gefühl muss ich jetzt wiederfinden.
Dabei kann eine solche Verletzung etwas in einem Menschen verändern.
Das stimmt, aber ich hatte zum Glück nie ein schlechtes Gefühl, wenn ich an den Tag zurückgedacht habe. Deshalb kam auch nie das Gefühl auf, ich könnte künftig Angst vor einem Zweikampf haben. Dieser Zweikampf in Berlin war so außergewöhnlich, dass ich mir sicher bin: In den letzten zehn Jahren habe ich nie so einen Zweikampf geführt und in den nächsten zehn Jahren werde ich nie wieder so einen Zweikampf führen.
Gab es denn mal eine Phase der Unsicherheit, wie es weitergeht?
Es gab den Moment, den man auch in der 24/7-Doku sieht, als ich neben dem Arzt sitze und dieser sagt: ‚Rafa, du hattest riesiges Glück. Das hätte auch ganz anders ausgehen können.’ Das hat dazu geführt, dass ich mich komplett auf die Behandlung eingelassen und keinen Stress verspürt habe, so schnell wie möglich auf den Platz zurückkehren zu wollen. Ich habe realisiert: Sei froh, dass du überhaupt irgendwann wieder spielen kannst.
Selbst eine normale Saison wäre die wichtigste meines Lebens geworden
Jetzt trainieren Sie wieder voll mit. Heißt das, Sie sind fit und könnten schon wieder spielen?
Wie schnell es jetzt tatsächlich gehen wird, bleibt abzuwarten. Der Trainer hat mich gefragt, ob er voll mit mir planen kann, und ich habe ihm versichert, dass ich bereit bin, wenn er mich braucht. Natürlich habe ich körperlich noch einen Rückstand, aber wenn ich spiele, werde ich alles geben.
Sie sind gerade 30 Jahre alt geworden. Es ist Ihre erste Bundesliga-Saison. Ist es die außergewöhnlichste Saison, die Sie je erlebt haben?
Mit Sicherheit. Erst wurde der Trainer entlassen, dann war der Sportchef weg. Dann kam meine Verletzung und schließlich die Coronakrise mit all ihren politischen und gesundheitlichen Auswirkungen. Aber selbst eine ganz normale Bundesliga-Saison wäre für mich die wichtigste Saison meines Lebens geworden.
Im Sommer 2018 gab es die Diskussion: Holt der FC für die Innenverteidigung Rafael Czichos oder Toni Leistner? Wussten Sie davon?
Nein, aber es gab in der Saison 2017/18 immer mal wieder den inoffiziellen Zweikampf, wer von uns beiden der beste Innenverteidiger der Zweiten Liga wäre. (lacht) Jetzt kennen wir uns, schätzen uns und ich bin froh, dass Toni da ist. Er hat uns in den letzten Spielen sehr geholfen.
Jetzt werde ich nicht nur mit Birger verwechselt, sondern auch mit Toni
Butter bei die Fische: Wer ist der bessere Verteidiger?
(lacht) Wir sind nicht wirklich vergleichbar. Wobei, jetzt mit der neuen Frisur werde ich nicht nur mit Birger Verstraete verwechselt, sondern auch mal mit Toni.
Der FC pendelt in der Wahrnehmung zwischen Abstiegskampf und Europa. Kein Team hängt in der Tabelle so sehr zwischen diesen beiden Fronten wie Köln. Was ist Ihr Ziel?
Ich habe noch keine Sekunde darüber nachgedacht, in der nächsten Saison in Europa zu spielen. Und das sage ich nicht nur so. Der letzte Spieltag hat gezeigt, dass andere Mannschaften richtig gut aus der Pause gekommen sind. Wir sind gut damit beraten, in den nächsten Spielen nur darauf zu achten, uns von unten endgültig zu verabschieden.
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