Der 1. FC Köln hinkt in der Bundesliga derzeit hinterher. Nur zwei Punkte aus drei Spielen, drei unterdurchschnittliche bis indiskutable Leistungen, dazu zahlreiche Spieler nicht in Form: Die Geissböcke haben sich durch die Liga-Pause während der Coronavirus-Pandemie aus der Spur bringen lassen. Ein Sinnbild der Probleme ist Kapitän Jonas Hector.
Köln/Sinsheim – Ausgerechnet an seinem 30. Geburtstag saß Jonas Hector beim FC-Spiel in Hoffenheim nur auf der Bank. Wie außergewöhnlich dieser Umstand für den Nationalspieler ist, zeigt eine Statistik: Hector wurde als Profi des 1. FC Köln in einem Pflichtspiel der Geissböcke noch nie (!) eingewechselt. Wenn Hector spielte, stand er in der Anfangsformation. Und seit der Saison 2013/14 gilt: Ist Hector fit, spielt er auch von Beginn an. Keine Diskussion. Aus Leistungsgründen saß Hector bei den FC-Profis nur in seiner allerersten Profi-Saison ganze sechs Mal auf der Bank, zum letzten Mal im April 2013. Doch da hatte sein steiler Aufstieg bereits begonnen. Hector wurde unverzichtbar und spielte immer.
Markus Gisdol setzte dieser Serie am Mittwoch ein Ende – nach über sieben Jahren. Hector wurde in der Schlussphase für Benno Schmitz eingewechselt, konnte die 1:3-Niederlage aber nicht mehr verhindern. Auch der 1. FC Köln wusste offenbar um die außergewöhnliche Situation, dass Hector zunächst hatte auf der Bank Platz nehmen müssen. Noch vor Spielbeginn verschickte der Klub ein Statement des Trainers. Gisdol sagte darin: “Jonas ist nicht bei 100 Prozent. Wir haben vor dem Spiel miteinander gesprochen und gemeinsam entschieden, dass ein Einsatz von Beginn an keinen Sinn macht.”
Mit Hectors Form ging auch die Stabilität verloren
Nach zwei schwachen Leistungen gegen Mainz und Düsseldorf hatten sich der Chefcoach und sein Kapitän offenbar zusammengesetzt und festgehalten, dass Hector der Mannschaft gerade nicht so helfen kann, wie man es von ihm gewöhnt ist. Woran das liegt, müssen beide nun herausfinden. Denn dass ein Hector in Topform den Geissböcken fehlt, ist offensichtlich. Vor der Coronakrise hatte der 30-Jährige großen Anteil daran, zusammen mit Ellyes Skhiri das defensive Mittelfeld der Kölner zu beherrschen, vieles von der eigenen Viererkette fernzuhalten und auch für Akzente nach vorne zu sorgen – Hectors Tor in Paderborn ist noch vielen Fans in Erinnerung. Doch seit der zweimonatigen Unterbrechung hinkt der Kapitän seinen eigenen Ansprüchen hinterher, und mit ihm der FC.
Drei Spiele, sieben Gegentore, haarstäubende Fehler in der Defensive, die im Mittelfeld ihren Anfang nehmen. Die Abstände in der Rückwärtsbewegung stimmen nicht, die Laufwege und Passqualität im Spielaufbau lassen zu wünschen übrig, und schon in der Vergangenheit war ab und an zu erkennen: Wenn Hector zu sehr mit seiner eigenen Leistung zu kämpfen hat, leiden auch seine Mitspieler. Gerade die linke Seite mit den jungen Noah Katterbach und Ismail Jakobs profitierte wochenlang in hohem Maße von Hectors Präsenz im zentralen Mittelfeld. Der Kapitän leitete die beiden unerfahrenen Youngster an. Doch nun muss der Nationalspieler erst einmal wieder selbst zu seiner Form zurückfinden, ehe er anderen helfen kann, ihre besten Leistungen abzurufen. “Nicht bei 100 Prozent” – diese Aussage gilt daher nicht nur für den Spieler, sondern auch für die Mannschaft.
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