Heiko Herrlich war nach dem 1:1 (0:0) des FC Augsburg gegen den 1. FC Köln gar nicht mehr zu beruhigen. Der Trainer der Gastgeber hätte sich in der 49. Minute einen weiteren Elfmeter für seine Mannschaft gewünscht, nachdem Florian Niederlechner den ersten in Halbzeit eins nach einem Psycho-Trick von Toni Leistner verschossen hatte. Doch Herrlich konnte froh sein, dass sein Team am Ende noch ausgleichen konnte. Eigentlich hätte vorher einer seiner Spieler vom Platz fliegen müssen.
Augsburg – Es war ein kurioses Spiel mit einem gerechnet Ausgang, aber auch mit zahlreichen Diskussionen um Schiedsrichter-Entscheidungen. Referee Benjamin Cortus hatte nicht seinen besten Tag erwischt und lag letztlich gemeinsam mit seinem Videoassistenten Guido Winkmann in den strittigen Diskussionen wohl eher daneben – je nach dem, aus welchem Blickwinkel man die Situation betrachtete.
Schon nach 25 Minuten hätte sich der 1. FC Köln nicht beschweren können, wäre Benno Schmitz, bereits Gelb-verwarnt, nach einem weiteren Foul mit Gelb-Rot vom Platz geflogen wäre. FC-Trainer Markus Gisdol schätzte die Situation hinterher zwar anders ein, aber Schmitz war gegen Noah Sarenren Bazee klar zu spät gekommen und hatte den Augsburger abgeräumt. Andererseits konnte man Kölns Sicht der Dinge ebenfalls gut verstehen, denn nur wenige Sekunden hatte Cortus ein Handspiel von Felix Uduokhai nicht gesehen, der damit einen Kölner Konter unterbunden und jenen Angriff auf Sarenren Bazee erst eingeleitet hatte, der Schmitz beinahe zum Verhängnis geworden wäre.
Da sitzt einer, der 30 Kilometer weg von Köln lebt
Insofern galt für diese Szene die ausgleichende Gerechtigkeit. Anders sah es kurz nach dem Seitenwechsel aus. Wieder sorgte Sarenren Bazee für Aufregung. Er zog gegen Ismail Jakobs und Rafael Czichos in den Strafraum und wurde von dem Kölner Duo in den Sandwich genommen. Ein bisschen unten gehakt, ein bisschen oben geschubst – alles sah nach einem Foul aus, und nach Sicht der TV-Bilder hätte Cortus auf Elfmeter entscheiden müssen. Doch Videoassistent Guido Winkmann sah keine klare Fehlentscheidung, weshalb er Cortus nicht empfahl die TV-Bilder zu konsultieren.
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Das Schmitz-Foul, das Sandwich-Foul, das Jedvaj-Foul. (Screenshots: Sky)
Das brachte Heiko Herrlich nach der Partie auf die Palme. “Einen klareren Elfmeter gibt es nicht. Beide Spieler, die ihn in die Zange nehmen, berühren nicht einmal den Ball, einer berührt ihn am Fuß, der andere drückt ihn am Arm runter”, meinte der FCA-Coach. Doch erst auf Winkmann angesprochen, legte Herrlich so richtig los. “Dann können wir aufhören mit Videokeller. Das ist ein Skandal. Es geht hier um den Klassenerhalt und da sitzt einer, der 30 Kilometer weg von Köln lebt.” Da lag der 48-jährige allerdings daneben. Winkmanns Wohnort heißt Kerken und nicht Kerpen und am Niederrhein knapp 90 Kilometer von Köln entfernt. Darüber hinaus heißt sein Heimatverein SV Nütterden, dieser liegt 120 Kilometer entfernt. Zudem dürften sich einige FC-Fans noch an die Eierkopp-Affäre um Jörg Schmadtke beim Auswärtsspiel des FC in Bremen erinnern. Jener Schiedsrichter, den Schmadtke als Eierkopp titulierte, war Winkmann.
Wie Leistner für Horn den Elfmeter hielt
Doch Herrlich Frust dürfte auch aus der ersten Halbzeit resultiert haben. Dort hatte Augsburg zahlreiche Torchancen vergeben, die größte durch Florian Niederlechner. Timo Horn hatte Sarenren Bazee im Strafraum so unnötig wie unglücklich an der Torauslinie abgeräumt, doch Sekunden später seinen Fehler wieder gut gemacht und den Elfmeter pariert. Niederlechner hatte sich dabei von Toni Leistner aus dem Konzept bringen lassen. “Das ist absolut wahr”, gestand der Fehlschütze hinterher. “Ich habe den größten Fehler gemacht, den man als Elfmeterschütze machen kann. Ich habe mir den Ball hingelegt, rechts ist eigentlich meine Ecke, in die ich bislang jeden reingemacht habe. Dann kam aber von hinten – scheiß Geisterspiele, da hört man so einen Kommentar eben -: ‘Du weißt, wo er immer hinschießt’. Das hat mich dazu gebracht mich umzuentscheiden. Ich habe mich beeinflussen lassen, weil ich dachte, Horn springt dann dahin.” Der Schuldige war Toni Leistner gewesen, der Horn schließlich zur Parade verhalf.
Kein Rot für Jedvaj kurz vor dem Ausgleich
Am Ende ging die Partie 1:1 aus – Anthony Modeste hatte in der 85. Minute mit einem Traumtor die späte Kölner Führung erzielt. Dass die Augsburger danach noch einmal die Chance zum Ausgleich bekamen, lag erneut an Cortus und Winkmann. Herrlich dürfte diese Szene jedoch großzügig übersehen haben. Denn in der 87. Minute, nur 60 Sekunden vor dem Tor durch Philipp Max, hätte Tin Jedvaj mit einer Roten Karte des Feldes verwiesen werden müssen. Nach einem Befreiungsschlag kam Modeste an der Mittellinie an den Ball und wurde von Jedvaj gefoult. Auf den ersten Blick kein schlimmes Vergehen, doch der Verteidiger hatte den Kölner Angreifer von hinten mit offener Sohle auf die Wade getreten. Ein Foul, das nach Regelwerk die Gesundheit des Gegenspielers gefährdet und mit einem Platzverweis geahndet werden muss. Ein Foul im Übrigen, für das in ähnlicher Form Sebastiaan Bornauw in Hoffenheim die Rote Karte gesehen hatte. Hätte Cortus hier Rot gezückt, hätte Augsburg wohl den Ausgleich nicht mehr erzielt.
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