Der 1. FC Köln taumelt dem Saisonende entgegen. Die Geißböcke enttäuschten gegen Union Berlin auf ganzer Linie und verloren verdient mit 1:2 (0:1). Nur eine Viertelstunde lang nach der Pause waren die Kölner ebenbürtig und erarbeiteten sich Torchancen. Der Rest erinnerte an die schwachen Leistungen der letzten Wochen und in Teilen auch an das Hinspiel. Weil jedoch Fortuna Düsseldorf in letzter Sekunde gegen Dortmund verlor, beträgt der Vorsprung auf Rang 16 drei Spiele vor Saisonende immerhin weiter sieben Punkte.
Aus Müngersdorf berichtet Marc L. Merten
Es war die erste Chance für den 1. FC Köln den Klassenerhalt fix zu machen. Ein Sieg über Union Berlin und gleichzeitig kein Sieg für Fortuna Düsseldorf gegen Borussia Dortmund hätte den Verbleib der Geißböcke in der Bundesliga bedeutet. Und das gegen jenen Gegner, bei dem der FC im Hinspiel den absoluten Tiefpunkt erreicht hatte. Das 0:2 bei Union am 14. Spieltag war in jeder Hinsicht eine desolate Vorstellung gewesen, die jedoch als Weckruf im gesamten Klub gewirkt hatte. Danach startete der FC bekanntlich derart durch, dass er sich selbst die seit sechs Spielen anhaltende Durststrecke ohne Sieg leisten konnte, ohne noch einmal in den Tabellenkeller zu rutschen. Im Rückspiel gegen die Eisernen war die Rechnung aus dem Hinspiel aber noch offen und sollte eigentlich beglichen werden.
Ausgangslage
Der 1. FC Köln hatte sich wohl ein kleines Spielchen erlaubt. Am Freitagnachmittag, nachdem Noah Katterbach das Abschlusstraining verletzt hatte abbrechen müssen, war er trotzdem noch mit in den Bus zum Mannschaftshotel gefahren. Doch am Samstag stand er nicht im Kader, die Schmerzen am Sprunggelenk waren wohl doch zu groß gewesen. Darüber hinaus musste der FC auf Ismail Jakobs verzichten, der Linksaußen leidet an muskulären Problemen. Und schließlich musste dann auch noch eine Viertelstunde vor dem Anpfiff Jan Thielmann passen, der eigentlich in der Startelf gestanden hätte. Der 18-jährige hatte sich beim Aufwärmen verletzt, womit alle drei Youngster nicht mitwirken konnte, die im Winter für den FC die Wende gebracht hatten. Stattdessen rückten Sebastiaan Bornauw und Dominick Drexler nach ihren abgelaufenen Sperren wieder ins Team, Benno Schmitz übernahm für Katterbach. Toni Leistner musste dagegen ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub wieder auf die Bank.
Moment des Spiels
Es lief die 67. Minute, als der 1. FC Köln sich eigentlich in Richtung Ausgleich zu kämpfen schien. Zwei gute Chancen hatte der FC vergeben, da gab es wieder einmal eine Ecke für Union. Der FC verteidigte halbherzig, die Kopfballabwehr geriet zu kurz, Jonas Hector lief aus dem Strafraum ohne seinen Gegner im Blick zu behalten. Dieser jedoch war Christian Gentner, der den zweiten Ball am langen Pfosten in Ruhe mit der Brust annehmen und unter die Latte jagen konnte. Es war eine bezeichnende Szene nicht nur für Hector, sondern für den gesamten FC, der erneut gegen Union eine schauderhafte Vorstellung bot und nun schon sieben Spiele in Folge ohne Sieg ist.
Die wichtigsten Szenen
Die beiden seit Corona noch sieglosen Teams begannen auf Sicherheit bedacht. Eine verunglückte Grätsche von Ehizibue landete bei Ingvartsen, dessen Schuss aus 14 Metern deutlich vorbei ging (5.). Dann passierte erst einmal nichts mehr. Erst ein Freistoß für den FC sorgte nach 23 Minuten für Aufregung. Uth brachte den Ball gefährlich in Richtung langen Pfosten. Dort stand Czichos bereit und scheiterte mit seinem Schuss an Gikiewicz. Es sollte der Beginn der interessantesten Phase einer insgesamt schwachen ersten Halbzeit sein. Nach einer halben Stunde flankte Gentner von rechts in den Strafrau. Nur zwei Meter vor ihm stand Czichos, der den Ball an den angelegten Arm bekam. Schiri Martin Petersen entschied auf Handelfmeter, doch der VAR korrigierte die Fehlentscheidung – Köln war noch mal davon gekommen. Auf der Gegenseite hatte Uth eine Schusschance, verzog aber aus 17 Metern. Marvin Friedrich machte es jedoch drei Minuten später besser. Einen Eckball der Gäste köpfte der hoch gewachsene Innenverteidiger über Horn hinweg ins Kölner Tor. Skhiri hatte den Berliner aus den Augen verloren. Das 0:1 (39.) war durchaus verdient. Der FC mit großen Problemen im Spiel nach vorne und mit einer einmal mehr dieser Tage enttäuschenden Vorstellung, sodass es mit einem Rückstand in die Pause ging.
Wie unzufrieden Gisdol mit der dürftigen Darbietung seiner Mannschaft war, zeigte sich an gleich zwei Wechseln zur Pause. Leistner und Modeste kamen für Schmitz und Drexler. Der FC-Coach stellte auf ein 3-5-2 um und hoffte auf einen lebendigeren Auftritt seines Teams. Modeste meldete sich mit einem zu hoch angesetzten Kopfball zum Dienst (52.). Dann schickte Kainz Uth, dem bis dato nichts gelingen wollte. Er scheiterte mit seinem starken linken Fuß an Gikiewicz (59.). Das galt auch für Kainz, der nach einer Ehizibue-Flanke zum Schuss kam (61.). Doch nach 67 Minuten war es vorbei: Wieder ein Eckball, diesmal zu kurz geklärt, Bülter spielte den Ball lang zurück in den Strafraum, wo sich Gentner alle Freiheit nehmen und zum 0:2 treffen konnte. Wie schon im Hinspiel zog der zweite Treffer den Geißböcken endgültig den Stecker. Union spielte einfach, konsequent, diszipliniert und körperlich robust und war nicht nur mannschaftlich, sondern an diesem Tag auch individuell die bessere Mannschaft. Erst in der Nachspielzeit konnte der FC noch einmal für Aufregung sorgen. Einen Ballgewinn in der gegnerischen Hälfte nutzte Cordoba zum Ehrentreffer. Dabei blieb es aber. Hätte der 1. FC Köln nicht bereits 35 Punkte, hätte der Klub nun noch weit größere Probleme als nur den letzten Schritt zum Klassenerhalt zu gehen.
Fazit
Zum Freuen: Immerhin weiter sieben Punkte auf Rang 16.
Zum Ärgern: Der FC spielte wie ein Absteiger.
Pechvogel des Tages: Gute Besserung, Jan Thielmann!
Aufstellung
Horn – Ehizibue (63. Schindler), Bornauw, Czichos, Schmitz (46. Leistner) – Skhiri (84. Höger), Hector – Drexler (46. Modeste), Uth, Kainz (70. Rexhbecaj) – Cordoba
Tore
0:1 Friedrich (39.)
0:2 Gentner (67.)
1:2 Cordoba (90.+2)
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