Die U19 des 1. FC Köln darf sich nach Abbruch der vergangenen Saison Meister der A-Junioren-Bundesliga West nennen. Namhafte Konkurrenten wie Borussia Dortmund oder Borussia Mönchengladbach hielten die Geißböcke in der Meisterschaft auf Distanz. Als Belohnung winkt nun erstmals die Teilnahme an der UEFA Youth League. Das Team von Trainer Ruthenbeck trotzte damit zahlreichen Wiederständen, die aus dem Weg zu räumen waren und hat den Grundstein für weitere vielversprechende Jahre gelegt.
Von Lars Tetzlaff
Köln – Enttäuschte Gesichter am Ende der vorletzten Saison: Im Mai 2019 verlor die damalige A-Jugend des FC am letzten Bundesliga-Spieltag ihr Heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen und verpasste den Einzug in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Vor dem Start der neuen Saison stand Trainer Stefan Ruthenbeck so vor der Aufgabe, eine Truppe zu formen, die den herben Rückschlag verdauen und erneut in das Titelrennen eingreifen konnte. Kein leichtes Unterfangen, denn neben fünf Spielern des 2001er-Jahrgangs, die in die eigene U21 befördert worden waren, sowie Noah Katterbach, der zu den Profis aufstieg, verließ auch Mittelfeldmotor und Leistungsträger Can Bozdogan das Geißbockheim in Richtung Schalke. Doch Ruthenbeck musste sich keine Sorgen machen. Die U17 war schließlich Deutscher Meister geworden, und aus der Titelträger-Mannschaft rückten neben den mittlerweile mit Profi-Verträgen ausgestatteten Jan Thielmann und Tim Lemperle ein Dutzend weiterer hochbegabter Talente in die U19 auf. Mit dem luxemburgischen Nationalspieler Mathias Olesen von Eintracht Trier, Sava Cestic vom FC Schalke 04 und dem Südkoreaner Jae-Hwan Hwang wurden zudem Spieler verpflichtet, die neue Impulse setzen sollten.
Traumstart in die neue Saison
Die neu formierte Truppe fand schon früh in der Saison zusammen und konnte nach drei Spielen die Maximalausbeute von neun Punkten verbuchen. Besonders eindrucksvoll war dabei der Gastauftritt in Dortmund. Eine kompakte und körperlich robuste Abwehr um die Innenverteidiger Voloder und Oubella (die das Dortmunder Supertalent Youssoufa Moukoko immer im Griff hatten), eine spielstarke Offensive sowie der im Abschluss eiskalte Sebastian Müller sorgten für einen verdienten 2:0-Erfolg. Der frühe Beweis, dass auch der neue Jahrgang eine gute Rolle im Kampf um die West-Meisterschaft spielen kann – auch wenn die U19 in den Monaten bis zur Winterpause mit einigen Hindernissen fertig werden musste: Erst wurde Elias Oubella in die U21 befördert, dann verletzte sich der immer stärker werdende Rechtsverteidiger und Siegtorschütze im U17-Finale der Vorsaison, Meiko Sponsel, schwer an der Schulter, und kurze Zeit später wurde Jan Thielmann in den Profi-Kader hochgezogen. Dennoch: Nach einer Hinrunde mit nur einer Niederlage grüßte der FC mit drei Punkten Vorsprung von der Tabellenspitze.
19 von 38 Toren: Abgang der Tor-Garanten
Neben Jan Thielmann musste Stephan Ruthenbeck nach der Winterpause auch noch auf Sebastian Müller verzichten, der sich Arminia Bielefeld anschloss. Das Duo hatte jedoch sagenhafte 19 von 38 Toren der Hinrunde erzielt. Wie würde die U19 die Abgänge kompensieren? Zunächst entwickelte die Mannschaft kaum echte Durchschlagskraft und Torgefahr, doch taktische Umstellungen und die so geförderte, neue Flexibilität sorgten schon bald wieder für Erfolgserlebnisse: Tim Lemperle, Marvin Obuz, Jacob Jansen, Jae-Hwan Hwang sowie die aus der U17 geförderten Philipp Wydra und Maximilian Schmid verteilten die Torgefahr auf ihre Schultern. Da zudem die Abwehr vor Nationalkeeper Daniel Adamczyk das Maß aller Dinge in der Staffel blieb, folgten nach der Rückrunden-Pleite gegen Dortmund bis zum Saisonabbruch fünf Siege mit der beeindruckenden Bilanz von 17:0-Toren – gleichbedeutend mit dem Staffelsieg in der Bundesliga West.
Youth-League als Belohnung?
Nach einer Saison, in dem Team und Trainer immer der Spagat zwischen Belohnung für eine herausragende Entwicklung (sprich: Abstellung zu Profis oder U21) und den eigenen Zielen im A-Junioren-Titelkampf gelang, wartet nun eine echte Belohnung auf die Mannschaft: In der nächsten Saison könnte die U19 zum ersten Mal in der Nachwuchs-Königsklasse spielen. Neben den U19-Teams der qualifizierten Champions League-Vereine nehmen auch die Meister der entsprechenden A-Junioren-Ligen an der Youth League teil. Weil aber der deutsche Meister wegen des frühzeitigen Saisonabbruchs nicht ermittelt werden konnte, kämpfen die beiden Staffelmeister aus Nord/Nordost (SV Werder Bremen) und West (1. FC Köln) um den freien Platz. Der Süd-Staffelmeister FC Bayern München ist durch den Gewinn der Deutschen Meisterschaft in der Bundesliga bereits qualifiziert. Sollte sich der FC in den beiden Spielen Anfang September gegen Werder Bremen durchsetzen, wäre dies die Krönung der vergangenen Saison und gleichzeitig ein Versprechen für die Zukunft.
Denn in der kommenden Saison rückt aus der U17 der 2003er-Jahrgang auf, also jene Spieler, die 2019 als jüngerer U17-Jahrgang Deutscher Meister geworden waren und in der vergangenen Saison mit den Kölner B-Junioren Staffel-Meister im Westen wurden. Spieler wie Jonas Urbig, Jens Castrop, Philipp Wydra, Vladimir Fratea oder Maximilian Schmid versprechen schon jetzt erneut zwei starke Jahre für die U19. Ruthenbeck kann also auf eine ähnliche Entwicklung wie im vergangenen Sommer hoffen.
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