Die beiden Testspiele des 1. FC Köln am Samstag hatten nur bedingte Aussagekraft. Gegen die unterklassigen Gegner aus Deutz und Lohne konnten sich zwar einige FC-Profis in den Vordergrund spielen. Doch mehr Bedeutung werden erst die Tests gegen Bochum, Utrecht und jene noch nicht bekannten Gegner in Donaueschingen haben. Für Sava Cestic und Jan Thielmann jedoch war der 5:0-Sieg gegen Deutz durchaus von Bedeutung.
Köln – Jan Thielmann gehört zu den großen Offensivtalenten aus dem FC-Nachwuchs. Der schnelle Angreifer musste in der Phase nach der Corona-Unterbrechung in der vergangenen Saison jedoch erkennen, dass sein Aufstieg vom U19-Spieler in die Bundesliga durchaus auch harte Seiten hat. Bislang konnte der 18-jährige seine Qualitäten aus der Zeit im Nachwuchs noch zu selten bei den Profis beweisen. Am Samstag bekam er die Chance auf einer ungewohnten Position, agierte als Sturmspitze gegen Deutz. Es sollte ein Spiel mit Höhen und Tiefen werden.
Zweimal früh in der Partie vergab der pfeilschnelle Thielmann alleine vor dem gegnerischen Torwart. Zwei Großchancen, die er hätte nutzen müssen. Vor allem, weil dem 18-jährigen noch etwas das Selbstvertrauen im Erwachsenenbereich zu fehlen scheint. Die vergebenen Möglichkeiten schienen an ihm zu nagen. In der ersten Trinkpause gab es aufmunternde Worte von Trainer Markus Gisdol. Dann stieg Thielmann kurz vor der Halbzeitpause hoch und versenkte einen Ball per Fallrückzieher zum zwischenzeitlichen 3:0 im Netz der Deutzer. Ein sehenswerter Treffer, der jedoch so manchen unglücklichen Laufweg und falsche Entscheidung am Ball nicht überdecken konnte.
Jan hat das gut gemacht und war sehr engagiert
Thielmann wird noch Zeit benötigen – und sie von Gisdol bekommen -, um sich als Profifußballer zu entwickeln. “Wenn du zweimal alleine auf das Tor zuläufst und nicht triffst, dann aber per Fallrückzieher, tut das sicher gut”, sagte Sportchef Horst Heldt nach der Partie. “Jan hat in einer ungewohnten Position gespielt, hat es aber gut gemacht, war sehr engagiert.” Das Engagement und die unbedingte Laufbereitschaft hatten den Youngster im Dezember 2019 in die Profi-Mannschaft gespült und zum festen Teil der Gisdol-Truppe gemacht. In seiner ersten Sommer-Vorbereitung bei den FC-Profis gilt es nun für Thielmann den nächsten Schritt zu machen.
Diesen will auch Sava Cestic gehen. Der Innenverteidiger hat viel Geduld beweisen müssen in seiner Zeit, seit der an die Tür der Profis geklopft hat. Im Januar war er mit der Gisdol-Mannschaft nach Benidorm ins Trainingslager gereist und hatte einen guten Eindruck hinterlassen. Cestic schien nahe dran den Sprung zu schaffen, wirkte reif, körperlich auf Augenhöhe mit den älteren Teamkollegen und gab seinen Vorderleuten bereits laute Kommandos. Die Verantwortlichen waren sichtlich angetan – doch als sich Rafael Czichos Ende Februar in Berlin verletzte, war es nicht Rechtsfuß Cestic, der dauerhaft zu den Profis hochrückte und letztlich sogar einen Profivertrag bekam, sondern Linksfuß Robert Voloder.
Cestic als Back-up für Bornauw?
Und auch jetzt, als die Profis ihre Vorbereitung aufnahmen, fehlte Cestic zunächst und trainierte mit der U21. Erst fünf Tage nach Beginn der Vorbereitung tauchte Cestic plötzlich im Profi-Training auf, war befördert worden und wird nun mindestens bis Saisonbeginn unter Gisdol arbeiten und sich zeigen können. Eine Beförderung also mit doppelter Verspätung – und die große Chance für den gebürtigen Offenbacher mit serbischen Wurzeln, der 2019 aus dem Nachwuchs des FC Schalke 04 nach Köln gekommen war.
Gegen Deutz präsentierte sich Cestic neben Rafael Czichos bereits wieder so ruhig und souverän, wie man ihn in Benidorm erlebt hatte. Der 19-jährige wirkt unaufgeregt und strahlt so Sicherheit aus. Das fand auch Heldt. “Sava macht es ähnlich gut wie in Benidorm”, befand der Sportchef und hob vor allem Cestics Kopfballstärke hervor, von der die Kölner profitieren wollen. Ob sich der Rechtsfuß damit sogar als Back-up für Sebastiaan Bornauw empfehlen kann, für den die Geißböcke eigentlich noch einen Ersatz suchen, sollte der Belgier mal ausfallen? Zumindest hat Cestic nun die Chance, für die er seit Januar warten musste.
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