Auch wenn neue Gesichter auf dem Trainingsplatz des 1. FC Köln derzeit noch kaum vorhanden sind, hofft Markus Gisdol auf einen Umbruch innerhalb der Mannschaft. Dafür will der Trainer andere Spieler mehr in die Verantwortung nehmen und sich den Spirit zurück erarbeiten, den das Team vor Corona so stark gemacht hatte.
Aus Donaueschingen berichten Sonja Eich und Marc L. Merten
Wer den 1. FC Köln dieser Tage im Trainingslager in Donaueschingen beobachtet, bekommt nicht den Eindruck, dass hinter den Kulissen ein politischer Machtkampf entbrannt ist. Von den internen Querelen scheint sich die Mannschaft auf dem Trainingsplatz nicht ablenken zu lassen. Vielmehr wirken die Spieler von Trainer Markus Gisdol gelöst und befreit von der bitteren Niederlagen-Serie und der damit auf sie einprasselnden Kritik zu Saisonende. “Da ist schon wieder etwas zurückgekommen”, sagte Gisdol am Ende des Trainingslagers hinsichtlich des während der Corona-Pause verloren gegangenen Teamspirits und fügte hinzu: “Das ging jedem auf dem Keks”.
Mannschaftsstruktur in gutem Zustand
Was Markus Gisdol mit seinem Trainerteam über den Winter gemeinsam mit dem Mannschaft aufgebaut hatte, schien nach der Saisonunterbrechung mit jeder Niederlage ein weiteres Stück in sich zusammengefallen zu sein. Die Leidenschaft und der unbedingte Wille, den letzten Meter füreinander zu gehen, schien durch den Abstand verloren gegangen zu sein. Doch jetzt, Ende August und drei Wochen vor dem Saisonstart, scheinen die Uhren beim FC einmal mehr auf Anfang zu stehen. Dass die Karten jetzt neu gemischten würden, hörte man dieser Tage in Donaueschingen des öfteren. Auch die Rückkehrer Salih Özcan und Jannes Horn scheinen sich sofort wieder in die Mannschaft integriert zu haben. “Es ist in diesen Tagen wieder etwas zusammengewachsen”, ließ Gisdol am vorletzten Tag einen Blick in das Mannschaftsgefüge zu.
Es macht den Anschein, als würde in dieser Saison ein Generationswechsel beim FC bevorstehen. Nach den zahlreichen Abgängen ist es fast schon erstaunlich, dass Neuzugang Ron-Robert Zieler mit seinen 31 Jahren hinter Anthony Modeste der älteste Spieler im Kader der Geißböcke ist. Mit Sebastiaan Bornauw, Noah Katterbach, Ismail Jakobs oder auch Salih Özcan und Jannes Horn scheint nun die nächste Generation zur Säule der Mannschaft heranzuwachsen. Dabei scheint die Mischung aus erfahrenen Spielern wir Jonas Hector oder Rafael Czichos und den zahlreichen jungen Talenten aktuell zu stimmen. “Aktuell ist unser Team was Mannschaftsstruktur angeht in einem wirklich guten Zustand”, meinte Markus Gisdol. Gerade für die ganz jungen Talente wie Tim Lemperle oder Jan Thielmann kann diese Konstellation wertvoll werden, denn “in einem funktionierenden Team entwickeln sich Spieler am Besten.”
Abgänge machen Platz für frischen Wind
Die Verantwortlichen scheinen den Teamspirit vor der Saison als wichtigen Faktor für die kommende Spielzeit ausgemacht zu haben. Auch, da die Geißböcke ihre Mannschaft qualitativ nur geringfügig mit Neuzugängen werden verstärken können, muss der Fokus auf den eigenen Spielern liegen. Dann wer wüsste es besser als der FC, was mit einer mannschaftlichen Geschlossenheit alles zu erreichen ist. Wohl kaum einer würde unterschreiben, dass die Kölner 2017 fußballerisch die fünftbeste Mannschaft der Liga auf das Feld schicken konnten. Trotzdem erreichte das Team damals durch einen absoluten Teamspirit die Europa League. Ähnlich soll es in der kommenden Spielzeit auch mit dem Klassenerhalt gelingen. Dafür scheute Markus Gisdol vor der Saison auch nicht die unangenehme Aufgabe, alteingefahrene Strukturen aufzubrechen und die Hierarchie innerhalb des Vereins zu verändern. Mit Klaus Maierstein wurde der langjährige und bei vielen Spielern angesehene Physiotherapeut entlassen. Zudem entschied sich der Verein, mit den Abgängen verdienter Spieler wir Marcel Risse oder Simon Terodde den Platz für frischen Wind frei zu machen.
In diese nun frei gewordenen Rollen werden die jungen Spieler freilich erst hinein wachsen müssen. “Vor jeder Saison suchen die Spieler in der Vorbereitung ihre Rolle und die Hierarchie wird sich immer wieder neu finden”, erklärte Gisdol hinsichtlich neuer Rangordnungen innerhalb des Teams, sieht aber bereits nach der Hälfte der Vorbereitung positive Entwicklungen: “Es es gut, dass wir das ein oder andere bereits aufgebrochen haben, alleine dadurch, dass manche Spieler nicht mehr dabei sind”, gab der 51-jährige offen zu. “Es sieht gerade so aus, als wenn wir eine gute Struktur finden.” Noch ist dieser Prozess jedoch nicht abgeschlossen, ein neuer Mannschaftsrat ist noch zusammengestellt und könnte auch erst mit der finalen Zusammensetzung des Kaders entstehen. “Es wird sich mit Sicherheit bis in die Saison hineinziehen, bis man genauer sieht, was sich da bildet.” Doch schon jetzt scheinen in der Kabine neue Zeiten angebrochen.
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