Salih Özcan während des GBK-Interviews in Donaueschingen. (Foto: Bopp)

“Ich wollte weg”: Rückkehrer Özcan hat sich verändert

Rückkehr als Hoffnungsträger, Corona-Schock zum Trainingsauftakt: Salih Özcan hat einen aufregenden Start in die Vorbereitung beim 1. FC Köln hinter sich. Der 22-jährige hat sich in seinem Jahr bei Holstein Kiel vom Talent zum selbstbewussten Profi entwickelt. Nun will er bei den Geißböcken den Durchbruch schaffen. Der GEISSBLOG.KOELN traf den Mittelfeldspieler im Trainingslager in Donaueschingen zum Gespräch.

Das Interview führten Sonja Eich und Marc L. Merten

GBK: Herr Özcan, die wichtigste Frage vorweg: Wie geht es Ihnen nach der überstandenen Corona-Infektion? 

SALIH ÖZCAN: „Mir geht es gut, ich habe alles gut überstanden. Ich hatte zum Glück keine Symptome. Ich konnte zuhause ein bisschen Sport machen. Es war komisch, weil ich nichts gespürt habe. Man hat nicht wirklich realisiert, dass man etwas in sich trägt. Trotzdem musste ich ja die Zeit zuhause absitzen.“

Sie kommen gerade erst von Ihrer Leihe nach Kiel zurück, wollten in Köln durchstarten. Da war der Zeitpunkt der Erkrankung sicherlich unglücklich für Sie?

Es war besser, dass es jetzt passiert ist und ich nicht mitten in der Saison zwei Wochen raus muss. Der Zeitpunkt war also eigentlich sogar ganz gut. Ich habe nicht viel verloren. Es war lediglich schade, dass ich den Trainingsauftakt verpasst habe.

Ich will direkt ein Zeichen setzen

Was haben Sie sich für die kommende Saison vorgenommen?

Erst einmal muss ich mich wieder herantasten, es gibt ja auch einige neue Gesichter in der Mannschaft. Aber ich will natürlich direkt im Training ein Zeichen setzen.

Sie kehren als eine Art Neuzugang zurück, gehören mit über 90 Profi-Pflichtspielen inzwischen zu den Erfahrenen. Welche Rolle wollen Sie in Zukunft einnehmen?

Zu den Jüngeren zähle ich hier im Trainingslager wirklich nicht mehr (lacht). Ich will angreifen, jetzt ist eine neue Saison. Der alte Salih ist weg, jetzt ist nur noch der neue Salih da. Dazu gehört auch eine neue Verantwortung, bei der man die jüngeren Spieler führen kann. Mir hat es damals viel geholfen, als mich Mergim Mavraj als jungen Spieler viel unterstützt hat.

Was zeichnet den neuen Salih denn aus?

Ich habe in Kiel viel gelernt. Ich war im privaten Umfeld viel auf mich allein gestellt, habe aber auch vom Trainer viel Vertrauen gespürt und Rückendeckung bekommen. Dort konnte ich konstant meine Leistung abrufen, habe meine Tore und Vorlagen gemacht, sodass ich zu einem spielentscheidenden Spieler wurde. Das hat mir gutgetan.

Wie sah bei Holstein Ihre Rolle auf dem Feld aus?

Wir haben immer mit einem Sechser und zwei Achtern gespielt. Ich war der Achter im halblinken Mittelfeld. Dort war meine Aufgabe das Box-to-Box-Spiel, also hinten für Ordnung sorgen, dann aber vorne sofort wieder die Position einnehmen. Das habe ich ganz gut hinbekommen.

Glauben Sie, dass Sie diese Rolle auch beim FC einnehmen können, oder werden Sie erst eine neue Position finden müssen?

Das kommt darauf an, wo mich der Trainer letztlich sieht. Ich glaube, dass Markus Gisdol für seine Art Fußball spielen zu lassen solche Box-to-Box-Spieler wie mich gerne hat. Das Jagen und das starke Gegenpressing kommen mir sehr entgegen.

Mein Spiel ist wesentlich offensiver geworden

Haben Sie Ihr Spiel in Kiel denn verändert?

Mein Spiel ist wesentlich offensiver geworden. Die erste Zeit beim FC war ich ein klarer Sechser. In Kiel habe ich mir dann angeeignet, noch mehr nach vorne zu gehen und auch häufiger zum Abschluss zu kommen.

Sie haben Ihr Zuhause das erste Mal für längere Zeit verlassen. Wie hat Sie das auch persönlich verändert?

Man hat andere Sachen zu tun. Wenn man zuhause wohnt, hat man alles vor der Tür und alles ist erledigt. Ich habe das sehr zu schätzen gelernt. Mir hat die Zeit alleine aber gut getan. Man kann viel nachdenken und an sich arbeiten.

Vor einem Jahr hat Ihnen die damalige sportliche Führung einen Tapetenwechsel nahegelegt. Wie sind Sie damit umgegangen?

Im ersten Moment konnte ich das nicht verstehen. Ich glaube, am Fußballerischen hat es damals nicht gelegen, aber ich hatte nicht wirklich eine Chance. Als Fußballer ist es nicht schön zu hören, dass die Saison persönlich schwierig werden könnte, obwohl man Gas gibt. Ich wollte dann natürlich weg, weil ich unbedingt Spielpraxis sammeln wollte. Es bringt mir ja nichts, nur auf der Bank oder Tribüne zu sitzen. Die Vertragsverlängerung in Verbindung mit der Leihe war dann im Endeffekt das Beste für mich.

Zu welchem Zeitpunkt stand dann fest, dass Sie zum FC zurückkehren würden?

Die ersten Kontakte zu Horst Heldt und Markus Gisdol kamen relativ früh zu Stande, schon vor der Corona-Pause. Wenn man eine gute Zweitliga-Saison spielt, gibt es natürlich auch andere Angebote, aber mir war schnell klar, dass ich zum FC zurück möchte.

Wie verliefen denn die ersten Gespräche mit Markus Gisdol?

Sehr gut, er hat mir zu verstehen gegeben, dass er meine Spielweise, dieses Kampfspiel, mag. Ich scheine gut in sein Schema zu passen. Das ist schön zu hören und deswegen hatte ich auch keine Zweifel, dass ich zum FC zurück will.

In Ihrer Abwesenheit haben sowohl der sportliche Geschäftsführer als auch der Trainer gewechselt. Können Sie schon feststellen, wie sich der FC unter Horst Heldt und Markus Gisdol verändert hat?

Das Spiel ist wesentlich schneller geworden, es geht viel mehr hin und her. Damals, wenn wir eine Chance herausgespielt haben, konnten wir langsam wieder in die Positionen traben. Jetzt müssen wir viel schneller reagieren und alles in höherem Tempo abspulen. Deswegen finde ich, dass unser Spiel attraktiver geworden ist.

Es gibt keine größere Wertschätzung

Ihr Vertrag läuft bis zum Sommer 2021. Gibt es schon Überlegungen zu einer Verlängerung oder wollen Sie die kommende Spielzeit abwarten?  

Da halte ich mich komplett raus. Im Moment habe ich noch ein Jahr Vertrag. Ich werde einfach Gas geben. Dann ergeben sich die Dinge meist von selbst.

Sie wurden am Freitag von Stefan Kuntz für die U21 nominiert. Was bedeutet Ihnen diese Berufung?

Das freut mich natürlich sehr. Für einen Fußballer kann es doch keine größere Wertschätzung geben, als für die Nationalmannschaft nominiert zu werden. Ich freue mich immer auf diese Aufgaben und will auch dort zeigen, dass ich ein wichtiger Baustein dieses Teams bin.

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