Dass Marcel Risse den 1. FC Köln nach sieben Jahren womöglich verlassen könnte, ist ein klares Indiz für den Weg, den Horst Heldt und Markus Gisdol eingeschlagen haben. Einen verdienten Spieler wie den 30-jährigen, dazu charakterlich einwandfrei, dem notwendigen Umbruch unterzuordnen, zeigt die Ernsthaftigkeit, mit der die Verantwortlichen den FC neu aufbauen wollen. Diese Entwicklung ist wohl auch dem Umstand geschuldet, dass keine Zeit mehr zu verlieren ist.
Köln – Die abschließende Analyse nach der vergangenen Saison, so ist aus dem Geißbockheim zu hören, fiel umfassend und auch selbstkritisch aus. Zwar sind mit Horst Heldt und Markus Gisdol die zwei Hauptverantwortlichen des sportlichen Bereichs erst seit November 2019 in Amt und Würden. Doch der erweiterte Staff inklusive Führungspersonen wie Geschäftsführer Alexander Wehrle und nicht zu vergessen die Profis des 1. FC Köln stehen schon länger in Diensten des Vereins. Nachdem die Selbstkritik seit 2017 eher scheinheilig daher gekommen und selbst sachliche Kritik großspurig beiseite gewischt worden war, scheint es den heutigen Verantwortlichen mit der Aufarbeitung ernst.
Und so hat am Geißbockheim das große Aufräumen begonnen. Heldt, Wehrle, Gisdol und Co. sind emsig damit beschäftigt jahrelange Fehler auszumerzen. Sichtbar ist dies bislang in acht Abgängen im Profi-Bereich sowie im Umbau der physiotherapeutischen Abteilung geworden. Dass die meisten Abgänge auf Leihbasis vollzogen werden, zeigt jedoch, dass die Korrekturen nur langsam vorangehen, zunächst nicht nachhaltig sein können und noch mehrere Jahre andauern werden. “Schadensbegrenzung” lautet daher eines der Wörter, die beim FC intern in Bezug auf die Saison 2020/21 benutzt werden. Ein Begriff, der das ganze Ausmaß dessen beschreibt, was der im September 2019 angetretene Vorstand und die im November 2019 angetretene sportliche Führung von ihren Vorgängern geerbt haben.
Verlassen 13 Spieler oder mehr den FC?
Immer deutlicher tritt hervor, wie überlebenswichtig der Klassenerhalt in der kommenden Saison wäre. Ein neuerlicher Abstieg würde bedeuten, die besten Spieler unter Wert zu verlieren und gleichzeitig jene Spieler nicht loszuwerden, die man eigentlich schon jetzt nicht mehr weiter beschäftigen möchte. Im Falle eines neuerlichen Gangs in die Zweite Liga würden dem FC aufgrund der verschwenderischen letzten Jahre sowie der Corona-Krise die finanziellen Mittel fehlen, um wie vor zwei Jahren einen Angriff auf den sofortigen Wiederaufstieg auszurufen. Der FC stünde vor den Scherben dessen, was man seit 2017 kaputt gemacht hat. Umso überlebenswichtiger erscheinen die kommenden Wochen und Monate für den Verein.
Allen voran kommt Gisdol die Aufgabe zu, die Mannschaft trotz aller Probleme auf dem Transfermarkt bestmöglich auf die Saison vorzubereiten, körperlich wie taktisch. Heldt hat damit begonnen den Kader zu reduzieren und ist damit noch längst nicht fertig: Sollten nach den bisherigen acht Abgängen auch noch Koziello, Schaub, Sobiech, Queiros und Risse den Klub verlassen – und sei es nur auf Leihbasis -, hätte der FC in diesem Sommer 13 (!) Spieler abgegeben. Weitere könnten gar noch dazu kommen, doch immerhin hätte der Kader dann eine trainierbare Größe. Mit wenigen, aber gezielten Neuzugängen will Heldt anschließend die Mannschaft ähnlich punktuell verstärken wie dies im Winter mit den drei Leihschäften Uth, Leistner und Rexhbecaj gelungen war. Sollte dies gelingen, wären die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Mission Klassenerhalt geschaffen.
Anderer Geist als in den letzten Jahren
Mut macht auch der Spielplan, den die Deutsche Fußball Liga am vergangenen Freitag veröffentlichte. Hatte der letztjährige Spielplan noch einem Trainer-Entlassungs-Programm geglichen und Wort gehalten, erscheinen in dieser Saison die 34 Spieltage für den FC deutlich ausgeglichener zwischen vermeintlich stärkeren und vermeintlich schwächeren Klubs. Ob sich dies wirklich als Vorteil erweisen wird, bleibt freilich abzuwarten. Doch zumindest haben die Kölner eine Sorge weniger. Genügend andere gibt es fraglos weiterhin und wird es noch lange geben. Die angerichteten Schäden sind immens. Die Lust auf Veränderung beim FC allerdings offenbar ebenfalls. Und sollten die Verantwortlichen nun tatsächlich auch vor großen Namen nicht mehr Halt machen, beweist dies einen anderen Geist als in den letzten Jahren.
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