Erfahrung oder Perspektive? Leihen oder Kauf? Und vor allem: auf welchen Positionen? Der 1. FC Köln hat auf dem Transfermarkt noch keine nennenswerten Entscheidungen getroffen. Ron-Robert Zieler als neue Nummer zwei ist weiterhin der einzige Neuzugang des Sommers. Dabei wird es nicht bleiben. Doch Sportchef Horst Heldt wird, wie schon im Winter, ein überaus glückliches Händchen benötigen, um den FC für den Abstiegskampf zu rüsten.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Im Juni verkündete Horst Heldt, dass eine Transferperiode wie in diesem Sommer das Salz in der Suppe für jeden Sportchef sei. Er freue sich darauf. Nun steckt Heldt mittendrin, und niemand weiß so recht, ob die anfängliche Freude noch immer vorhält oder ob Heldt längst die Faust in der Tasche ballt. Dass der 50-jährige angespannter wirkt als noch vor einigen Wochen, ist unübersehbar. Doch das muss kein schlechtes Zeichen sein. Womöglich ist es vielmehr ein Zeichen, dass Heldt es kaum erwarten kann, endlich auf dem Transfermarkt Erfolge zu vermelden.
Dass der FC diese braucht, steht außer Zweifel. Die Lücken im Kader des 1. FC Köln sind vor allem in der Offensive unübersehbar groß (mehr dazu hier). Heldt muss sich jedoch mit vielen Problemen herumschlagen, nicht nur mit den bekannten finanziellen Engpässen. Da wäre auch die Frage: Welcher Spieler will in der jetzigen Situation überhaupt zum FC? In der Bundesliga weiß längst jeder, dass kaum ein anderer Klub größere Probleme durch Corona bekommen hat als Köln und dass der Klub mit der Hypothek aus zehn nicht gewonnenen Spielen vor der Sommerpause in die nächste Saison starten wird. In einer solchen Situation braucht es charakterlich gefestigte Spieler, um diesen Schritt zu gehen und auch bestehen zu können. Bei allen Fragezeichen muss Heldt Spieler finden, die im FC eine Chance sehen. So wie Mark Uth, Toni Leistner und Elvis Rexhbecaj im Winter. Drei Profis, die bereit waren in einer schwierigen Situation ans Geißbockheim zu wechseln und, indem sie dem Klub halfen, auch sich selbst zu helfen.
FC sucht Leistungsträger, keine Mitläufer
Solche Spieler finden sich freilich nicht so leicht. Schon gar nicht, weil der FC potentielle Leistungsträger verpflichten muss und keine Mitläufer. Es spricht für die noch immer vorhandene Strahlkraft des FC, dass ein U21-Nationalspieler wie Robin Hack nach einer derart starken Zweitliga-Saison am liebsten nach Köln wechseln würde. Doch Heldt kämpft nicht nur um die Spieler. Er muss auch auf das Entgegenkommen anderer Klubs setzen. Die Verhandlungen mit Schalke (Uth), Nürnberg (Hack) und Paderborn (Mamba) zeigen jedoch: Entgegenkommen ist nicht zu erwarten. Vielmehr scheint so mancher Klub gewillt, andere Klubs (nicht nur den FC) an der langen Hand verhungern zu lassen, ehe man ihnen in Transferfragen entgegen kommt.
Könnte einer von ihnen dem FC helfen?
Und so sieht sich Heldt einem Paradoxon gegenüber: Bislang hat der FC bei praktisch jedem abgehenden Spieler draufgezahlt, um nun wiederum bei keinem Spieler Geschenke erwarten zu können. Eigentlich müsste Heldt auf die Suche nach genau solchen Spielern wie Terodde, Risse oder Schaub gehen, die bei anderen Klubs mindestens verliehen werden sollten, wodurch der FC profitieren könnten. Doch weil diese Spieler aus Kölner Sicht eine gewisse Klasse haben müssen, fällt die Suche umso schwerer. Ein Blick auf die Ersatzbänke der Liga lässt nur wenige solcher Spieler ins Blickfeld wandern. Marius Wolf (BVB), Michael Gregoritsch (Augsburg), Alessandro Schöpf (Schalke), Yunus Malli (Wolfsburg) oder Mathew Leckie (Hertha) – würden sie dem FC helfen? Heldt wird auf dem Transfermarkt zaubern müssen. Dass er ein glückliches Händchen haben kann, hat er bereits einmal bewiesen. Jetzt ist die Herausforderung noch einmal ungleich größer.
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