Horst Heldt hat sich am Sonntag im Sport1 Doppelpass zur Situation des 1. FC Köln geäußert. Dabei machte er eine Kritik der Spieler an Heldts Vorgänger Armin Veh öffentlich. Zudem erklärt der 50-jährige, warum er an Trainer Markus Gisdol festhält, und betonte erneut, dass der FC in einer existenziell bedrohlichen Situation stecke. Diese sei für einen Mitglieder-geführten Verein noch schwieriger als für andere Klubs.
Köln/München – Horst Heldt hat die Situation der Geißböcke in den letzten Wochen schon häufiger erklärt und analysiert. Die schwierige Transfersituation, die hohe Rotation im Kader in diesem Sommer, der Verlust von Leistungsträgern wie Mark Uth und Jhon Cordoba, der lange Ausfall von Jonas Hector, die Verletzung von Florian Kainz. Am Sonntag ließ er jedoch durchblicken, dass man den vorhandenen Spielern durch diese Erklärungen auch ein Alibi geschaffen habe für den Saisonstart.
“Unsere schwierige Situation war abzusehen”, sagte Heldt im Sport1 Doppelpass. “Man muss aber intern darüber nachdenken, ob wir das zu oft betont haben.” Allerdings habe man von Seiten der Verantwortlichen bewusst einen anderen Weg gehen wollen als im vergangenen Sommer und Armin Veh und Achim Beierlorzer. Heldt machte dabei indirekt eine Kritik der Mannschaft an den ehemaligen Verantwortlichen öffentlich, die den FC als Aufsteiger bereits in anderen Sphären gesehen hatten. “Viele Spieler hatten das Gefühl, das von Vereinsseite etwas anderes transportiert wurde, worin sich die Spieler nicht wiederfinden konnten.” Bekanntlich hatte insbesondere Veh den FC bereits in Richtung einstelligem Tabellenplatz gesehen und dies auch später in der 24/7-Vereinsdoku noch einmal bestätigt.
Heldt auf Gisdol-Parallele zu Kohfeldt
Der FC im Herbst 2020 ist hingegen ein gänzlich anderer als noch im Sommer 2019. Die Pandemie hat auch das letzte vorhandene Geld in den Kölner Kassen aufgebraucht. Auch deswegen, so Heldt, müsse man anders entscheiden als in der Vergangenheit für den FC üblich. Daher halte man auch unzweifelhaft an Markus Gisdol als Trainer fest. “Warum ist es für den FC nicht legitim eine solche Phase durchzustehen wie Bremen letzte Saison mit Florian Kohfeldt?”, fragte Heldt mit Blick auf den Werder-Coach, der vor einigen Monaten noch kurz vor seiner Entlassung in Bremen stand, dann aber den Klub im letzten Moment vor dem Abstieg rettete und nun mit zehn Punkten aus sieben Spielen stark in die Liga gestartet ist.
Stolz ein mitgliedergeführter Verein zu sein, aber…
Heldt betonte einmal mehr, man habe mit Gisdol auch deswegen verlängert, “weil wir über den Status der kurzfristigen Betrachtung hinaus sind. In der Phase, in der sich der FC befindet, müssen wir anders denken. Wir stehen vor viel größeren oder anderen Herausforderungen. Wir wissen schon jetzt, dass wir in Zukunft mehr denn je auf den Nachwuchs setzen müssen. Dafür brauchen wir einen Trainer, der bereit ist diesen Weg mitzugehen. Es geht um eine essentielle Bedrohung für den Klub.” Heldt betonte in diesem Zuge, man sei zwar “stolz ein mitgliedergeführter Verein zu sein”. Das bedeute aber auch, “dass es nicht so leicht ist sich konkurrenzfähig zu machen”. Andere Klubs hätten andere finanzielle Möglichkeiten, während es für den FC “um das Überleben des Klubs” gehe.
Ob Heldt sich durch die Vertragsverlängerung mit Gisdol mit dem Trainer verbündet und sein eigenes Schicksal beim FC an das des Trainers geknüpft hat, blieb am Sonntag unbeantwortet. Heldt scheint sich aber bewusst zu sein, dass seine Arbeit als Sportchef auch an seinen Worten gemessen werden wird: Schafft der FC mit Gisdol die Wende? Behält Heldt Recht, dass Köln die Ruhe bewahrt und so zurück in die Erfolgsspur findet? Gelingt es dem FC die ständigen personellen Wechsel auf der Führungsebene zu durchbrechen und eine neue Kontinuität zu schaffen? Heldt weiß aus seiner Erfahrung als Spieler beim FC, dass dem Klub dies seit den 90er Jahren praktisch nur noch einmal vorübergehend gelungen ist – unter Schmadtke und Stöger.
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