Ab der kommenden Saison werden die Erlöse aus dem neuen TV-Vertrag neu verteilt. Die 36 Bundesliga- und Zweitliga-Klubs erhalten nach gänzlich neuen Kriterien ihre Anteile an den TV-Geldern. Lange war um einen veränderten Ansatz gestritten worden, um die Schere zwischen Groß und Klein nicht noch größer werden zu lassen. Zumindest in Teilen soll dies gelungen sein. Einer der Profiteure könnte demnach der 1. FC Köln werden.
Köln – Ab der Saison 2021/22 bis einschließend der Saison 2024/25 werden die TV-Gelder von jährlich über einer Milliarde Euro anders verteilt. Das gab die DFL am Montag bekannt. Demnach gibt es zwar weiterhin vier Säulen, die über die Ausschüttung der Einnahmen entscheiden. Doch diese folgen einem grundlegend anderen Charakter als bisher. Der 1. FC Köln hofft, in allen vier Bereichen zu profitieren.
Die neuen Säulen heißen “Gleichverteilung”, “Leistung”, “Nachwuchs” und “Interesse”. Ausgangspunkt der Verteilung sind 53% der Einnahmen, die auf alle Bundesligisten (24,7 Mio. Euro pro Klub im ersten Jahr) und Zweitligisten (6,9 Mio. Euro) gleich aufgeteilt werden. Im zweiten Schritt werden drei verschiedene Fünf- bzw. Zehn-Jahres-Tabellen genutzt, um weitere 42% der Einnahmen nach dem Leistungsprinzip aufzusplittern. Im Bereich Nachwuchs, der 3% der Einnahmen betrifft, wird künftig nicht nur der Einsatz, sondern auch die Ausbildung der Bundesliga-Talente gefördert. Die neue Säule “Interesse” bewertet schließlich erstmals die Strahlkraft der Vereine.
Wehrle zufrieden: Wo kann der FC profitieren?
Diese Aufteilung ist aus Sicht des 1. FC Köln ein Erfolg. “Für uns war in Zeiten der wirtschaftlichen Unsicherheit der Solidaritätsgedanke als Basis für die Gleichverteilung sehr wichtig”, sagte Alexander Wehrle dem GEISSBLOG.KOELN. “Darüber hinaus haben wir uns für gezielte Impulse für eine nachhaltige Zukunft und gesellschaftliche Relevanz stark gemacht.” Zwar kann noch niemand die exakten Zahlen für die nächste Saison berechnen. Doch beim FC ist man sich sicher, zu den Gewinnern in der Bundesliga zu gehören. Und das nicht nur, weil alleine die Gleichverteilung von über 50 Prozent des TV-Gelder-Kuchens sowie einige Details in der internationalen Vermarktung dem FC zugute kommen. Vor allem wird der FC in den Bereichen Nachwuchs und Interesse profitieren.
Diese zwei Säulen stellen zwar im Verhältnis zum großen Ganzen nur fünf Prozent der Gesamteinnahmen. Für den FC dürften sie sich aber als verhältnismäßig lukrativ herausstellen. Im Bereich Nachwuchs werden künftig alle in der Bundesliga und der Zweiten Liga eingesetzten Spieler unter 23 Jahren berücksichtigt. Dabei wird nicht nur der aktuelle Klub belohnt, sondern alle Klubs, für die ein Spieler bis dato gespielt hat. Am Beispiel von Marvin Friedrich (Union Berlin) zeigte DFL-Chef Christian Seifert am Montag, was dies für Auswirkungen hat. Der FC Schalke 04, der Friedrich in der Jugend fünf Jahre lang ausbildete, hätte in dieser Saison alleine für diesen Spieler fast 200.000 Euro an Prämien erhalten. So kann jeder Verein mit einem herausragenden Nachwuchsleistungszentrum künftig nicht nur von den eigenen Talenten in der Profi-Mannschaft profitieren, sondern auch von jenen Talenten, die einst im Klub ausgebildet wurden und später den Sprung bei einem anderen Klub in die Bundesliga oder Zweite Liga schafften.
Von Wirtz bis Thielmann: Jeder Einsatz zählt
Für den FC gilt daher: Spieler wie Florian Wirtz und Marcel Hartel werden den Geißböcken in den nächsten Jahren ebenso noch Geld bescheren können wie die eigenen Talente. Und weil sich die Auszahlungshöhe an den Einsatzminuten in der Liga orientiert, würde der FC mit jedem Spiel und jeder Minute von Jan Thielmann, Ismail Jakobs, Noah Katterbach und Co. nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf dem Konto profitieren.
“Interesse”-Tabelle: FC liegt auf Rang sechs
Und schließlich wird erstmals in der Bundesliga-Geschichte auch die Vereinsmarke in einen finanziellen Gegenwert bei den TV-Geldern verwandelt. Das “Interesse” an den Klubs definiert sich dabei nicht nach den Einschaltquoten, sondern nach dem Gesamtinteresse der Deutschen an den verschiedenen Vereinen, ermittelt jährlich durch die Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse (AWA). Die aktuelle AWA-Tabelle führt den 1. FC Köln hinter den Bayern, Dortmund, Schalke, dem HSV und Gladbach auf einem geteilten sechsten Platz mit Werder Bremen. Andere Bundesligisten wie Leverkusen (13.), Wolfsburg (18.), Hoffenheim (19.) oder Mainz (20.) liegen deutlich hinter den Geißböcken und werden daher in diesem Bereich deutlich weniger einstreichen als der FC.
Dass hingegen RB Leipzig in dieser Tabelle auf Rang neun gleichauf mit St. Pauli liegt, findet sich im Unterschied zwischen “Interesse” und “Lieblingsklub”. DFL-Boss Seifert verwies darauf, dass die AWA-Studie das “Interesse” abfrage, was nicht nur dem Herzensverein, sondern mehreren Klubs gelten könne. Darin sei eine gesellschaftliche Relevant enthalten, die nicht nur auf Traditionsvereine zuträfe. So könnten Klubs künftig auch soziale Themen abseits des Fußballs besetzen und sich darüber interessanter machen. Insgesamt seien vor allem die Sparten “Nachwuchs” und “Interesse” die Chance für Klubs unterhalb der internationalen Plätze, sich im TV-Ranking zu verbessern. Beim 1. FC Köln ist man darüber erfreut, denn ab der nächsten Saison – sofern die Geißböcke in der Bundesliga bleiben – könnte der FC genau davon als einer der ersten Klubs profitieren.
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