Als der Vorstand vor zehn Tagen per Mitglieder-Newsletter verkündete, die FC-Mitgliederversammlung werde am 17. Juni 2021 stattfinden, trugen sich viele Fans der Geißböcke das Datum brav in ihren Kalender ein. Doch mancher fragte kurze Zeit später in den sozialen Netzwerken und Foren: Warum eigentlich ausgerechnet an besagtem 17. Juni, einem Donnerstag, und dann auch noch während der EM 2021?
Köln – Der Vorstand verkündete den Termin fast schon stolz. “Ob als hybride Veranstaltung oder rein virtuell”, man hoffe sehr, “dass wir möglichst viele von euch persönlich in der LANXESS arena begrüßen können. Unabhängig davon, ob du in der Halle oder vor dem Bildschirm sitzen wirst: Wir werden dafür sorgen, dass du dein Mitbestimmungsrecht wahrnehmen kannst.” Es sollen also möglichst viele Mitglieder zur aus 2020 in 2021 verschobenen MV kommen. Doch augenscheinlich haben sich Vorstand und Mitgliederrat nach zwölfmonatigen (!) Planungen dafür einen der schlechtesten Termine überhaupt herausgesucht. Warum?
Drei Gründe, die gegen den Termin sprechen
Erstens: Die Versammlung findet an einem Abend unter der Woche statt, obwohl zahllose Bitten in den letzten Jahren von Mitgliedern kamen, die Veranstaltung künftig bitte auf ein Wochenende zu legen, weil eine FC-MV sich in der Regel über viele Stunden hinzieht, wichtige Entscheidungen erst am Ende per Wahl getroffen werden und, im Falle einer Anreise aus weiter Ferne, FC-Mitglieder sich dafür beruflich frei nehmen und Übernachtungen buchen müssten.
Zweitens: Die FC-Bosse legten die MV ohne Not mitten in die dann laufende EM 2021, die ab dem 11. Juni ausgetragen werden wird. Immerhin vermieden sie es, den Termin parallel zu einem Gruppenspiel der DFB-Auswahl zu legen. Trotzdem: Am gleichen Abend spielen Dänemark gegen Belgien sowie Niederlande gegen Österreich. Bekanntlich leben in Belgien und den Niederlanden zahlreiche FC-Fans und -Mitglieder, die sich nun gegebenenfalls entscheiden müssen, ob sie die Spiele ihres Landes oder die Mitgliederversammlung ihres FC sehen wollen. Zwar könnten sie von zuhause aus auch beides schauen, doch war es doch gerade der FC, der darauf hinwies, dass eine aktive Teilnahme an der MV wichtig sei für das Mitgliederleben.
Drittens: Einer der Hauptgründe für die späte Austragung der MV ist die Hoffnung auf eine hybride Veranstaltung. Aufgrund der aktuell prognostizierten pandemischen Entwicklung mit einer vorhergesagten dritten Welle sind die Kölner Planungen allerdings überaus wagemutig. Der FC plant die Veranstaltung weiter in der LANXESS arena, obwohl kaum vorstellbar ist, dass in zweieinhalb Monaten mehr als dreihundert FC-Mitglieder bei einer hybriden Veranstaltung vor Ort erlaubt sein dürften. Trotzdem hat der klamme FC die Arena geblockt, inklusive mehrtätiger Saalmiete wegen Auf- und Abbauarbeiten und den damit verbundenen Kosten. Die Alternative wäre gewesen, die Veranstaltung von vorne herein als rein virtuelles Event zu planen, das dann auch mit den Verantwortlichen am Geißbockheim hätte ausgetragen werden können – ohne Arena-Miete, wenngleich auch ohne Mitglieder vor Ort. Doch wer rechnet aktuell tatsächlich mit einer Möglichkeit, dass im Juni hunderte von Menschen gemeinsam in einem geschlossenen Raum an einer Veranstaltung teilnehmen dürfen?
Der FC hat die Arena zu spät geblockt
Nach GBK-Informationen entschied sich der FC vor allem aus Terminknappheit für den 17. Juni. Die LANXESS arena, so hieß es, sei an den Wochenenden im Juni nahezu ausgebucht beziehungsweise von anderen Veranstaltern geblockt. Im Mai habe der FC die MV wiederum nicht direkt vor oder nach dem Saisonende terminieren wollen, um möglicherweise heißgelaufene Gemüter etwas abkühlen zu lassen. Darüber hinaus sei ein Termin unter der Woche bei Mitgliedern ebenso gewünscht wie der Termin am Wochenende. Man habe darauf geachtet, dass Deutschland kein EM-Spiel an besagtem Termin bestreite. Vor Beginn der EM sei aber kein Termin möglich gewesen, da man sich in jedem Fall die LANXESS arena aus Austragungsort sichern wollte und auch das RheinEnergieStadion nicht verfügbar gewesen sei.
Der FC entschloss sich also für den 17. Juni, weil man unbedingt die geringe Chance aufrecht erhalten wollte, eine hybride Veranstaltung durchzuführen, im Zweifel mit 50 Mitgliedern vor Ort und tausenden an den Rechnern zuhause. Dennoch hatte man sich offenbar zu spät um konkrete Termine bemüht und diese geblockt, sodass letztlich nur noch der 17. Juni als bestmöglicher Termin offen blieb. Die Mitgliederversammlung 2020/21 ist insofern von großer Brisanz, als dass sie als Richtwert über die bisherige Amtszeit des Vorstands gelten wird. Erstens, weil dann die sportlich enttäuschende Saison 20/21 zu Ende sein wird. Zweitens, weil dann das Ausmaß der wirtschaftlichen Schieflage der Geißböcke klarer werden wird. Und drittens, weil Carsten Wettich als Vizepräsident im Amt bestätigt werden soll. Gleichzeitig gilt die MV im Juni als Vorgeschmack auf die nächste reguläre MV, auf der wiederum der neue Mitgliederrat gewählt werden muss – zu dem Wettich ursprünglich gehörte, der den amtierenden Vorstand vorgeschlagen hatte und in dem es im vergangenen Jahr Aufregung um Stefan Müller-Römer gegeben hatte.
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