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Gisdol ist das Opfer eines kollektiven Vereinsversagens

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Der Gemeinsame Ausschuss traf sich am Sonntag nach dem Spiel in der Loge (Foto: Bucco)

Markus Gisdol ist nicht mehr Trainer des 1. FC Köln. Das kommt nach der 15. Niederlage in 28 Spielen nicht überraschend. Überraschend ist nur, dass die Verantwortlichen auch im April 2021 noch geglaubt hatten, mit dem 51-jährigen das Saisonziel erreichen zu können. Deswegen haben es auch Vorstand und Geschäftsführung und nicht Markus Gisdol zu verantworten, dass der FC dem siebten Abstieg der Vereinsgeschichte entgegen taumelt.

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Vor drei Jahren sprach Toni Schumacher von einem Unfall. Heute darf niemand davon reden, dass es nicht vorhersehbar gewesen wäre, dass niemand gewarnt hätte, dass es keine Alarmglocken gegeben hätte, die seit Monaten laut geschrillt hätten. Die Verantwortlichen haben sich taub und stumm gestellt, haben sich lieber in interne Machtspielchen begeben und sich gegenseitig die Verantwortung zugeschoben, anstatt zu handeln.

Neun Monate die Realität verkannt

Markus Gisdol ist natürlich alles andere als unschuldig, und doch ist er auch ein Opfer in dieser langen, nahezu ungebremsten Talfahrt, vor der alle FC-Bosse zu lange die Augen verschlossen haben. Niemand wollte im vergangenen Sommer erkennen, dass Gisdols Aufschwung mit der Mannschaft schon wieder vorbei war. Niemand wollte im Herbst eingestehen, dass es mit diesem Trainer keine Weiterentwicklung geben würde. Niemand wollte im Januar sehen, dass nun der Zeitpunkt gekommen war, die Notbremse zu ziehen. Und selbst im März schaute man sich in den Gremien noch immer an und entschied, Markus Gisdol auch die Spiele gegen Dortmund, Wolfsburg und Mainz zu geben.

Eine kolossale Verkennung der Realität – nichts anderes hat den 1. FC Köln in diesen Sumpf geführt. Am Ende brauchte es 25 Niederlagen in 51 Bundesliga-Spielen, um den erfolglosesten Trainer in der Vereinsgeschichte zu beurlauben. Gisdol war stets ruhig, realistisch, sympathisch, sich seiner Situation bewusst und auch am Sonntag noch mit einer Größe aufgetreten, die einem Respekt abnötigte. Doch er war der Cheftrainer der Mannschaft, die keine Tore schoss, sich immer wieder die Tore selbst reinlegte, reihenweise Spiele verlor, kaum Siege einfuhr und in der sich praktisch kein Spieler weiterentwickelte. All diese Mängel sind Gisdol anzulasten – und hätten viel früher zur Trennung führen müssen.

Funkel der einzige Trainer, der es machen wollte

Jetzt soll es also Friedhelm Funkel als Last-Minute-Feuerwehrmann richten. Nicht, weil Funkel die beste Lösung auf dem Trainermarkt wäre, sondern weil er der einzig verfügbare Trainer gewesen sein dürfte, der bereit war, sich diesen Job für sechs Spiele und ausschließlich mit einem Vertrag bis Saisonende anzutun. Eine Vorgabe übrigens, mit der der Vorstand jeden anderen, womöglich besser geeigneten Kandidaten von vorne herein ausschloss. Man setzt auf die Erfahrung des Trainerfuchses, auf die Motivationsfähigkeit eines Mannes, der im Fußball schon alles erlebt hat. Ein Körnchen Wahrheit liegt wohl auch in der Annahme, dass sechs Spiele vor Schluss selbst ein innovativer, moderner Trainer in der verbliebenen Zeit nur noch wenig hätte verändern können. Die einzige Frage, die nun aber bleibt, lautet: Haben die Verantwortlichen zu spät gehandelt oder gerade noch rechtzeitig?

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