Der Vorstand des 1. FC Köln hat Horst Heldt entlassen. Es gab zahlreiche sachliche Gründe, die für diese Trennung sprachen, auch wenn einige Gründe für eine Weiterbeschäftigung gesprochen hätten. An einer gemeinsamen Aufarbeitung mit dem Geschäftsführer Sport bestand jedoch kein Interesse mehr. Stattdessen zeigte der Vorstand einmal mehr, dass ihm jegliches Gefühl für die Situation des Klubs fehlt.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Der Vorstand des 1. FC Köln hat das Recht und die Pflicht, sich von einem Geschäftsführer zu trennen, wenn man glaubt, dass dies die richtige Entscheidung ist und den Klub voran bringt. Der Vorstand hat aber auch die Pflicht, Schaden vom Verein fernzuhalten. Und dieser Pflicht ist das Präsidium am Sonntag wieder einmal nicht nachgekommen.
Am Sonntag schwelgten die Fans in der Freude über den Klassenerhalt. Der Klub, die Fans, die Stadt – alle waren einfach nur froh, dass die Relegation überstanden und der Abstieg am FC vorüber gegangen war. Doch anstatt, dass der FC dieser Freude, diesen Emotionen und diesem Erlebnis zumindest einen Tag Raum gab, versenkte das Präsidium diese Stimmung mit der nächsten Führungskrise. Feuern statt Feiern – bloß keine guten Gefühle am Geißbockheim aufkommen lassen.
Stillose Trennung
Es gab gute Gründe für eine Heldt-Trennung. Das steht außer Frage. Doch es bestanden weder die Zeitnot noch der öffentliche Druck, nicht einmal 24 Stunden nach der Rettung die Reißleine zu ziehen. Jeder wusste, dass es eine Entscheidung in dieser Personalie geben würde. Viele ahnten, wie diese ausfallen würde. Doch nahezu alle erwarteten, und das darf man auch im Sinne der Professionalität, dass einer Entscheidung mit solcher Tragweite eine sorgfältige Analyse vorausgehen würde. Und zwar gemeinsam mit jenem Geschäftsführer Sport, der immerhin mit dem künftigen Trainer Steffen Baumgart bereits den Kader besprochen und Transferziele definiert hatte. Wenn man nach dieser Analyse noch immer zu dem Schluss gekommen wäre, sich zu trennen, hätte man das in einer gemeinsamen Erklärung öffentlich machen können.
Stattdessen wurde am Sonntagnachmittag eine Pressemitteilung zusammengeschustert, in der noch nicht einmal ein Statement von Horst Heldt zu finden war, weil die Trennung letztlich derart schmutzig verlaufen war, dass dieser keinen Anlass gesehen hatte, im Moment seines Abschieds Harmonie vorzutäuschen. Man bedenke dabei, dass es sich bei dem 51-jährigen nicht um irgendeinen Sportchef handelte, der für ein paar Monate im Amt war, sondern um einen einstigen FC-Profi, der 130 Spiele lang die Knochen für seinen Heimatverein hingehalten hatte. Nun schaffte es der Vorstand des 1. FC Köln nicht einmal, sich mit einem verdienten FCler auf eine saubere Trennung zu verständigen. Ein Armutszeugnis, aber durchaus stimmig mit der traurigen Historie des Klubs, der es in den letzten Jahren nur selten schaffte, Personalfragen stilvoll zu lösen.
Bärendienst für Jakobs und Kessler
Wenigstens ist jetzt klar: Die Entscheidung des Vorstands gegen Heldt stand schon seit Wochen fest. Das Absegnen durch den Gemeinsamen Ausschuss am Sonntagmorgen war nur noch der formale Akt. Der Vorstand hatte Heldt also tatsächlich als Lame Duck in die Gespräche mit Steffen Baumgart geschickt und den Trainer unter falschen Versprechungen zum FC gelockt. Man hatte den Sportchef mit Baumgart die nächste Saison planen und Gespräche mit Spielerberatern potentieller Neuzugänge führen lassen, obwohl man längst wusste, dass dieser eigentlich gar nicht mehr die Entscheidungshoheit über diesen Bereich hatte. Damit hat der Vorstand den Heldt-Nachfolgern Jörg Jakobs und Thomas Kessler einen Bärendienst erwiesen. Denn Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit sehen anders aus.
Es wird immer deutlicher, dass dieser Vorstand kein Gefühl hat: kein Gefühl für die Branche, in der sie tätig sind, kein Gefühl für richtige Zeitpunkte, für Situationen, für Emotionen. Und das in einem derart emotionalen Klub wie dem 1. FC Köln. Der 1. FC Köln mag am Samstag sportlich erstklassig geblieben sein. Die Klubführung dagegen ist es nicht.
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