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Horst Heldt zum Abschied: “Dieser Fehler wird mir nicht mehr passieren”

Horst Heldt war von November 2019 bis Mai 2021 FC-Sportchef. (Foto: Bopp)
Horst Heldt war von November 2019 bis Mai 2021 FC-Sportchef. (Foto: Bopp)

Horst Heldt ist nicht mehr Sportchef des 1. FC Köln. Der GEISSBLOG.KOELN traf den 51-jährigen zum Abschiedsgespräch über seine Zeit als FC-Manager, die Trennung, seine Fehler in der Transferpolitik, die Trainer-Frage und seine Nachfolger. Dabei zeigte sich Heldt selbstkritisch, verwies aber auch auf die Zielsetzungen und Bedingungen.

Das Interview führten Sonja Eich und Marc L. Merten

GBK: Herr Heldt, wie würden Sie den Ablauf beschreiben, der zu Ihrer Entlassung am vergangenen Sonntag geführt hat?

Horst Heldt: „Es ist normal, dass in unserer Situation Kritik entstanden ist. Für mich war es wichtig, Klarheit zu haben. Deshalb hatten wir uns vor dem Spiel gegen Schalke zur Analyse nach der Saison verabredet.”

Zu dieser Analyse ist es dann am Sonntag gekommen.

Ja, das Gespräch war harmonisch. Ich habe zwei Stunden Rede und Antwort gestanden und versucht, das ein oder andere erklärbar zu machen. Dann wurde mir mitgeteilt, dass ich entlassen sei.

Ich habe meinen Frieden damit gefunden

Wie haben Sie reagiert?

Ich war sehr enttäuscht. Letztendlich ist es das legitime Recht des Vorstands solche Entscheidungen zu treffen – und ich respektiere das, aber die Art und Weise hat mich sehr enttäuscht. Mit zwei Tagen Abstand und einem offenen Gespräch mit Carsten Wettich habe ich meinen Frieden damit gefunden.

Wie blicken Sie jetzt auf Ihre Zeit beim 1. FC Köln zurück?

Ich habe anderthalb Saisons zu verantworten. In beiden Saisons hatten wir ein klares Ziel formuliert.

Den Klassenerhalt.

Ich habe immer gesagt, dass es eine schwierige Saison werden würde. Natürlich bin ich dafür verantwortlich. Aber was war denn die Zielsetzung: Der Europapokal? Dann wäre ich krachend gescheitert. Attraktiver, offensiver Fußball? Auch da wäre ich krachend gescheitert. Menschen begeistern? Gescheitert. Das Ziel war der Klassenerhalt, und den haben wir erreicht. Ich finde, wenn man Ziele formuliert, sollte man auch daran gemessen werden. Natürlich gab es Kritikpunkte, aber letztendlich ist es aufgegangen. Wir haben unser Ziel erreicht.

Ein großer Kritikpunkt war die Vertragsverlängerung mit Markus Gisdol im Sommer 2020.

Das Präsidium hat sich Kontinuität und Verlässlichkeit auf die Fahnen geschrieben. Es sollte darum gehen, beim 1. FC Köln etwas zu durchbrechen. Der Verein ist in 28 Jahren sechs Mal abgestiegen und hat nur zwei Mal einen einstelligen Tabellenplatz erreicht. Immer wieder wiederholen sich die Rhythmen: Manager gefeuert, Trainer gefeuert. Das machen andere Vereine besser. Wir wussten sehr früh, dass wir eine schwere Saison vor uns haben. Um Kontinuität und Ruhe reinzubringen, habe ich empfohlen, den Vertrag mit einer Abfindungsregelung zu verlängern. Für diese Verlängerung gab es eine breite Mehrheit. Ich respektiere aber auch die Kritik daran.

Die Verlängerung mit einem Eigengewächs wird nicht mal aufgeführt

Auch Ihre Transferentscheidungen haben gegen Sie gesprochen.

Es sind Spieler gekommen, die haben sich weiterentwickelt und eine gute Saison gespielt. Es sind aber auch Spieler gekommen, die haben nicht funktioniert. Die Kritik richtet sich auf Tolu Arokodare, Emmanuel Dennis oder Dimitris Limnios, aber keiner führt beispielsweise die Entwicklung und Vertragsverlängerung von Jan Thielmann auf. Die Transfers von außen sind ein absoluter Malus, eine Verlängerung mit einem Eigengewächs ist aber eine Selbstverständlichkeit und wird nicht mal aufgeführt. Man kann mich in der Gesamtverantwortung natürlich für die Transfers kritisieren. Ich belüge mich ja nicht selbst. Dann würde ich nicht eine Woche in diesem Job überleben.

Gerade Emmanuel Dennis hat überhaupt nicht funktioniert. Friedhelm Funkel strich ihn sogar aus dem abschließenden Quarantäne-Trainingslager.

Wir haben in der Risikoabwägung ganz klar etwas falsch gemacht. Die menschliche Komponente hat am Ende nicht gepasst und das Risiko, das wir damit gegangen sind, war zu groß. Wir hätten die Charaktereigenschaften über den möglichen sportlichen Mehrwert stellen müssen. Das war ein Fehler, den ich eingestehe und der mir nicht mehr passieren wird. Um das Gruppengefüge zu schützen, haben wir ihn dann rausgenommen. Das war ein schlechter Transfer.

Was hatten Sie sich von Tolu Arokodare erhofft? Auch er konnte die Erwartungen nicht erfüllen.

Auch Tolu Arokodare ist, genauso wie Dennis, am Ende daran gescheitert, dass er große Schwierigkeiten hatte, sich in die Mannschaft zu integrieren. Natürlich ist er noch nicht so weit. Der Fehler bei ihm war, dass wir ihn nicht für zwei Jahre geliehen haben. Ein Jahr war zu kurz. Natürlich hatten wir auch damit geplant, dass er mehr Einsatzzeit bekommt. Am Ende einer Saison gibt es immer Verlierer. Dennis und Tolu waren leider jene, die ich verpflichtet hatte. Bei Tolu sind die Voraussetzungen nach wie vor brillant. Er muss aber professioneller werden. Sonst wird er scheitern. Wenn er an sich arbeitet, wird er explodieren.

Steffen Baumgart ist jetzt schon Feuer und Flamme

Wie sehen Sie nun Ihre Nachfolge mit Jörg Jakobs geregelt?

Mit Jörg Jakobs habe ich sehr intensiv zusammengearbeitet und hätte mir gewünscht, dass er offen und ehrlich zu mir gewesen wäre. Ich habe noch keinen Anruf oder Nachricht von ihm erhalten. Ich weiß, dass er absoluter FC-Fanatiker ist, und deshalb wünsche ich ihm alles Gute.

Zudem trägt Thomas Kessler nun mehr Verantwortung.

Ich bin der Überzeugung, dass man ehemalige Spieler in den Verein einbinden sollte. Alexander Wehrle und ich haben ihn in das zweijährige Trainee-Programm des DFB gebracht und ins Geißbockheim geholt.

Auch der Trainer, den Sie verpflichten haben, Steffen Baumgart, hat sich enttäuscht über Ihre Entlassung gezeigt. Sind Sie besorgt, dass er nun nicht mehr mit vollem Einsatz dabei sein wird?

Steffen wird performen, darüber mache ich mir keine Sorgen. Er ist jetzt schon Feuer und Flamme für den Verein und wird zu einhundert Prozent seinen Job machen.

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