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Hybride MV: Dieser Antrag entscheidet über die FC-Zukunft

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Die Mitgliederversammlung des 1. FC Köln in der Lanxess Arena. (Foto: GBK)

Wenn der 1. FC Köln in weniger als zwei Wochen seine Mitgliederversammlung aus dem Jahr 2020 nachholt, steht nicht nur die Wahl von Carsten Wettich als Vizepräsident im Mittelpunkt des Interesses. Es ist auch die erste MV der Vereinsgeschichte, die nicht als reine Präsenzveranstaltung stattfinden wird. Gleich zwei Anträge auf Satzungsänderung haben zum Ziel, dass reine Vor-Ort-Versammlungen der Vergangenheit angehören sollen. Ihre Begründung: Im digitalen Zeitalter und bei inzwischen rund 112.000 Mitgliedern ist das nicht mehr zeitgemäß.

Köln – Es ist eine der richtungsweisenden Diskussionen, die aktuell im 1. FC Köln geführt wird. Einerseits die vehementen Verfechter der reinen Vor-Ort-Mitgliederversammlungen, für die nur jene Mitglieder ihr Stimmrecht ausüben sollten, wenn sie einmal im Jahr von nah und fern nach Köln reisen und persönlich zur MV in der Lanxess Arena kommen. Andererseits jene, die darin eine Unterdrückung ihres Stimmrechts sehen, gerade der Menschen, die nicht im Rheinland, womöglich gar im Ausland leben und trotzdem Mitglieder sind und ihre Beiträge zahlen. Eine Diskussion, die aufgrund der Corona-Pandemie noch einmal an Fahrt aufgenommen hat.

Was die FC-Satzung bislang vorsieht

Der 1. FC Köln hat in den letzten zehn Jahren mehrere Mitgliederkampagnen gefahren und seine Mitgliedschaft von rund 50.000 (2011) auf 112.000 (2021) mehr als verdoppelt. Gleichzeitig hat nicht zuletzt die Corona-Pandemie dazu geführt, dass sich die digitalen Möglichkeiten für Mitgliederversammlungen ausgeweitet und verbessert haben. Der FC hat sich in diesem Jahr für den Dienstleister “Voting Partner” entschieden. Weitere Anbieter sind längst mit unterschiedlichen Angeboten und technischen Lösungen am Markt und haben gerade erst begonnen das Potential auszuschöpfen. Die Angebote werden sich in den nächsten Jahren wohl rasant weiterentwickeln.

Doch noch ist beim 1. FC Köln in der Satzung verankert, dass “die Mitgliederversammlung, soweit gesetzlich nichts anderes bestimmt ist, im Präsenzverfahren abzuhalten” sei, also mit allen Mitglieder an einem bestimmten Ort versammelt. Für die bevorstehende MV ließ dies die Gesetzeslage wegen der Pandemie nicht zu, daher findet die MV am 17. Juni nun rein virtuell statt, also ohne Mitglieder vor Ort und ausschließlich online. Bislang sieht die Satzung lediglich die Option vor, dass der Vorstand ein sogenanntes “Virtuelles Verfahren” erlauben kann, wonach zusätzlich zu den Mitgliedern vor Ort weitere Mitglieder “mit Hilfe geeigneter Telekommunikationsmittel auch ohne Anwesenheit an deren Ort teilnehmen und sämtliche oder einzelne Rechte ganz oder teilweise ausüben können”. Dieses virtuelle Verfahren, das inzwischen unter dem Begriff “hybride Versammlung” bekannt ist, bedarf der Zustimmung des Mitgliederrats. Alles ist in Paragraph 13 der Satzung geregelt.

Zwei Anträge wollen dauerhaft eine hybride MV

Die FC-Mitglieder Rüdiger Thormann und Bernd Johannwerner zielen mit ihren zwei Anträgen auf Satzungsänderung zur diesjährigen Mitgliederversammlung darauf ab, diesen Paragraph 13 zu verändern. Das Ziel beider Anträge ist, dass der 1. FC Köln seine MV künftig immer mittels dieses “virtuellen Verfahrens” und damit immer als hybride Veranstaltung abhält, also als Präsenzveranstaltung, zu der sich alle Mitglieder, die nicht vor Ort sein können, virtuell einschalten und ihr Stimmrecht ausüben können. Über beide Anträge wird zum letzten Tagesordnungspunkt 12 und damit ganz am Ende der Versammlung abgestimmt werden.

Wird aus der Alibi-Demokratie eine echte Demokratie?

Dann wird sich zeigen, wie die Zukunft des 1. FC Köln aussehen wird. Sollte der FC künftig jede Mitgliederversammlung als hybride Veranstaltung durchführen, könnten sich die bisherigen Mehrheitsverhältnisse verändern. Ein Umstand, der dem Vorstand und dem Teilen des Mitgliederrates Sorgen bereitet. Darüber hinaus stehen Teile des Vorstands und des Mitgliederrates einer dauerhaft hybriden Lösung skeptisch gegenüber und präferieren weiterhin reine Vor-Ort-MVs. Präsident Werner Wolf spricht sich dafür aus, im Falle des technischen Gelingens der MV im Juni dauerhaft die hybride Lösung anzubieten. Lukas Podolski hat am Freitag in einem Interview erklärt, dass der FC gut daran tun würde, die größten Themen nicht nur mit den Menschen bei der MV vor Ort, sondern mit allen Mitgliedern zu diskutieren. Insofern wird die Abstimmung über die künftige Form der Mitgliederversammlung auch eine Abstimmung über die künftige Form der Demokratie des Klubs sein. Sollte es bei einer reinen Vor-Ort-Mitgliederversammlung bleiben, obwohl die technischen Lösungen allen Mitgliedern die Teilnahme ermöglichen würden, würde der FC zu einer Alibi-Demokratie verkommen. Sollte dagegen die hybride MV zur Norm werden, würde eine echte Basisdemokratie beginnen.

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